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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Taille. »Ich habe es gefühlt«, erwiderte es voller Anteilnahme. »Wenn ich dir doch nur helfen könnte.«
    »Ich bin alt. Meine externen Komponenten funktionieren nicht mehr zuverlässig, und es gibt auch Fehlfunktionen bei den inneren.«
    »Der Saal, in dem du tanzt...«, sagte die kleine Alahandra. »Einige Säulen sind dunkel geworden.«
    Und dann standen sie im Saal. Die große Alahandra ging langsam durch den Wald aus Säulen, berührte hier etwas, strich dort über
    etwas anderes. Ihr Gesicht zeigte Schwermut und Sorge.
    »Die Fremden, die gekommen sind...«
    »Ja?« Das Mädchen erinnerte sich. Vor dem Warten im grauen Zimmer hatte es gefühlt, wie etwas in ihm erschienen war, in dem Größeren, aus dem die Welt der großen Alahandra bestand.
    »Ich habe mich geirrt. Sie gehören nicht zu den Erbauern.«
    »Und das bedeutet?«
    »Sicherheitsverwahrung. Es muss gewährleistet sein, dass sie keine Gefahr darstellen.« Die Frau neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Die Fremden haben eine periphere Einheit aufgefordert, sie zum Feind zu bringen.«
    Der Feind. Wie seltsam dieses Wort klang. Die kleine Alahandra hatte früher nie Feinde gehabt.
    Früher...
    Etwas lenkte ihre Gedanken in eine andere Richtung.
    Die große Alahandra sah sie an, lächelte... und erzitterte plötzlich. »Die Fremden haben meine periphere Einheit zerstört. Das ist eindeutig feindseliges Verhalten. Weitere offensive und defensive Subsysteme müssen aktiviert werden.«
    Sie wollte mit einem Tanz im Säulenwald beginnen, erstarrte aber schon nach dem ersten Schritt. Diesmal versuchte die kleine Alahandra nicht, den großen Saal zu verlassen - sie wäre ohnehin kaum bis zur Tür gekommen. Sie drückte die Hände an die Ohren, als die Frau zu kreischen begann, was in letzter Zeit immer öfter geschah, ein Zeichen der Krankheit. Überraschend schnell verklang das Heulen, und die große Alahandra bot den bereits vertraut gewordenen Anblick: Erstarrt stand sie da, das Gesicht eine Grimasse, völlig reglos, genauso reglos wie die Lichter in den vielen Säulen.
    Die kleine Alahandra trat auf sie zu, berührte ihre Hand und schuf einen Kontakt, der sich nicht aufs Körperliche beschränkte. Sie gab der Frau einen Teil ihrer Kraft, und daraufhin verschwand das Fratzenhafte aus ihrem Gesicht.
    Und dann lief sie zwischen den Säulen hin und her, tanzte mit den Lichtschlangen und dem Funkeln und Glitzern. Die kleine Alahandra beobachtete sie dabei. Diesmal sah und hörte sie, denn die große Alahandra schickte sie nicht ins graue Zimmer, auf dass sie dort wartete.

Deshan Apian - Lemuria 4521 dT(51879 v. Chr.)
     
    Der Anblick konnte prächtiger kaum sein, und Deshan Apian vergaß das Gefühl des endlosen Fallens, das ihn bisher belastet hatte. In der Schwerelosigkeit blickte er aus dem großen Panoramafenster auf den Planeten hinab, der sich langsam unter ihnen drehte: Lemur, das Blau von Ozeanen, das Weiß von Gletschern und weiten Ebenen aus Schnee, die Wiege der Menschheit.
    »Es ist... wundervoll«, sagte der Chronist zutiefst beeindruckt. Natürlich hatte er Bilder und Filme gesehen, aber die Wirklichkeit, das direkte Erleben dieser Perspektive, war überwältigend.
    Levian Paronn nickte. »Ein kosmisches Juwel«, erwiderte er. »Eine Oase des Lebens im All. Viele Menschen dort unten glauben, dass Lemur immer da sein, ihnen immer Heimat sein wird. Doch ein Asteroid würde genügen, um das zu vernichten, was sie für die >Welt< halten.«
    »Ein Asteroid oder... gefährliche Wesen aus den Tiefen des Alls?«
    Paronn antwortete nicht sofort. Er hielt sich an der Wand fest, direkt neben dem Fenster, blickte noch einige Sekunden lang auf den Planeten hinab, drehte dann den Kopf und sah Deshan an. Seit neunzehn Jahren arbeitete der Chronist für diesen Mann, und inzwischen glaubte er, ihn gut zu kennen. Das Feuer tief in den grauen Augen war längst vertraut. Aber es gab auch noch etwas anderes in diesem Mann, für das Deshan offenbar einen besonderen Sinn entwickelte, denn er fühlte es immer deutlicher: ein Rätsel, ein Geheimnis, das Paronn seit fast zwei Jahrzehnten hütete.
    »Gefährliche Wesen«, wiederholte er leise, und ein Schatten huschte durch sein Gesicht. »Auszuschließen ist das nicht. Deshalb müssen wir zu den Sternen. Um zu überleben. Diese neue Raumstation, die erste ihrer Art, ist ein wichtiger Schritt.«
    »Du kennst die Sternensucher vom Projekt Exodus her«, sagte
    Deshan. »Ihre Bewegung hat großen Zulauf, und der

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