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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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schnell Stackon Mervan und Zamahr Abartes von den Algen durch eines der unzähligen Wracks gejagt und in die Enge getrieben worden waren, konnte das nicht sein.
    Mein Freund ES, schoß es Bull durch den Sinn, ich hoffe, du hast mir diese Suppe nicht absichtlich eingebrockt.
    Niemand antwortete ihm. Natürlich nicht. ES konnte ein Meister im Schweigen sein.
    Die nächste Überlichtetappe stand bevor. Nur kurz spielte Reginald Bull mit dem Gedanken, abzubrechen. Er entschied sich dagegen.
    Während die Sterne von den Schirmen verschwanden und dem monotonen, schemenhaften Abbild des Zwischenraums wichen, zermarterte er sich den Kopf nach einem schnellen Ausweg. An Bord eines der Schiffe verbarg sich möglicherweise ein unerwünschter Passagier.
    Eine stählerne Kugel mit mehr als eineinhalb Kilometer Durchmesser, eingeteilt in über zwanzig Hauptetagen und eine Vielzahl von Unterdecks, vollgestopft mit Aggregaten bis hin zu Wohnblockgröße; ein Gewirr von Hallen, Korridoren, Schächten und Gängen; in den Zwischendecken verlaufende Versorgungsschächte, die ein Hunderte Kilometer langes Versorgungsnetz ergaben, viele davon mit einem Querschnitt, der es Menschen erlaubte, zumindest in gebückter Haltung zu stehen, das war schlichtweg ein Irrgarten, in dem jede Suche ohne ausreichende Hilfsmittel von vornherein zum Scheitern verurteilt sein mußte. Erschwerend kam hinzu, daß die Lemurer-Nachfahren viele Decks in hydroponische Anlagen verwandelt hatten und daß sogar ein Großteil der Mannschaftskabinen leerstand.
    Die Flotte kämpfte sich durch den Mahlstrom.
    Trojanische Pferde auf dem Weg nach Terra! — Kein angenehmer Gedanke.
    Reginald Bull verließ die Zentrale nicht mehr. Seine Schlafperioden hatten sich auf gelegentliche kurze Phasen reduziert, in denen ihm vor Erschöpfung die Augen zufielen. Solche Momente häuften sich und mahnten ihn, daß er den Raubbau an seinen Kräften nicht mehr lange durchstehen wurde.
    Er hatte aufgehört, die Überlichtetappen zu zählen. Im nachhinein verstand er nicht, weshalb er überhaupt damit begonnen hatte. Das war Ballast, Erbsenzählerei, um die sich ein Reginald Bull nie gekümmert hatte. Dafür gab es Schreibtischtäter, die schon verdächtig blaß wurden, sobald sie den Kopf in den Nacken legen mußten, um zur Polschleuse eines gelandeten Großraumers hinaufzuschauen.
    Seit die astronomischen Daten stimmig waren und die Position der Erde in die Navigationsrechner eingespeist, spürte Bully eine weiter wachsende Unruhe. Noch einen halben Tag, dann wurde die Odyssee ein Ende haben.
    Fast wünschte er, die Zeit möge stillstehen. Bis seine Zweifel ausgeräumt waren. Durfte er eine Landung auf der Erde wirklich riskieren?
    Der nächste Energieabfall kam, als er schon nicht mehr damit rechnete. Sekunden nach einem Überlichtmanöver mochte ebensogut der Abbau der Kompensationsschicht dafür verantwortlich sein; das Alter der Schiffe bedingte Nebeneffekte, von denen man sonst nur in grauer Theorie hörte.
    Kompakte Meßgeräte, um dem Energiefluß nachzuspüren, gab es nicht. Lediglich ein halbes Dutzend Handscanner mit begrenzter Reichweite. Nach dem Zwischenfall auf der HEDREN GEOTH hatte Bully Freiwillige an neuralgische Punkte geschickt und in regelmäßigem Wechsel ablosen lassen. Auf eine Erfolgsmeldung wartete er jedoch vergeblich.
    »Nichts?«, fragte Moixan, der schon damit befaßt war, den Kurs für die letzte Etappe festzulegen. Der Ausläufer einer schmalen Dunkelzone lag als optisches Hindernis noch zwischen den Schiffen und der Sonne Medaillon. Ein Problem für das Flugmanöver bedeutete sie nicht.
    Bullys Antwort blieb unausgesprochen. Einer der wenigen funktionsfähigen Anschlüsse der Internkommunikation erwachte jäh zu kreischendem Lärm. Hektisch berichtete ein Kontrollposten, daß der Energieabfall seine Ursache auf den unteren Hangardecks hatte.
    » ... ich habe Morgam gefunden. Er scheint einer ähnlichen Messung nachge ... «
    Ein halb ersticktes Gurgeln, gefolgt vom Geräusch eines fallenden Körpers, beendete den Satz.
     
     
    »Zurück!«, herrschte Reginald Bull seine Begleiter an. »Solange wir uns nicht schützen können, hat keiner eine Chance.«
    Ein Mann taumelte ihnen entgegen, doch er nahm sie nicht wahr. Sein leerer Blick verlor sich in endloser Ferne. Am Ende des Korridors, nur wenige Meter vor dem doppelflügeligen Schott zu einem der leerstehenden Jägerhangars, lag eine zweite, offensichtlich bewußtlose Person.
    Bully stellte sich dem

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