PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
Danke, dass du uns verständigt hast.«
»Ich bin ein Freund der Sternensucher. Und ich weiß, dass ihr alle Außenstationen - eure ebenso wie die des Raumfahrtsolidars - gebeten habt, Ungewöhnliches zu melden. Das Artefakt erschien mir ungewöhnlich genug.«
Deshan sah kurz aus dem Fenster. Draußen, auf dem Start- und Landefeld der Station, stand ein kleines interplanetares Raumschiff, das Levian Paronn für Flüge nach Sternensucherbasen bei den äußeren Planeten verwendete, deren Besatzungen eng mit den Stationen des Raumfahrtsolidars zusammenarbeiteten. Sie waren eingerichtet worden, um den Exodus-Schiffen Hilfe leisten zu können, wenn es während ihrer kritischen Beschleunigungsphase zu Zwischenfällen kam. Andruckabsorber, künstliche Gravitation und leistungsfähige Triebwerke verkürzten Reisen, die früher Wochen oder gar Monate gedauert hatten auf Stunden oder einige Tage.
»Das Solidar schickt ebenfalls ein Schiff«, fügte Fardan hinzu. »Es wird morgen hier eintreffen.«
»Wisst ihr, wie lange sich das Artefakt schon im Krater befindet?«, fragte Paronn.
»Nein. Wir haben es vor wenigen Tagen gefunden, durch Zufall.«
Düstere Ahnungen regten sich in Deshan. »Vermutest du einen Zusammenhang mit dem Feind?«
»Ja«, sagte Paronn. »Ich glaube, das Artefakt ist eine Art Relaisstation, das Signale empfängt und sie per Hyperfunk weiterleitet.«
»Hyperfunk?«, wiederholte Enno Fardan verwundert.
»Signale, die schneller sind als das Licht«, erklärte Paronn widerstrebend, und Deshan gewann kurz den Eindruck, dass er bereute, zu viel gesagt zu haben. »Ich fürchte, die Relaisstation empfängt die Signale von Sonden und leitet sie weiter.«
»An wen?«, fragte Fardan.
»An die Wesen, die vor einundsechzig Jahren mit dem Kugelschiff kamen.« Paronn holte tief Luft. »Vielleicht hat der Feind auf diese Weise die Kursdaten der dreiunddreißig bisher aufgebrochenen Exodus-Schiffe in Erfahrung gebracht. Das wäre eine unvorstellbare Katastrophe.«
Plötzlich verstand Deshan, warum Paronn so bestürzt gewesen war. Hunderttausende von Kolonisten, die mit den Generationenschiffen aufgebrochen waren, um die Spezies Mensch zu den Sternen zu bringen und ihr Überleben zu sichern... Vielleicht waren sie alle in den Tod geflogen!
»Es wäre aber auch denkbar, dass die Relaisstation die empfangenen Daten sammelt und erst sendet, wenn ein zweites Schiff des Feindes in diesem Sonnensystem eintrifft. Deshalb muss das Artefakt sofort zerstört werden!«
»Aber von welchen Sonden sollte die angebliche Relaisstation Signale empfangen?«, fragte Fardan. »Wir haben nichts bemerkt.«
Paronn deutete aus dem Fenster zu Anunnas Ringen. »Es wäre leicht, dort kleine Ortungsstationen zu verbergen. Neberus Ringsystem käme ebenfalls infrage. Wären eure Messinstrumente imstande, einen zwei Meter großen Satelliten in den Myriaden Gesteins- und Eisbrocken dort draußen zu orten?«
»Das bezweifle ich sehr«, gestand Fardan.
»Habt ihr Sprengstoff?«, wiederholte Paronn seine ursprüngliche
Frage. »Oder siehst du irgendeine andere Möglichkeit, das Gebilde zu zerstören?«
»Wir haben die notwendigen Chemikalien, um Sprengstoff herzustellen«, sagte der Stationsleiter. »Aber es gibt bei dieser Sache auch einen... politischen Aspekt.«
Deshan hatte selbst darauf hinweisen wollen und überließ es Fardan, die Hintergründe zu erläutern.
»Zum ersten Mal in ihrer Geschichte sieht sich die Menschheit einem Objekt gegenüber, das ganz offensichtlich von einer anderen Intelligenz geschaffen wurde. Dadurch wird es unermesslich kostbar. Die Entscheidung darüber, was damit geschehen soll, gebührt dem Großen Solidar, den dreizehn Solidartamanen des Koordinierenden Konzils als Vertreter der ganzen Menschheit. Wenn die Ster-nensucher das Artefakt zerstören, ohne dass Wissenschaftler des Großen Solidars Gelegenheit bekommen haben, es zu untersuchen, könnten erhebliche Spannungen zwischen euch und den Solidartamanen die Folge sein.«
Paronn öffnete den Mund, aber Deshan kam ihm zuvor.
»Er hat recht«, sagte er. »Wir sollten warten, bis das Solidarschiff eintrifft. Nur ein Tag. Seit fast sechzig Jahren schicken wir Exodus-Schiffe zu den Sternen. Ein Tag mehr macht sicher keinen Unterschied.«
Einige Sekunden lang rang Paronn mit sich selbst. »Na schön«, sagte er schließlich. »Ein Tag.«
Das Schiff des Großen Solidars stand unter dem Kommando von Talia Tali, einer bemerkenswert jungen und für ihr Alter
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