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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Paronn geistesabwesend. »Wir beide. Ja. Wie Luban und die anderen. Tot.«
    Er drehte sich um, kehrte in den unbeschädigt gebliebenen Teil der Raumstation zurück und nahm den Helm ab. Deshan folgte ihm.
    »Der Schaden muss so schnell womöglich behoben werden, damit die Arbeit fortgesetzt werden kann«, sagte Paronn wie zu sich selbst. »Professor Luban hat immer alles sorgfältig dokumentiert. Wir stellen fest, was zur Explosion führte, und korrigieren den Fehler.«
    Und er schwebte fort, schien den Chronisten ganz vergessen zu haben. Deshan sah ihm nach, einmal mehr von Paronn überrascht, diesmal aber auf unangenehme Weise. Er schien kaum einen Gedanken an die Menschen zu vergeuden, die gerade ums Leben gekommen waren. Seine emotionale Reaktion beschränkte sich offenbar auf die Möglichkeit des eigenen Todes. Dachte und empfand er derart egozentrisch?
    Fast zwanzig Jahre waren vergangen, aber Deshan hatte plötzlich den Eindruck, Levian Paronn überhaupt nicht zu kennen. Er verfasste die Chronik eines Mannes, der ihm fremder als jemals zuvor erschien, und fragte sich: Wer war Levian Paronn wirklich?

Deshan Apian - Lemuria 4521 dT (51879 v. Chr.)
     
    »Wer bist du?«, fragte Deshan Apian. »Wer bist du wirklich?«
    Levian Paronn stand am großen Fenster seines schlicht eingerichteten Büros und kehrte ihm den Rücken zu. Er drehte sich nicht um, sah weiterhin nach draußen, über die vielen Werkshallen und Laboratorien hinweg, die zu Impetus gehörten. Ein langer Arbeitstag lag hinter ihm, und draußen war es längst dunkel geworden. Ein Lichtermeer deutete auf die Stadt Marroar hin, die während der vergangenen Jahre immer näher an den Industriekomplex des Raumfahrtsolidars herangerückt war. Suen leuchtete am Himmel, zeigte sein volles, von Kratern übersätes Gesicht; Sterne leisteten ihm Gesellschaft.
    Deshan fühlte, wie die Sekunden verstrichen, ohne dass etwas geschah. Ganz deutlich spürte er die Bedeutung des Moments, und er respektierte sie mit Geduld.
    Schließlich wandte sich Levian Paronn vom Fenster ab, nahm hinter dem Schreibtisch Platz und deutete auf den Sessel davor. »Setz dich, Deshan.«
    Der Chronist kam der Aufforderung nach. Paronn hielt den Blick gesenkt, als suchte er auf dem Schreibtisch nach geeigneten Worten. Als er aufsah, entdeckte Deshan in seinem Gesicht keinen Hinweis darauf, was in ihm vor sich ging.
    »Ich bin Levian Paronn«, sagte er ruhig.
    Deshan beschloss, ganz offen zu sein. »Ich bin in Torhad gewesen und habe dort Nachforschungen angestellt. Als Junge bist du nie sehr gut in der Schule gewesen, was deinem Vater große Sorgen bereitete. Doch aus den Aufzeichnungen des didaktischen Zentrums von Kanrar geht hervor, dass deine Leistungen während des Studiums außerordentlich gut waren. Deine Eltern fielen einem Verkehrsunfall zum Opfer, als du siebzehn warst. Drei analoge Mel-dungen aus jener Zeit berichten in diesem Zusammenhang vom Ende einer Familie. Während der nächsten Jahre warst du spurlos verschwunden, bis zum Beginn deines Studiums in Kanrat.«
    Deshan legte eine kurze Pause ein, um Paronn Gelegenheit zu geben, etwas zu sagen. Aber Levian schwieg, sah ihn einfach nur aus seinen grauen Augen an.
    »Als wir uns vor einundzwanzig Jahren zum ersten Mal begegne-ten, auf der Beobachtungsplattform zu Beginn der Mondmission, hast du behauptet, für das Raumfahrtprogramm zu arbeiten. Aber das stimmt nicht. Deine Arbeit für Impetus begann erst zwei Jahre später, im Jahr 4502. Im gleichen Jahr bin ich zu deinem offiziellen Chronisten geworden. Ich habe dich bei der Arbeit beobachtet und dabei festgestellt, dass du dich auf bestimmten Gebieten besser auszukennen scheinst als die besten Fachleute. Immer wieder habe ich den Eindruck gewonnen, dass du viel mehr weißt als andere Leute, und in der Gesellschaft der angesehensten Wissenschaftler und Techniker Lemurias ist das zumindest erstaunlich. Während der letzten fünfzehn Jahre hat sich der Arbeitsschwerpunkt von Impetus immer mehr zugunsten deiner eigenen Projekte verschoben, wobei Nummer Neunzehn eine ganz besondere Rolle spielt und kürzlich zu der Katastrophe geführt hat, die Professor Luban und den anderen das Leben kostete. Mepha Hatan scheint noch nicht zu wissen, dass deine eigenen Pläne erheblich an Gewicht gewonnen haben, aber irgendwann kommt er dahinter, und dann bleiben Konflikte bestimmt nicht aus.«
    Diesmal blieb Levian Paronn nicht still. »Impetus arbeitet mit dem Projekt Exodus der Sternensucher

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