PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
, wenn es sein mußte, mit Gewalt.
»Die Menschen meinen es nicht immer nur böse«, antwortete ich, »sie schauen lediglich auf ihren Vorteil. Aber du hast recht, es ist besser, daß Crest ein freier Mann bleibt.«
»Ich habe darum gebeten, mich keinesfalls einer staatlichen Organisation auszuliefern«, wandte der Arkonide ein, der den Wortwechsel aufmerksam verfolgt hatte. »Major Rhodan hat diesen Landeplatz auf mein Verlangen hin ausgewählt.«
»Wie wollen Sie sich schützen?«, schrie Flipper außer sich. »Das ist doch alles nur fauler Zauber. Als Offizier der Space Force habe ich einen Eid auf die Verfassung geschworen und ... «
»Das habe ich ebenfalls, aber unter den gegebenen Umständen bin ich nur noch Mensch und keiner Landesverfassung mehr verpflichtet. Künftig sind wir gezwungen, in kosmischen Maßstäben zu denken. Oder hast du noch immer nicht begriffen, wie unsagbar lächerlich unsere planetaren Streitigkeiten sind, verglichen mit der Macht des Großen Imperiums? Die Fremden sprechen nur von der dritten Welt des solaren Systems, keinesfalls von irgendeiner Nation. Aus galaktischer Sicht sind wir Erdbewohner, keine Amerikaner, Russen, Chinesen oder Deutsche. So einfach ist das.«
»Das hättest du uns schon auf dem Mond erzählen müssen, Alter«, schimpfte ich. »Ich habe doch gespürt, daß da irgendein Geheimnis war. Aber okay, sei's drum. — Crest, ehe uns die ersten Truppeneinheiten die Hölle heiß machen, müssen Sie sich um einen realen Schutz bemühen. Gute Worte allein halten keine einzige Kugel ab.«
Wir öffneten die Schleuse und atmeten die heiße und trockene Wüstenluft, die dem Arkoniden gut zu tun schien. Im Augenblick lag eine fast überirdische Stille über diesem Teil der Wüste — nur, für wie lange noch?
Im Laderaum der STARDUST begann ein rätselhaftes Aggregat der Arkoniden zu summen. Vorübergehend erschien es mir, als wurde ein hauchfeiner Schleier den Blick zum Horizont trüben. Aber das waren einfach die überreizten Nerven. Mit beiden Händen massierte ich meine Schläfen.
Hoch im strahlenden Blau des Himmels zogen zwei silberne Punkte ihre schnelle Bahn, die ersten Jäger der Asiatischen Föderation.
Den klobigen Raumanzug hatte ich abgelegt. Gedankenverloren tastete ich über die Schulterstücke meiner Kombination, hakte die Finger ein und riss beide Rangabzeichen ruckartig herunter. So, wie es vor einigen Minuten Perry Rhodan vorgemacht hatte.
Zwei Fetzen Stoff und ein bisschen glänzendes Metall — was war das schon? Ich ließ die Schulterstücke fallen und schaute zu, wie der Wind sie über den karstigen Boden verwehte.
Zum erstenmal im Leben fühlte ich mich wirklich frei.
Vermutlich ein trügerisches Gefühl ...
Was ist Schicksal? Eine Aneinanderreihung von Zufällen?
Aber gibt es wirklich Zufälle? Ich glaube nicht daran. Vielleicht war die Zeit ganz einfach reif für die Begegnung. Und wenn nicht wir, dann hatten andere Astronauten den notgelandeten Forschungskreuzer der Arkoniden auf dem Mond entdeckt. Für mich erweist sich wieder einmal das als richtig, was ich schon immer behauptet habe, was aber kaum jemand hören wollte. Nur Ereignisse, die ein Mensch nicht begreift, bezeichnet er als Zufall.
Lichtjahreweit suchen irdische Teleskope den Weltraum nach Anzeichen fremder Lebensformen ab, die Wissenschaftler streiten sich über eine plausible Antwort auf die Frage, ob Leben auch anderswo entstanden sein kann, sie wissen nicht einmal mit Sicherheit zu behaupten, ob andere Sonnen überhaupt Planetensysteme besitzen oder ob unser Sonnensystem einzigartig im Kosmos ist — dabei lag die Antwort auf all die brennenden Fragen monatelang vor unserer Haustür, und niemand hat sie gesehen. Wenn das kein Witz ist, weiß ich nicht.
Vielleicht gibt es wirklich jemanden, der auf uns armselige Menschlein herabblickt und sich einen Spaß daraus macht, Zufälle zu inszenieren.
Gott?
Mag sein. Aber nicht in der Vorstellung, daß wir ihn irgendwo da oben finden werden. Das wäre zu banal. Ich glaube vielmehr, daß ein Stück von Gott in jedem von uns ist, in allem, was lebt, egal ob Pflanze, Tier oder Mensch. Die Arkoniden muß ich natürlich auch dazuzählen und die anderen raumfahrenden Völker, von denen Crest andeutungsweise gesprochen hat. Wahrscheinlich hat jede Rasse ihre eigene Religion, Götter, die sie verehrt, deren Namen aber doch nur unterschiedliche Bezeichnungen für einen gemeinsamen Schöpfer sind.
Was schreibe ich da eigentlich? Ich
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