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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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wirklich so naiv?« Der Netzfürst war nun wütend. »Die Arkoniden werden immer zuerst an sich selbst denken! Ihre Wissenschaftler sind schwach und befolgen nur die Befehle des Fürsorgers. Der einzige Grund, weshalb sie sich noch nicht mit Gewalt genommen haben, was sie wollen, ist, dass sie die wahre Bedeutung der Heiligen Zone verkennen.«
    »Dennoch können wir viel von ihnen lernen ...«
    »Wir können nur von den Arkoniden lernen, wie man sich täuschen lässt. Und dabei bleibt es besser auch.« Ein wenig des alten Ril-Omh-Er schimmerte bei diesen Worten durch. Eine Spur von Humor. Aber auch ... Angst?
    Wieso sind sie uns dann haushoch überlegen?, dachte Je-Ron-Tia, sprach die Frage aber nicht aus. Stattdessen senkte er demütig den Kopf. »Ich beuge mich dem Urteil Vidaarms und vertraue auf die Weisheit seiner Fürsten.«
    »Komm nach Hause!«, sagte Ril-Omh-Er. »Einstweilen bist du von all deinen Pflichten entbunden. Im Netz wartet ein Shuttle auf dich. Alles Weitere wird sich finden.«
    Je-Ron-Tia sah aus dem Fenster und dachte an den Prozess, den man ihm machen würde. Die Zukunft, die ihm dann noch bevorstand. Vielleicht würde man ihm einen unbedeutenden Posten in irgendeinem Ursprungstempel einrichten. Oder ihn zwingen, seinen Abschied von der Wissenschaft zu nehmen, und in irgendein Büro abschieben. In einer Webfabrik vielleicht.
    So oder so, es wäre der Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Je-Ron-Tia war am Ende. Er fühlte Zorn und Verzweiflung. Sie stempelten ihn zum Verräter – dabei hatte er immer nur seiner Zivilisation dienen, den Stand der Wissenschaft voranbringen wollen.
    Vielleicht, überlegte er, hätte er auf die zahlreichen Warnungen hören sollen. Einige seiner Kollegen hatten geglaubt, dass man Je-Ron-Tia aus dem Weg räumen wollte, weil er zu schnelle Fortschritte machte – und jeder Durchbruch in ihrer Arbeit, nach so langer Zeit, würde zwangsläufig den politischen Status quo untergraben. Es gab aber erzkonservative Kräfte im Rat der Acht, denen selbst die Unterdrückung durch die Arkoniden und der Wettlauf gegen die Zeit, den sie langsam, aber sicher verlieren würden, noch lieber waren, als ihre eigene Macht einzubüßen. Vielleicht würde es in weiteren hundert Jahren kein Fürstentum mehr geben – nur noch eine arkonidische Kolonie unter vielen, mit einer unwichtigen Population an Einheimischen.
    Je-Ron-Tias Blick fiel auf das Artefakt, das auf der kleinen Ablage vor dem Fenster ruhte und das Licht der Sterne einfing. Mit ihm hatte das ganze Unheil begonnen. Dabei sah es so unscheinbar aus: eine ungleichmäßige Walze, etwas kleiner als sein Kopf, verkratzt und verfärbt – alte Spuren der Vernichtung, des unerklärlichen Unheils, das die Goldenen befallen hatte, damals, vor achthundert Jahren. Seit damals hatte es nahe dem Landeplatz geruht, in der Dunkelheit der Heiligen Zone, bis er, Je-Ron-Tia, es unter Berücksichtigung aller gebotenen wissenschaftlichen Riten geborgen hatte. So schlicht es war, dieses Artefakt barg viele Rätsel und viele Wunder – so wie alle Artefakte der Goldenen. Es war sein größter und bedeutsamster Fund bislang, ein Fund, wie man ihn nur einmal im Leben machte – und eine ungeheure Schmach für seinen wachen Verstand: Denn so lange er auch daran geforscht hatte, es war ihm nicht gelungen, es zu enträtseln.
    Vielleicht war es vermessen gewesen, an einen schnellen Erfolg zu glauben. Es gehörte zum Ethos der Ursprungsforscher, Jahre, Jahrzehnte, manchmal ein ganzes Leben der Enträtselung eines einzigen Fundstücks zu widmen. Man verschrieb sich der Arbeit unter den extremen Bedingungen Kheburs mit Leib und Seele und durfte nicht erwarten, dass man je dafür entschädigt wurde. Das hatte seine Mutter, die große Je-Ron-Sil, ihn immer gelehrt.
    Doch Je-Ron-Tia war nicht wie seine Mutter, die ihr ganzes Leben lang geduldig nach Antworten in der Heiligen Zone gesucht und unzählige Bücher darüber verfasst hatte, ohne jemals den ersehnten Durchbruch zu erzielen. Er wollte Antworten auf seine Fragen. Er wollte nicht mit leeren Händen heimkehren. Und er wollte zurück zu Ji-Jin-Ila, ehe sie beide zu alt waren, und ein Netz mit ihr gründen.
    Er hatte sich seine Heimkehr anders vorgestellt.
    Die arkonidischen Wissenschaftler waren ihm wie ein Ausweg erschienen. Seit die Arkoniden von der Bedeutung Kheburs für die trebolanische Kultur erfahren hatten, hatten sie um Zugang zur Heiligen Zone gebeten. Doch nie war es einem Fremden gestattet

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