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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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andere Maschinenwesen - sie schwebten durch eine Öffnung, die sich in der rechten Wand gebildet hatte. Auch von ihnen gingen fahle Lichtfinger aus, und einer berührte den akonischen Ersten Offizier. Lethir ächzte leise und ging zu Boden.
    Und plötzlich hallte ein schrilles Kreischen durch den breiten Korridor, ein Heulen wie von Dämonen, das Denetree durch Mark und Bein ging. Ohne einen bewussten Gedanken sprang sie auf und lief los, so schnell wie noch nie zuvor in ihrem Leben, fort von den Robotern, die Unheil bedeuteten, vor allem aber weg vom Kreischen, das von Wahnsinn kündete. Angst trieb sie an, der Wunsch, dem Heulen zu entkommen, das allmählich leiser wurde.
    Hinter einer Kurve sah sie plötzlich einen fliegenden Roboter vor sich, anders geformt als die Maschinenwesen, die Denetree bisher gesehen hatte, und wieder reagierte sie, ohne zu denken, sprang durch eine runde, dunkle Öffnung in der nahen Wand. Dahinter ging es steil nach unten, und die junge Lemurerin verlor das Gleichgewicht, fiel und rutschte durch Finsternis. Vergeblich trachtete sie danach, sich irgendwo festzuhalten, doch ihre Hände berührten nur glattes Metall - und dann gar nichts mehr.
    Denetree fühlte nichts mehr unter und neben sich, fiel durch pechschwarze Dunkelheit. Das Kreischen wiederholte sich, wenn auch nicht so laut wie vorher, doch dann merkte sie, dass es von ihr selbst stammte, und sie klappte den Mund zu, stürzte durch grässlich leere Stille. Jeden Moment konnte sie irgendwo aufprallen, und bestimmt war ihre Fallgeschwindigkeit inzwischen so hoch, dass sie sich alle Knochen im Leib brechen würde.
    Dann merkte sie, dass die Luft nur langsam an ihr vorbeistrich. Und tief unter ihr, in dem Schwarz, das alle Konturen verschlang, deutete das erste vage Grau die Präsenz von Licht an.
    Zeit verstrich, und das Grau wuchs. Denetree begann wieder zu hoffen.
    Schließlich drängte das Licht aktiver Leuchtstreifen einen Teil der Dunkelheit zurück, und Denetree stellte fest, dass sie durch einen langen Schacht schwebte, der tiefer hineinführte in den Planetoiden. Ein Antigravfeld verhinderte einen tödlichen Sturz. In den Wänden um sie herum zeigten sich immer wieder die dunklen Öffnungen von Gängen und Korridoren, doch Denetree wusste nicht, wie sie ihre Bewegungsrichtung verändern sollte, um sie zu erreichen.
    Sie streckte Arme und Beine, versuchte es mit Schwimmbewegungen, ohne Erfolg.
    Etwa zehn Minuten später erschien das Ende des Schachts unter Denetree, und sie schwebte ihm entgegen, noch immer sicher gehalten von dem Antigravfeld. Als sie wieder festen Boden unter den Füßen spürte, atmete sie erleichtert auf und blickte nach oben - der Schacht verschwand über ihr in der Finsternis jenseits der Leuchtstreifen.
    Nach kurzem Zögern aktivierte sie das Funkgerät ihres Raumanzugs. »Sharita?«, fragte sie hoffnungsvoll. »Solina?«
    Keine Antwort.
    Sie wandte sich dem einzigen Korridor zu, der vom Boden des Schachts aus erreichbar war - einige wenige Leuchtstreifen entrissen Teile von ihm der Dunkelheit.
    In der finsteren Ferne, verborgen in Schwärze, flüsterte eine Stimme.

Alahandra
    Als in der einen Wand des grauen Zimmers eine Tür erschien, wusste die kleine Alahandra, dass die große nicht länger allein sein wollte. Sie verließ den Raum, in dem sie gelegentlich warten musste, begann mit der Suche und durchstreifte das Kastell.
    Im Saal mit den vielen Säulen hielt sie vergeblich nach der Frau Ausschau, und das fand sie seltsam, denn in einigen Säulen glänzte und funkelte es heller als je zuvor, und in anderen schienen die Schlangen aus Licht bestrebt zu sein, in die Freiheit zu gelangen. Manche Säulen aber, in denen es zuvor ebenfalls Lichter gegeben hatte, waren jetzt dunkel und wie tot. Das stimmte die kleine Ala-handra traurig, obwohl sie den Grund dafür nicht verstand. Sie ahnte, das es einen Zusammenhang mit der Krankheit gab, an der die Frau litt, und bedauerte sehr, ihr nicht helfen zu können.
    Wo bist du?
    Und sie wusste Bescheid, ohne eine Antwort zu bekommen. Wieder eilte sie durchs Kastell, lange Treppen hoch, bis sie schließlich den kleinen Turm erreichte, den höchsten Teil des Gebäudes. Dort stand sie, im Zimmer mit den Zinnenfenstern, und blickte hinaus in den Nebel, der die Feste wie mit einem Gewand umhüllte, das sie nicht abstreifen konnte.
    »Es geht mir nicht gut«, sagte die große Alahandra, ohne sich umzudrehen.
    Das Mädchen trat näher und schlang ihr den Arm um die

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