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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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abzeichneten. Weniger als zwei Kilometer trennten sie von ihr. i
    »Die Testbedingungen waren eben nicht genau gleich«, erklärte der Professor. »Bei den einzelnen Versuchen waren unterschiedliche Personen zugegen, und das führte zu einer Veränderung der Resultate.«
    »Und?«
    »Wir haben festgestellt, dass die Neutrinos mehr Energie erbringen, wenn bestimmte Personen an den Tests teilnehmen. Bei medizinischen Untersuchungen der Betreffenden hat sich ergeben, dass sie über parapsychische Fähigkeiten verfügen, die ihnen nicht nur den Nachweis von Neutrinos ermöglichen, sondern auch ihre unbewusste Kontrolle. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von der >Abhijn-Kraft<.«
    Dünne Falten bildeten sich in Paronns Stirn. »Mutanten?«
    »Ich würde nicht so weit gehen, diesen Begriff zu verwenden«, sagte der Professor.
    Luban fuhr mit seinen Erklärungen fort und betonte mehrmals, dass die Entdeckung der Abhijn-Kraft die Entwicklung eines Neutrino-Triebwerks beschleunigen konnte. Deshan Apian hörte aufmerksam zu und verwendete vor vielen Jahren erlernte mnemotechnische Methoden, um sich alles zu merken. Die Neuigkeiten waren interessant, aber trotzdem erhoffte er sich ein baldiges Ende des Gesprächs, denn er hatte genug Entschlossenheit zusammengebracht, um Paronn zu fragen, wer er war und was er verbarg. An
    Bord des Shuttles hatte er seinen Auftraggeber darauf ansprechen wollen, denn hier waren sie allein - aber nicht ungestört, wie sich jetzt herausstellte.
    »Ich bin sicher, dass wir schon in kurzer Zeit...« Plötzlich verschwand das Gesicht des Professors vom Kommunikationsschirm.
    Und bei der Raumstation blitzte es auf.
    Am mittleren Ringsegment, unter mehreren langen Zylindern, kam es zu einer lautlosen Explosion. Schlagartig entweichende Luft riss glühende Trümmer und vielleicht sogar Menschen ins All. Zwei dicke Strahlbündel wuchsen aus der Glutwolke, gelbrot an ihrem Ausgangspunkt, blau weiter von der Station entfernt.
    Deshan merkte kaum, dass der Shuttle zu zittern begann und der Sicherheitszephalon einen Alarm auslöste, auf den die Systeme seines Schutzanzugs reagierten - der Helm klappte automatisch nach vorn, und seine Siegel schlossen sich mit einem leisen Zischen. Die Gurte des Sessels strafften sich, gaben Deshan weniger Bewegungsspielraum. Er begriff, dass ihnen die Kollision mit einem Trümmerstück den Tod bringen konnte, aber selbst dieser Gedanke rückte nicht bis ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit vor.
    Hinter der Glut am Ringelement der Raumstation sah er Bilder von Dingen die nicht existierten: weitere Raumstationen, ähnlich strukturiert wie die erste und Raumschiffe, die auf Flammen in den interplanetaren Raum ritten. Destian Apian beobachtete etwas, das er eigentlich gar nicht sehen konnte, und ein Blinzeln vertrieb die Vision. Hinter der Raumstation war das All wieder so leer wie vorher.
    Levian Paronn rang mit den Navigationskontrollen des Shuttles, und wenn er die sonderbaren Bilder ebenfalls gesehen hatte, so kam er nicht darauf zu sprechen. Er versuchte, eine Verbindung mit der Raumstation herzustellen, und schließlich erschien das Gesicht einer jungen Frau auf dem Kommunikationsschirm. Sie wirkte zutiefst erschrocken.
    »Was ist passiert?«, fragte Paronn, und Deshan beobachtete, wie er hinter der Helmscheibe eine Grimasse schnitt, als etwas über den Rumpf des Shuttles kratzte.
    »Das erweiterte Laboratorium mit dem Entwicklungsmodell des neuen Antriebssystems...«, brachte sie hervor. »Dort geriet etwas außer Kontrolle, und es kam zu einer Explosion. Ich fürchte, von den Wissenschaftlern und Technikern hat niemand überlebt.«
    Levian Paronn und Deshan Apian schwebten in der Luftschleuse und blickten in das zerstörte Segment der Raumstation, das noch immer dem Vakuum des Alls ausgesetzt war. Das Licht von Scheinwerfern strich hin und her - Raumanzüge tragende Besatzungsmitglieder flogen zwischen geborstenen Installationen, zerfetzten Aggregaten sowie halb geschmolzenen und dann in der Kälte des Weltraums erstarrten Konvertern und Projektoren. Nirgends zeigten sich Leichen. Professor Luban und die anderen waren entweder im Feuer der Explosion verbrannt oder aber von der Dekompression ins All gezerrt worden.
    Paronns leise Stimme kam aus Deshans Helmlautsprecher. »Ich hätte tot sein können. Wenn wir etwas eher eingetroffen und bei Luban gewesen wären. Ich hätte tot sein können.«
    »Wir hätten beide tot sein können«, sagte der Chronist.
    »Was?«, erwiderte

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