PR Lemuria 06 - Die längste Nacht
ungewollt. Er war noch zu schwach, um aufzustehen und davonzulaufen. Nicht einmal weiter nach hinten schieben konnte er sich, weil ihn die Wand daran hinderte ...
»Levian Paronn«, antwortete eine dumpfe Stimme, die er unter Hunderten von Halutern jederzeit erkannt hätte. Verzweifelt fragte er sich, wie ausgerechnet Icho Tolot in das Arsenal der Bestien kam.
Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte er mit Stolz davon gesprochen, dass Icho Tolot sein Freund war. Tolot hatte ihm den Weg in die Frühzeit der lemurischen Raumfahrt geöffnet und ihm die Chance gegeben, die Sternenarchen zu bauen. Er hatte ebenso den Bestienkreuzer sabotiert, der zu jener Zeit im Sonnensystem erschienen war, als es keine Gegenwehr gegen dessen Waffen gegeben hätte. Dieses eine kleine Schiff allein wäre in der Lage gewesen, Lemur auszulöschen.
Wenn er es recht bedachte, hatte Tolot mit seinem entschlossenen Handeln den Lemurern erst den Schritt zu den Sternen ermöglicht.
Und dann, eines Tags, war Icho Tolot wieder da gewesen. Mt seinem kleinen schwarzen Bestienschiff hatte er die ACHATI UMA aufgespürt. Gemeinsam hatten sie in den folgenden Jahren etliche Archen aufgesucht, um sich vom Wohlergehen ihrer Besatzungen zu überzeugen.
Bis... ja ... bis er den Haluter benutzt hatte, um die Waffe aus dem Ichest-System zu holen. Die Waffe gegen die Bestien, auf die er seine Hoffnungen gesetzt hatte. Dass Tolot dabei fast umgekommen wäre, war ihm gleichgültig gewesen. Weil er gewusst hatte, dass eben dieser Icho Tolot in ferner Zukunft mit der LEMCHA OVIR auf dem fünften Planeten des Systems abstürzen würde.
Inzwischen hatte Tolot zurückgeschlagen und den Zeittransmitter zerstört. Der Kreis war durchbrochen worden, und nichts von dem, was Levian all die Jahrtausende hindurch sicher zu wissen geglaubt hatte, war wirklich sicher.
»Necc Magot ist tot«, hörte er die Bestie sagen.
»Wer hat den Alten getötet?«
Ion Lissos' flüchtige Geste verriet alles.
»Levian Paronn?«, fragte der Haluter ungläubig.
»Deshalb konnte ich dich befreien«, fuhr Lissos fort. »Magot trug den Impulsschlüssel für das Energiegefängnis stets bei sich.« Er machte eine kurze Pause. »Wir brauchen dich, Tolot«, brachte er dann hervor, »weil du die Lemurer besser kennst als wir.«
»Was habt ihr vor?«
»Wir verlassen das Arsenal, solange wir die angreifenden Raumer noch passieren können.«
»Was ist mit Perry Rhodan und seinen Begleitern?«
»Sie werden wohl in diesem Moment an Bord gebracht.«
»Gut«, sagte Tolot. »Vorausgesetzt, wir nehmen ihn auch mit.« Er deutete auf Paronn.
Ein kleiner schwarzer Kugelraumer... Ringsum wimmelte es von Bestien, die alle anderen für den Start bereitstehenden Schiffe besetzten. Nicht gerade wenige wütende Blicke trafen die vermeintlichen Lemurer. Jeder war deshalb froh, als sie endlich an Bord gebracht wurden.
Gleich darauf steckten die Bestien ihre Waffen weg.
»Das war zu eurer Sicherheit unumgänglich«, sagte Lev Utan. »Wir glauben, dass es nicht nötig ist, sich gegenseitig zu bedrohen.«
»Zumal wir ohnehin mit bloßen Fäusten stärker sind«, bemerkte Perry Rhodan. Beide Zeitgerechten waren jedoch nicht in der Lage, die feine Ironie zu erkennen. »Was wird hier gespielt?«, erkundigte er sich im selben Atemzug. »Hat Tolotos euch geschickt?«
»Wir konnten uns frei entscheiden«, erklärte Murrn Hoks. »Aber darüber reden wir später. Wir müssen die Startvorbereitungen treffen. Icho Tolot und Ion Lissos können jeden Augenblick hier eintreffen. Und noch etwas.« Er beugte sich halb über den Terraner. »Wir erwarten, dass du uns hilfst, das Arsenal unbeschadet zu verlassen. Wir wollen weder von unseresgleichen noch von Lemurern abgeschossen werden.«
»Ich soll eine terranische Kennung in den Sender eingeben?«
»Ja.«
»Wenn ich mich weigere?«
Lev Utan hob in einer beinahe menschlich wirkenden Geste seine beiden Brustarme an und ließ sie langsam wieder sinken. »Das tust du nicht«, sagte er dumpf. »Dir liegt mindestens ebenso viel daran, am Leben zu bleiben, wie uns.«
24
Zweieinhalb Lichtjahre vom Paggosh-Arsenal entfernt endete die Überlichtetappe des Bestienraumers. An Bord herrschte das Schweigen, das sich im Augenblick des Starts von der Dunkelwelt breit gemacht hatte.
Offensichtlich wurde erst jetzt allen Beteiligten wirklich bewusst, was geschehen war. Sie waren zum Spielball der Ereignisse geworden; jeder hatte geglaubt, seinem freien Willen zu folgen, aber
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