PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
vorgelegt. Danach hatte uns die konservierte Stimme Rog Fanthers einen Bericht aus der Vergangenheit gegeben und uns wissen lassen, daß die Männer von DINO III damals gemeinsam mit lemurischen Flüchtlingen OLD MAN konstruiert hatten.
Die Lemurer waren überzeugt gewesen, daß die Haluter eines Tages erneut die Erde angreifen würden. Deshalb hatten sie ihre neu entwickelten Kontrafeldstrahler installiert, die vor Paratronschirmen einen hyperinstabilen Bereich erzeugten und die Paratronenergien in den Hyperraum ableiteten. Gleichzeitig war die Sonderschaltung justiert worden, die sich nur gegen Angreifer richten würde, die von einem Paratronschirm geschützt wurden. Die Haluter besaßen dieses Schutzfeld, die Zweitkonditionierten ebenfalls. Die Erde war also, banal gesehen, durch eine Verwechslung gerettet worden. Denn weder die Besatzung von DINO III noch die Lemurer hatten von den Zeitpolizisten gewußt.
Der Nachmittag verstrich wahnsinnig schnell, aber ich wurde den Eindruck nicht los, daß manches an lonka vorbeiging. Deshalb abbrechen wollte ich freilich nicht. Zum erstenmal stellte ich bewußt fest, daß sogar ihre Augenfarbe der von Hannah glich. Ich ertappte mich dabei, daß ich sie ungewollt anstarrte. Was hinderte mich daran, da weiterzumachen, wo sie aufgehört hatte. Das Solare Imperium hatte seine schwerste Krise überwunden, uns standen hoffentlich einigermaßen friedliche Jahre des Aufbaus und der Expansion bevor. So gesehen würden wir eine Chance haben, miteinander glücklich zu sein. Zwanzig Jahre, vielleicht dreißig Jahre lang. Flüchtig dachte ich sogar daran, mit lonka an Bord eines der neuen Explorer zu gehen und die Milchstraße zu verlassen. In den unbekannten Weiten des Weltraums neue Sterne und neues Leben entdecken, das war es, was mich noch reizte.
Warum ich diese Überlegungen unausgesprochen wieder hinunterschluckte. Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich war das seltsame Gefühl schuld, aus dem Nichts heraus beobachtet zu werden. Die einzige Erklärung dafür hieß ES. Aber was erwartete der Unsterbliche von Wanderer von mir?
Kein dröhnendes Gelächter diesmal wie sonst, wenn ES seine undurchsichtigen Scherze mit uns trieb.
Oder war ich einfach überarbeitet. Möglich, daß ich sogar den Zellaktivator als Ursache verdächtigt hatte. Doch Atlans Unsterblichkeits-Ei hielt den Arkoniden seit über zehntausend Jahren bei bester Gesundheit, weshalb hatte ausgerechnet mein Aktivator Fehlfunktionen zeigen sollen?
Ich nahm mir vor, solche Empfindungen für mich zu behalten. Wie ich mich fühlte war einzig und allein meine Angelegenheit. Vor allem hatte ich keinen Bedarf an neunmalklugen Ratschlägen selbsternannter Hobbypsychologen, denen es eine Freude sein würde, den Solarmarschall zu beraten. Allen voran unser Retter des Universums, Sonderoffizier Guck.
»Paß auf, Dicker«, hörte ich ihn förmlich sagen, »du hast zwei oder drei Bretter, waagerecht in einen Kasten eingelegt, der von vorne mit einer Tür verschlossen wird. Was ist das? Ein Schrank — richtig. Und stell dir vor, auf jedem dieser Bretter steht genau eine Tasse — Schon wieder richtig: Dann hast du nicht alle Tassen im Schrank.«
Mit einem knappen Kopfschütteln wischte ich alle ungebetenen Gedanken beiseite.
»Am 27. August 2437 verließen achttausendfünfhundert Dolans die Parabasis«, sagte ich schwer. »Schon ein einziges dieser Schiffe legte die Industrie des Planeten Ondhubar in Schutt und Asche.«
»Ondhubar?« lonka kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. »Ist das nicht die Welt, auf der ein gewisser Reginald Mitclaff Bull den Wiederaufbau in die Hand nahm? Mir ist der Name in Erinnerung. Ein Verwandter von Ihnen, Sir?«
»Ein ferner Verwandter.« Ich tat den Einwand mit einer unwilligen Handbewegung ab. »Aber das ist für die Geschichte der Menschheit nicht mehr als eine Randnotiz. Allein der letzte und entscheidende Angriff der Zeitpolizisten auf das Solsystem und die Erde zählt — und die Tatsache, daß wir Menschen wirkliche Freunde in der Galaxis haben. Dreißigtausend Fragmentraumschiffe der Posbis warfen sich gemeinsam mit fünfzigtausend Kampfschiffen der Solaren Flotte den Gegnern entgegen.«
Ich reichte lonka eine kleine graue Kassette. »Das sind gut zwanzig Stunden Aufzeichnungen der meisten Funksprüche zwischen den Schiffen unserer Flotte. Ich bin überzeugt, daß Sie damit einiges anfangen können.«
»Danke«, sagte sie überrascht und aktivierte, ob absichtlich oder zufällig
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