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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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Man könnte es auch leichtfertiger nennen. Die Gabe der Unsterblichkeit hatte Crests Körper zwar nicht direkt verjüngt – wohl aber seinen Geist. Der todkranke, sorgenvolle Derengar, den Rhodan vor zehn Monaten auf dem irdischen Mond kennengelernt und dem die Menschheit so viel zu verdanken hatte, nahm sich im Rückblick wie der greise Vater dieses ungestümen Draufgängers aus.
    Einen Moment, als Rhodan unter dem Torbogen stand, rechnete er wider besseres Wissen damit, dass ein Alarm durch die Halle gellen und die arkonidischen Roboter ihre Waffenarme auf sie richten würden. Doch wie zuvor bei Crest blinkte das blaue Licht, und sie passierten die Kontrolle ohne Zwischenfälle.
    Selbstverständlich würden erst die nächsten Stunden zeigen, ob sie wirklich auf der sicheren Seite waren. Doch für den Moment schien es, als hätten sich die falschen Identitäten, die Belinkhar ihnen beschafft hatte und die die Positronik der HETH-KAPERK der Garnison längst übermittelt haben musste, bezahlt gemacht – genauso wie der Besuch auf Isinglass.
    Fremde unter Fremden, dachte er, als er die letzte Schleuse passierte und sah, was nun vor ihnen lag.
    Sie hatten den konventionell gefertigten Bereich verlassen und waren im Begriff, die Wohn- und Geschäftsbereiche der netzförmigen Station zu betreten – jene geheimnisvollen Bereiche, die vom Weltraum aus so weiß wie Schnee gewirkt hatten.
    Vor ihnen öffnete sich eine lang gestreckte, zweigeschossige Halle. Böden, Decken und Wände bestanden fast vollständig aus einem weißen Material, das Rhodan entfernt an Elfenbein erinnerte, denn es war matt und schien makellos glatt zu sein. Es war jedoch nicht rutschig, sondern fühlte sich unter ihren Füßen eher wie ein Hartgummiboden an. Es gab keine rechten Winkel in der Halle. Ihr Querschnitt war oval, breiter als hoch, und in den Wänden, auf ihrem Stockwerk ebenso wie auf dem darüber, öffneten sich zahlreiche runde und nierenförmige Nischen und Alkoven, in denen die Bewohner der Station ihren Geschäften nachgingen.
    Nichts von dem, was Crest gesagt hatte, hätte ihn auf den Anblick dieser Wesen vorbereiten können.
    Ishy Matsu stieß einen spitzen Schrei aus. »Es sind Spinnen!«, rief sie schrill.
    Überall in der Halle saßen und liefen die einheimischen Lebensformen dieses bemerkenswerten Systems herum. Selbst an den Wänden hockten sie, und sie eilten an ihnen problemlos zu den Balkonen des Obergeschosses hinauf. Offenbar hatten ihre Beine keine Schwierigkeiten, auf dem weißen Material Halt zu finden, und die geringe Schwerkraft, die Rhodan nun, da sie sich freier und rascher bewegen konnten, deutlich auffiel, begünstigte sie.
    Zitterspinnen, dachte er, doch das traf es nur teilweise.
    Die Trebolaner waren fast so groß wie Menschen. Ihr eigentlicher Körper war klein und in zwei Teile gegliedert. Am Oberleib setzten acht lange, zierliche Beine an, die den Körper in der Schwebe hielten und tatsächlich an die Beine einer terranischen Zitterspinne oder eines Weberknechts erinnerten. Allerdings benutzten die Trebolaner anscheinend nur dann alle acht Beine, wenn sie es eilig hatten oder um besseren Halt an den gewölbten Wänden zu finden. Wenn sie innehielten, um sich auszutauschen oder eine Ware begutachteten, richteten sie sich auf und benutzten die vorderen Beine als Greifwerkzeuge. Und wenn sie eine schwere oder unhandliche Last zu transportieren hatten, schienen ihnen auch vier Beine zum Gehen zu genügen.
    Der ganze Körper war glatt und wirkte gleichermaßen solide wie zerbrechlich in seiner Zierlichkeit. Ein Exoskelett, mutmaßte Rhodan. Die Farbe des chitinartigen Panzers war ebenfalls Weiß, schillerte aber in sanften Perlmutt- und Pastelltönen. Zudem trugen alle Trebolaner, die er sah, Kleidung, die oft sehr aufwendig gestaltet war. Vielleicht war sie vorrangig Statussymbol, denn es sah nicht so aus, als ob sie den harten Körpern der Trebolaner zusätzlichen Schutz bot. Wahrscheinlich verdiente ein Schneider auf Trebola nicht schlecht.
    Fasziniert trat Rhodan vor und nahm den Anblick der Fremden in sich auf, wie sie in leisen, scharrenden Stimmen miteinander sprachen, Handel trieben, sich grüßten oder Befehle gaben. Zwischen ihnen scharten sich auch ein paar Arkoniden und Mehandor, die wie selbstverständlich mit den Einheimischen redeten, obwohl diese ihnen, wenn sie auf allen acht Beinen standen, bis zur Brust reichten und noch größer waren, wenn sie sich auf die Hinterbeine aufrichteten. Die

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