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PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

Titel: PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Prophezeiung: Alles geschieht, weil es geschehen muss, weil es in gewisser Weise bereits geschehen ist.
    Denn wir stehen am Beginn und am Ende zugleich. Eins bedingt das andere. Die Kausalität wirkt in beide Richtungen. Was war, wird sein; was sein wird, ist schon gewesen... Obwohl die Gesetze der Logik weiter ungebrochen Gültigkeit besitzen, könnte man schnell irre werden, Überblick und Orientierung verlieren, schwindeln, taumeln, straucheln. Dieser Gefahr bewusst, halte ich mich, indem ich schreibe, eisern gerade auf Kurs, im Zaum.
    Und fest an dir, o Diarium, geliebte Krücke, treuer Freund, Helfer in der Not! Wenn Zweifel mich bedrücken, lese ich die selbst verfassten Zeilen: Sehr groß und weit ist das Universum. Sehr klein und engstirnig sind wir, die darin um nacktes Überleben und ein Stückchen Glück ringen. Das Schicksal scheint zu erlauben, dass ich uns dies ein wenig einfacher und sicherer gestalten kann. Der Menschheit aller Epochen Wohl ist in meine Hand gegeben. Nur mir, mir ganz allein bietet sich eine einmalige Chance. Ich habe mich, vor langer, langer Zeit, entschlossen, sie zu nutzen.
    Jetzt gilt es, den letzten Stein einzupassen, welcher paradoxerweise auch der erste ist. Mit höchster Vorsicht! Zwar sieht es gut aus, ganz so, als würde das Werk gelingen. Rhodan, Tolot und die übrigen Protagonisten bewegen sich artig in die vorgesehene Richtung. Es gibt bis zum heutigen Tag - dem 25. April 1327 der so genannten »Neuen Galaktischen Zeitrechnung« - keinerlei Indizien dafür, dass sie Verdacht geschöpft hätten.
    Trotzdem...
    Ich schlottere innerlich, giere dem Kommenden entgegen. Überprüfe zum hundertsten Mal, ob sich nicht doch irgendwo ein fataler Fehler eingeschlichen hat. Rufe mir akribisch jede meiner Berechnungen, jeden meiner Schritte ins Gedächtnis. Ganz ruhig. Beherrscht. Konzentriert. Jedes Detail versuche ich zu reflektieren, unvoreingenommen zu hinterfragen, als wäre es vollkommen neu für mich.
    Ich versenke mich ins Gespinst meiner Gedanken. Um den Plan zu begreifen, zu begründen wie auch zu vollenden, muss ich zurückgehen, sehr weit zurück...

Die Heilige Queste
    Zur Herbstsonnenwende, im Garten Ehedem
    »Im Anfang erschuf ich den Himmel und die Hö-hölle.«
    Der Majittri stotterte. Sein heiseres Gelalle hatte mit Sprache kaum mehr etwas gemein. Es klang eher wie das Röcheln der sechsrädri-gen Schubtiere, wenn sie eine schwere Last über die Hügel hievten. Egal, Boryk und die anderen hörten sowieso nicht hin. Sie kannten die Litanei auswendig. Von der Krippe auf war sie ihnen eingebläut worden, abwechselnd mit Rute und Süßriegel.
    »Himmel und Hölle aber lagen wüst und ohne Leben. Fi-Finsternis bedeckte den Abgrund, und nur mein Geist schwebte über den Wassern... «
    Boryks Lippen bewegten sich automatisch mit, ob er wollte oder nicht. Dabei war die Litanei so ziemlich das Letzte, das ihn momentan interessierte. Er schwitzte und fror erbärmlich. Die Kiesel, auf denen er kniete, bohrten sich in seine Haut. Von Atemzug zu Atemzug steigerte sich der Schmerz. Vor allem aber hatte Boryk Angst. Angst, jeden Augenblick umzukippen, Balance und Körperspannung zu verlieren, zu schwächen, zusammenzuklappen. Mit dem Gesicht voran auf die heißen Steine zu fallen, unfähig, sich abzufangen, da man ihm die Hände hinter dem Rücken gefesselt hatte. So war es Brauch, so verlangte es das Ritual. Boryk hätte liebend gern darauf verzichtet, und auf das Gestammel des Majittri erst recht.
    »Denn ich hatte die Wasser über die Erde ko-kommen lassen, um alles Fleisch, in dem Lebensodem war, zu vertilgen. Alles auf der Erde sollte ausgerottet werden. Denn die Erde war vor mir verderbt und hatte sich gefüllt mit Mordtat. Ich habe die Erde gesehen: Verderbt war sie, denn alles Fleisch ha-hatte seinen Wandel auf Erden verderbt. Die Bosheit der Menschen war groß, und alle Gedankengebilde ihrer Herzen richteten sie immerfort nur auf das Böse. Die Kinder, die sie geba-baren, waren verderbt und gebärdeten sich wie Gewürm. und da sie keine Gnade in meinen Augen fanden, vertilgte ich sie und ersäufte sie in den Wassern der F-Flut.«
    in Boryks Bauch rumorte es. Er hatte gefastet, wie ihm aufgetragen worden war, drei Tage und Nächte lang. Na ja, fast. Ein paar schlucke und süßriegel hatte er sich dann doch vergönnt, als Durst und Hunger ihn gar zu sehr gequält hatten.
    Nun machte er sich deswegen Vorwürfe. Die Zeremonie würde noch lange dauern. Was, wenn er in dieser

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