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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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dieser unscheinbare Strahler bedeutete; solche Erfindungen durften niemals in die falschen Hände geraten. Posthypnotische Befehle, verbunden mit künstlicher Amnesie, verwandelten Menschen in Roboter. Ein entsetzlicher Gedanke. Schon ein einziger Psychostrahler im Besitz eines Wahnsinnigen konnte zur unüberschaubaren Gefahr mutieren; wir verfügten über drei dieser silbernen Stäbe. Von den anderen Errungenschaften ganz zu schweigen. Auf unseren Schultern lastete eine schwere Verantwortung, aber irgendwie fühlte ich mich wie der edle Ritter, der Unterdrückten und Geknechteten zu Hilfe eilte.
    Erinnerungsfetzen, vage Bilder aus meiner frühen Schulzeit, zogen wahrend des Fluges vor meinem inneren Auge vorüber. Da war Tess, ein sommersprossiges, von ewigen Zahnlücken geplagtes Mädchen, meine allererste heimliche Liebe. Zumindest hatte ich es damals so empfunden, aber wir waren wohl eher eine Schicksalsgemeinschaft gewesen. »Feuergesicht« hatten die anderen sie genannt. Und »Rothaar«. Dabei hatte ich ihre zu einem strengen Nest zusammengebundenen roten Haare stets ausgiebig bewundert. Als die Burschen zwei Klassen über uns angefangen hatten, Tess »Teufelskind« hinterherzuschreien, war ich ausgerastet.
    In der Erinnerung spürte ich immer noch die Tritte und Fausthiebe, die ich mir eingehandelt hatte, als ich gleich mit drei älteren Jungs abrechnen wollte. Ich sah auch wieder Mutters Tränen und die Verbitterung in ihrem Gesicht, als sie mir das Blut von den Lippen wusch und mein dick geschwollenes Auge mit Eis kühlte. Über mein zerfetztes Hemd hatte sie nie ein Wort verloren und den Triangel in der Hose mit einem ledernen Herzen übernäht. Den ausgeschlagenen Backenzahn hatte Mutter erst Tage später bemerkt. Warum sie nicht geschimpft, sondern sich neben mich gesetzt und mir zugehört hatte, hatte ich erst sehr viel später wirklich verstanden. Ich hatte ihr von Prinz Eisenherz in den Sonntagsseiten erzählt und daß ich manchmal träumte, wie er Abenteuer zu bestehen.
    Nun gab mir der Psychostrahler die Möglichkeit, zu verwirklichen, was ich mir als Kind sehnsüchtig gewünscht hatte. Leider sah ich die Welt längst mit anderen Augen und nicht mehr so verklärt wie einst. Perry Rhodan hatte recht, auch wenn ich vielleicht ein klein wenig seiner Nachhilfe bedurft hatte. Die Chance, die wir auf dem Mond erhalten hatten, war einmalig. Wir waren es der Menschheit schuldig, nicht mehr lockerzulassen.
    In Darwin lieferte ich Flipp, dessen ununterbrochenes Gerede über seine Frau und die bevorstehende Geburt mir allmählich auf die Nerven ging, im Hotel ab. Dann suchte ich Dr. Frank Haggard auf, der vor zwei Jahren das Leukämie-Serum entwickelt hatte. Er verstand nicht sofort, was ich von ihm erwartete. Erst als ich ihm einen handlichen arkonidischen Energiespeicher als Bezahlung für seine Dienste anbot, ein Gerät, das ihm mindestens die nächsten hundert Jahre als unabhängiger Stromlieferant dienen konnte, wurden wir uns einig.
    Am nächsten Tag verscherbelte ich weitere unbedeutende Geräte aus dem Fundus der Arkoniden an die Direktoren mehrerer Industriewerke, nichts Weltbewegendes, doch ausreichend, daß ich mich mit Kisten voll elektronischer Spezialteile und einer beachtlichen Summe Bargeld eindecken konnte. Nicht weniger karg als das Staatsgebiet der Dritten Macht war ihr finanzielles Polster gewesen. Der Gedanke, mit Hilfe des Psycho-Strahlers den gesamten Tresorbestand irgendeiner Staatsbank abzuheben, war an sich verlockend, aber eben auch kriminell. Wie oft hatte ich mir so etwas gewünscht, vor allem, wenn ich meinem Bankberater gegenübergesessen und er scheinbar sinnend auf die Wand hinter mir gestarrt und dazu Notizen gemacht hatte.
    »Ein nagelneuer Chevy, Mr.. Bull? Außerdem mit Sonderausstattung? Hm ... Als Astronaut leben Sie gefährlich — wer sagt mir, daß Sie nicht eines Tages oben bleiben?« Gleichzeitig hatte er die Augen verdreht, als müsse er das Auto aus eigener Tasche bezahlen, und sich mit zwei Fingern die Nasenspitze massiert. »Wissen Sie, Mr. Bull, die Sache ist nämlich nicht so einfach, wie immer alle glauben: Ohne zusätzliche Lebensversicherung wären wir gezwungen, im Falle — Sie wissen schon — Ihr Auto zu veräußern. Das bringt in der Regel nicht den ausstehenden Betrag. Sie werden also diese Lebensversicherung abschließen, und danach können wir die Finanzierung durchziehen ... «
    »Gar nichts werde ich«, hatte ich dem Pfennigfuchser in aller

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