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PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias

PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias

Titel: PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Panoramadarstellung des interstellaren Weltraums und die Ortungsreflexe der siebzehn Schiffe der Bestien ersetzt hatte. In der Zentrale brach Jubel aus. Stimmen gellten, hysterisches Gelächter hallte. Seine Offiziere fielen sich überglücklich in die Arme.
    Sie hatten es geschafft.
    In letzter Sekunde waren sie dem Feind entkommen.
    Aber Thore Bardon wusste, dass es noch ein weiter, gefährlicher Weg zum 87. Tamanium sein würde.
    Zu der Zeitmaschine, die dort auf sie wartete.
    Hoffentlich.
     

3
    Aus unermesslicher Höhe stürzte er hinab, im freien Fall in einen gähnenden Schlund, bodenlos und unauslotbar. Er wollte schreien, doch er stellte fest, dass er keine Stimme hatte. Er wusste nicht, wer er war und wo er war oder was ihn in diese schreckliche, bedrohliche Lage gebracht hatte. Es gab nur ihn und den Sturz, ihn und den Abgrund, ihn und die Bilder.
    Die Bilder...
    Mit einem Schock wurde ihm klar, dass er die Bilder sah, obwohl er keine Augen hatte. Keine Augen und keinen Körper. Sein Fleisch war ihm genommen worden und nur der Geist geblieben. Schattenhaft wie ein Spuk in der Nacht stürzte er weiter und weiter, haltlos in die alles verschlingende Tiefe.
    Während an ihm die Bilder vorbeirasten.
    Augenlos nahm er sie nur wahr, ohne sie wirklich zu sehen, verschwommen und paradoxerweise gleichzeitig geschärft, mit den Sinnen des Geistes, in der Körperlosigkeit entfesselt. Er sah fremde Planeten ihre Bahnen ziehen, Sonnen in der Unendlichkeit tanzen, ganze Galaxien im Leerraum kreisen. Manche bewegten sich so schnell, dass ihre gleißenden Spiralarme zu vagen Flecken verschmolzen. Er sah, wie sich interstellarer Staub zu Sternen zusammenballte, die ihren Milliarden Jahre währenden Lebenszyklus durchliefen und als Supernovae verglühten oder zu Weißen Zwergen schrumpften. Er sah den Kosmos in all seiner unvorstellbaren Größe zu einem Panoptikum reduziert, in der Zeit komprimiert.
    Aber außer diesen kosmischen Panoramen gab es noch andere Bilder. Unberührte, fremdartige Landschaften unter Doppelsonnen und fahlen Monden, von blau schimmernden Pflanzen und Bäumen überwuchert, die binnen Sekunden, im rasenden Zeitraffer, verbrannten und verkohlten und von krebsartig wuchernden Städten ersetzt wurden. Schwindel erregend hohe Häuser, die in einem Atemzug himmelwärts wuchsen und in ihrer ganzen majestätischen Größe über weiten Ebenen thronten, um dann zu Ruinen zu zerfal-len, bröckelnder Schutt, von den Elementen abgetragen. Groteske Wesen, die geboren wurden, ihr Leben lebten, alterten, starben und zu Staub zerbröselten, während andere ihre Plätze einnahmen.
    Er wollte nach ihnen greifen, doch er hatte keine Hände. Er wollte ihnen zurufen, dass er Hilfe brauchte, doch er hatte keine Zunge.
    Und so fiel er weiter, ungebremst und immer schneller, einem unsichtbaren Ziel entgegen, wenn es denn überhaupt ein Ziel für ihn gab.
    Panik flackerte in ihm auf, und er drückte sie nieder. Auch wenn er seinen Namen nicht kannte, seine Erinnerungen verloren, sein gesamtes bisheriges Leben vergessen hatte, so wusste er doch instinktiv, dass Panik das schädlichste aller Gefühle war. Wenn er Hoffnung auf Rettung haben wollte, musste er ruhig bleiben, gefasst, emotionslos.
    Denk nach!, schärfte er sich ein. Erinnere dich! Erinnere dich!
    Aber da war ein Schleier zwischen seinem Bewusstsein und dem Unbewussten, in dem seine Erinnerungen versunken waren, wie Steine in einem Meer, als er diesen endlosen Sturz in die Tiefe begonnen hatte. So sehr er sich auch mühte, er konnte den Schleier nicht durchdringen, und so resignierte er. Ergab sich dem freien Fall, dem rasenden, jagenden Bildersturm, der überwältigenden Flut der Eindrücke, die ungefiltert auf ihn eintrommelten.
    Wer auch immer er war, er war verloren.
    Der Schlund hatte ihn verschlungen und ließ ihn nicht mehr los. Er stürzte tiefer und tiefer hinab, dem fernen, unsichtbaren Grund entgegen, sofern diese Kluft überhaupt einen Grund hatte, und ließ jede Hoffnung fahren.
    Und dann, unerwartet und kaum merklich, nach und nach, wie Wasser, das durch feine Ritzen tröpfelte, kehrten die Erinnerungen zurück. Plötzlich sickerte ein Name durch. Plötzlich wusste er wieder, wer er war.
    Tolot.
    Icho Tolot.
    Ein Haluter.
    Der Gedanke wurde von einer Impression begleitet, die sich explosionsartig aus der Bilderflut herausschälte. Er sah sich selbst wie in einem Spiegel, obwohl er seinen Körper verloren hatte und nur ätherisches Bewusstsein war. Er

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