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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Verkünder weist ebenfalls auf Gefahren aus dem All hin. Auch er hat gefährliche Wesen erwähnt.«
    Paronn schwieg.
    »Manche Leute bezeichnen den Verkünder als zurückgekehrten zwölften Heroen Vehraato.«
    »Unter bestimmten Umständen können Mythen recht wirkungsvoll sein.« Paronn seufzte leise. »Komm, Deshan. Ich zeige dir das Laboratorium.«
    Die beiden Männer stießen sich vorsichtig ab und schwebten zur Luke, die in den Verbindungsstutzen führte. Deshan Apian versuchte, sich zu orientieren. Während des Anflugs mit dem Shuttle hatte er Gelegenheit gehabt, alle Einzelheiten der neuen großen Raumstation zu betrachten. Sie war mehr als zweihundert Meter lang, bestand aus Zylindern, Röhren, Ringelementen und kleineren kegelartigen Strukturen. Manche Segmente konnten rotieren, um mithilfe von Fliehkraft Gravitation zu simulieren. Hinzu kamen Dutzende von langen Stäben die wie Antennen aus der Station ragten, ausgestattet mit Sensoren und speziellen Messinstrumenten. Paronn und Apian verließen nun einen der Ringe, und der Verbindungsstutzen brachte sie in einen hell erleuchteten Zylinder, etwa dreißig Meter lang und zehn breit. Er drehte sich langsam, und der Chronist stellte erleichtert fest, dass das Gefühl des Fallens verschwand, als er an der Innenwand des Zylinders wieder Gewicht bekam, wenn auch nicht viel - ein kräftiger Sprung hätte ihn zur gegenüberliegenden Wand des Zylinders gebracht. Techniker und Wissenschaftler saßen an summenden Konsolen und hantierten an der komplexen Vorrichtung, die genau dort schwebte, wo sich die virtuelle Rotationsachse des Zylinders befand, in seinem schwerelosen Zentrum.
    »Was ist das?«, fragte Deshan neugierig und deutete nach oben.
    »Das Entwicklungsmodell eines ganz neuen Antriebssystems«, sagte Levian Paronn stolz. »Wenn wir die Sterne erreichen wollen, brauchen wir ein Triebwerk, das über lange Zeit genug Schub entwickelt, um Raumschiffe bis auf fast Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Chemische Reaktionen liefern nicht genug Energie. Wir befassen uns mit verschiedenen Arten von Sonnenstrahlung, insbe-sondere mit Neutrinos.«
    Deshan erinnerte sich an Projekt Neunzehn und beobachtete die Vorrichtung, die einen sehr improvisierten Eindruck auf ihn machte. Sie bestand aus Kabelbündeln, Reflektoren, Projektoren, schirmartigen Apparaturen und anderen Dingen, die er nicht identifizieren konnte. In der Mitte bemerkte er ein langes, transparentes Rohr mit einem flackernden Lichtfaden.
    Einer der Wissenschaftler - ein älterer Mann mit schütterem Haar und fleckigem Gesicht - näherte sich. In der niedrigen Pseudoschwerkraft wirkten seine Bewegungen seltsam auf Deshan, wie durch eine Arzt Zeitlupe in die Länge gezogen.
    »Das ist Professor Luban«, sagte Paronn. »Er leitet das Triebwerksprojekt.«
    Der Wissenschaftler nickte dem Chronisten zu und wandte sich dann an Paronn. »Wir haben alles für einen neuen Test vorbereitet.«
    »Ausgezeichnet.« Paronn winkte. »Fangt an.«
    Deshan beobachtete, wie Luban zu seiner Konsole zurückkehrte und dort Schaltelemente betätigte. Ein dumpfes Brummen im Hintergrund wurde lauter, und die Techniker und Wissenschaftler sahen auf - ihr Interesse galt dem Gebilde in der Mitte des Laboratoriums.
    Der Lichtfaden im transparenten Rohr wurde heller und wuchs, doch dann kam es zu einem unregelmäßigen Flackern, und aus dem Brummen wurde ein stotterndes Surren. Aufregung machte sich unter den Männern und Frauen an den Konsolen breit. Levian Paronn beobachtete das Geschehen und wartete mit wachsender Ungeduld auf eine Erklärung. Schließlich setzte er sich in Bewegung und trat mit vorsichtigen Schritten zu Luban. Deshan folgte ihm.
    Der Professor blickte kummervoll und verwirrt auf die Anzeigen, mit denen der Chronist wenig anfangen konnte.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Luban. »Die Voraussetzungen sind genau gleich, aber trotzdem haben wir bei diesem Test ein anderes Resultat erzielt. Das ergibt doch keinen Sinn. Wenn gleiche Bedingungen nicht zu gleichen Ergebnissen führen, funktioniert die Wissenschaft nicht mehr.«
    »Vielleicht hast du etwas übersehen«, sagte Paronn. »Es muss einen unbekannten Faktor geben, wenn sich trotz gleicher Testbe-dingungen unterschiedliche Resultate ergeben. Lass uns gemeinsam alles überprüfen.«
    Und Deshan Apian beobachtete, wie Levian Paronn wieder zu dem Mann wurde, der Hindernisse überwand und Probleme löste.
    Zwei Wochen später, als Deshan Apian im Arbeitszimmer ihrer

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