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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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errichtet – angeblich zum Schutz des Systems, doch die Botschaft war klar: Das Große Imperium hatte ein waches Auge auf Trebola und würde es nicht zulassen, dass die Netzfürsten eines Tages versuchten, sich seines Einflusses zu entledigen. Eher würde man ihnen Weltraumlift und Sternennetz wieder nehmen – oder noch Schlimmeres.
    Zwar hatte der Fürsorger um des Friedens willen darauf verzichtet, eine größere Zahl von Gardisten auf Trebola selbst zu stationieren – doch die Drohung aus dem Orbit war fast noch effektiver. Die Garnison, hässlich und metallisch, wie sie war, saß im Sternennetz und war untrennbar mit ihm verbunden. Sie kontrollierte den Gütertransfer hinab zur Oberfläche und den gesamten interplanetaren und interstellaren Verkehr – und sie konnte Trebola den Weg zu den Sternen, den Vidaarm seiner Zivilisation aufgestoßen hatte, jederzeit wieder nehmen. Es war subtil. Es war die Art von Drohung, die Trebolaner verstanden. Es war ein ungeheurer Frevel.
    Größer als sein eigener?
    Je-Ron-Tia war ein Verräter. Er hatte die heiligen Stätten seiner Zivilisation auf Khebur entweiht und mit dem Feind kollaboriert. Er hatte das Erbe seiner Mutter verraten. Er war ein Netzbeschmutzer. Ein Ärgernis für Geheimdienst und Politik.
    Kulturelle Kontamination , lautete die Anklage. »Zu große Nähe zu den Fremden«, hatte man ihm auf seine verständnislose Reaktion hin erklärt. Wirklich begreifen konnte er es immer noch nicht.
    Da begann das Terminal seiner Kabine rasch zu blinken. Eine Nachricht über Funk – die Nachricht, auf die er gewartet hatte. Mit zitternden Gliedern nahm Je-Ron-Tia den Anruf entgegen.
    Auf dem Bildschirm erschien das sorgenvolle Gesicht des Netzfürsten Ril-Omh-Er.
    »Es freut mich, dass du meinem Rat gefolgt bist«, sagte er. »Ich habe stets an dich geglaubt, aber viele von uns waren nicht sicher, ob du den Mut aufbringen würdest, dich dem Tribunal zu stellen.«
    »Das alles muss ein Missverständnis sein«, verteidigte sich Je-Ron-Tia. Ein schlechter Witz, wollte er sagen, doch die gebotene Höflichkeit gegenüber seinem alten Mentor hinderte ihn daran.
    »Du bist Ursprungsforscher, Je-Ron-Tia«, erinnerte ihn der Netzfürst. »Deine Aufgabe ist es, deiner eigenen Zivilisation zu dienen, nicht den Fremden. Deine Mutter hätte das gewusst.«
    »Aber sind die Ursprünge unserer Kultur nicht untrennbar mit Fremden verbunden?«, hatte er eingewandt. Es war dieselbe Debatte, die sie schon von Khebur aus geführt hatten. »Verdanken wir unseren Weg zu den Sternen nicht den Sternen selbst? Es waren Reisende von einer fremden Welt, die Vidaarm ihr Geschenk machten.«
    »Pass auf, was du sagst«, erwiderte Ril-Omh-Er. »Die Priesterschaft könnte deine Worte als Frevel auslegen.«
    Es war immer das Gleiche: Die Ursprungsforschung hatte stets einen schmalen Grat zwischen Religion und Wissenschaft beschritten, und die letzten Jahre hatte das Pendel eindeutig Richtung der Religion ausgeschlagen. Vielleicht stimmte es, was man ihm vorwarf – vielleicht passte Je-Ron-Tia wirklich nicht in diese Zeit.
    »Es war nie meine Absicht, gegen Vidaarm zu freveln«, sagte er. »Ich hoffte, seinem Beispiel zu folgen, indem ich den Rat und die Hilfe annahm, die man mir anbot.«
    »Arkonidischen Rat«, tadelte ihn Ril-Omh-Er wie einen Schüler, der seine Lektion nicht gelernt hatte. »Arkonidische Geschenke.«
    Je-Ron-Tia vollzog eine hilflose Geste mit beiden Armpaaren. »Wessen Hilfe hätte ich denn sonst in Anspruch nehmen sollen? Wir verwalten das Erbe der Goldenen seit achthundert Jahren und haben kaum Fortschritte gemacht. Vidaarm selbst hat uns lange keine Weisung mehr gegeben, wie mit seinem Erbe ...«
    »Ich hoffe, du hast den Arkoniden gegenüber weniger offene Worte gefunden«, unterbrach ihn Ril-Omh-Er. Alle Sympathie, die er seinem einstigen Schützling gegenüber empfinden mochte, war nun aus seinen Zügen gewichen.
    Die Politik hatte ihn verändert, dachte Je-Ron-Tia. Sie hatte ihn kalt und unerbittlich werden lassen.
    »Sie sind nicht unsere Freunde, gleich, wie sie sich geben.«
    »Natürlich haben sie eigene Interessen«, gab Je-Ron-Tia zu. »Sie haben unser Fürstentum annektiert und so klein wie möglich gehalten. Sie haben den Zwingturm errichtet, und sie gönnen uns stets nur das Nötigste. Aber ihre Wissenschaftler sind nicht wie ihre Soldaten oder ihre Anführer. Sie interessieren sich nicht für Politik. Sie verfügen über große Erfahrung, die uns ...«
    »Bist du

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