Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
den Augenblick genießen.« Sanft massierten ihre Fingerspitzen, streiften über meine Schläfen und wühlten sich durch mein Stoppelhaar. »Ich möchte mit dir schlafen, Reginald Bull.«
    »Miss Mellham ... «
    »lonka!«, sagte sie.
    »Also gut, lonka. Wie alt sind Sie?«
    Ihr Zögern dauerte Sekundenbruchteile. »Dreiundvierzig«, murmelte sie dann.
    »Ich bin inzwischen fünfhundertfünfundsechzig, seit genau fünfhundert Jahren Rentner, wenn ich es recht bedenke.«
    »Aber rüstig.« Das klang spöttisch.
    Auf jeden Fall hatte ich sie verwirrt. Ich sah es, als ich mich umwandte. »Sie könnten meine Ur-Ur-Ur-Enkelin sein, lonka«, stellte ich fest.
    »Biologisch gesehen bin ich älter als Sie Solarmarschall.« Im letzten Moment hatte sie das »Bully« unausgesprochen hinuntergeschluckt.
    »Was halten Sie davon, wenn wir einfach weiterarbeiten?« fragte ich.
    Sekundenlang schloß lonka Mellham die Augen und atmete tief ein .Ihre Hände hatten sich längst wieder aus meinem Haar gelöst und tasteten nach einigen Speicherbändern.
    »Bitte verzeihen Sie meine Entgleisung, Sir. Ich bin einigermaßen verwirrt.«
    »Das legt sich, Miss Mellham. Ziemlich bald sogar. Ich spreche da aus Erfahrung. Und noch etwas. Der Zeitpunkt ist falsch. Vielleicht hätten wir uns vor einigen hundert  Jahren begegnen sollen.«
    »Ich verstehe nicht ganz, Sir.«
    »Lassen Sie es ruhig beim Bully, lonka. Die Frau, die ich nicht vergessen kann, hat nur sehr viel bedeutet. Es ist nicht Ihre Schuld, daß Sie ihr in manchem ähnlich sind.«
     
     
    »Die erste Großoffensive der Zeitpolizisten begann am 15. November 2436. Zweitausend Dolans drangen unaufhaltsam ins Sonnensystem ein. Terras Ende schien bereits nahe, als eine Sonderschaltung OLD MANS ansprach. Alle zwölf Plattformen wurden abgekoppelt und setzten eine bislang unbekannte Waffe ein, den von Lemurern entwickelten Kontrafeld Strahler, der die organischen Raumschiffe der Zweitkonditionierten ihrer Paratronschirme beraubte. Unsere Kampfverbände hatten daraufhin mit den Dolans einigermaßen leichtes Spiel, und nur zwanzig gegnerischen Schiffen gelang die Flucht.«
    Unwillkürlich mußte ich lachen, als lonka eine Melodie zu summen begann. Das Lied aus den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts war mit unserem Schicksal so eng verknüpft wie kein zweites. Nie hatten sich die Clark Sisters träumen lassen, daß sie mit ihrem auf die altertümlichen schwarzen Scheiben gepreßten Hit einmal kosmische Geschichte schreiben würden.
     
    »I´m forever blowing bu-bubbles,
    pretty bubbles in the air.
    They fly so high,
    they nearly reach the sky ... «
     
    Ich war dabeigewesen, als Perry den Text gesungen und Seifenblasen mit einem Strohhalm fabriziert hatte. Aber nur das hatte OLD MAN vor der Selbstvernichtung gerettet. Eine irrwitzige Sicherheitsschaltung: Musik. Im Zeitalter unbestechlicher Positroniken. Nicht einmal Perrys Individualschwingungen waren als Beweis seiner Identität akzeptiert worden. Dieser Captain Rog Fanther war schon ein eigenartiger Kauz gewesen, allerdings einer mit Weitblick. Wie mochte er sich gefühlt haben, fünfzigtausend Jahre tief in der Vergangenheit, ohne Aussicht, je wieder in seine Zeit zurückkehren zu können?
    Die Flut der Erinnerungen schlug wieder über mir zusammen. Wie schon so oft in diesen vier Tagen.
    Die Sonderschaltung »Schwarzer Mond« war in OLD MAN aktiv geworden, bedingt durch Perry Rhodans Anwesenheit auf dem Riesenrobot und seine Sorge um den Fortbestand des Solsystems. Sie war geschaffen worden, um einen möglichen Angriff der Haluter auf die Erde abzuwehren, und die Zweitkonditionierten waren eng mit den Halutern verwandt.
    Eine Roboterstimme, gesteuert vom Geist Captain Rog Fanthers, hatte Perry Rhodan aufgefordert, den Text zu einer bestimmten Melodie vorzusingen, um sich vollends zu identifizieren. Nach ergebnislosem Ablauf einer Frist von sechsunddreißig Stunden wäre die Selbstvernichtung OLD MANS erfolgt.
    »Was soll denn der Quatsch?«, war meine erste Reaktion gewesen. »Sind wir hier in einem Konzert, oder ... ?«
    »Du nix Kultura, Dicker«, hatte Gucky mir zugeflüstert. »Sogar ein Tauber merkt, was das ist.«
    »Was denn?«, hatte ich ebenso leise zurückgegeben.
    »Ein Lied, Dicker.« Guckys salbungsvollen Worten war ein hämisches Grinsen gefolgt. »Ein Lied ... «
    Keiner von uns, kein Terraner, sondern ausgerechnet ein Ara, der altterranische Melodien sammelte, hatte rechtzeitig den gesuchten Text

Weitere Kostenlose Bücher