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PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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hatte. »Sie sind nicht aus dem Holz geschnitzt, aus dem Astronauten sind«, hatte man ihm beschieden.
    Pounder hatte sich damit abfinden müssen und sich auf das Zweitbeste nach dem Astronautendasein verlegt: Astronauten ins All zu schießen.
    »Ist alles bereit?«, wandte er sich an Whitman.
    »Natürlich!«, versetzte sie, schärfer als angebracht. Whitman war im Lauf der Jahre zu seiner rechten Hand geworden. Was immer er ihr anvertraut hatte, die resolute Frau hatte es hinbekommen.
    Er nickte und trat auf die Bühne, in deren Mitte man das Rednerpult mit dem Logo der NASA aufgebaut hatte, das man sonst für Pressekonferenzen benutzte. Jemand klatschte, brach aber rasch ab, als niemand sich anschloss.
    Pounder lehnte die Ellenbogen auf das Pult und ließ schweigend den Blick über die achtundvierzig Bewerber gleiten. Perry Rhodan saß rechts, neben einem stämmigen Kerl mit kurzen roten Borstenhaaren. Sein Gesicht war schmaler geworden, aber die Narbe am rechten Nasenflügel ließ keinen Zweifel daran, wen er vor sich hatte.
    Rhodan straffte sich, als sein Blick ihn streifte.
    Pounder ließ sich nichts anmerken. Er räusperte sich. »Willkommen in Nevada Fields, meine Damen und Herren.« Pounder hatte keinen Zettel, geschweige denn ein Manuskript. Er hatte nicht vor, eine Rede zu halten. »Ich darf mich vorstellen«, fuhr er fort. »Flight Director Lesly K. Pounder, gemeinhin der ›alte Knochen‹ genannt, wenn man glaubt, dass ich es nicht hören kann.«
    Nervöses, verhaltenes Lachen antwortete ihm.
    »In den nächsten Tagen erwartet Sie eine umfangreiche Serie von Prüfungen. Sie werden Ihnen alles abverlangen, sowohl körperlich wie seelisch, wie intellektuell.«
    Pounder drehte den Kopf, suchte Blickkontakt zu Whitman, die in der Türfüllung stand, einen Pod in der Hand.
    Er nickte. Ihr Daumen wischte über den Pod – und im nächsten Augenblick erschütterte eine Explosion den Raum.
     
    Übergangslos war der Raum in Schwärze getaucht. Eine Druckwelle aus heißer Luft fegte über Rhodan, drohte ihn vom Stuhl zu reißen, brannte auf seiner Haut.
    Von allen Seiten kamen Schreie, Klappstühle fielen mit lauten Schlägen um. Dann hörte Rhodan schnelle Schritte.
    »Verdammt!«, stieß Bull aus. »Terroristen!«
    Der Hitze folgte beißender Rauch. Er brannte in Rhodans Lunge.
    »Perry, raus hier!«, brüllte Bull.
    Rhodan hielt die Luft an, griff in die Schwärze und bekam einen ebenso fleischigen wie muskulösen Arm zu fassen. »Nein!«
    »Wieso? Wir ...«
    Rhodan antwortete nicht. Er zog mit aller Kraft am Arm des Freunds. Bull, überrumpelt von der Attacke, verlor das Gleichgewicht. Fluchend ging er zu Boden. Rhodan löste den Griff, ließ sich fallen und drückte sich gegen den kalten Beton. Vorsichtig holte er Luft. Da war ein rauchiger Beigeschmack, aber sie war atembar.
    »Der Rauch, Reg! Wir dürfen ihn nicht einatmen!«
    Wie als Bestätigung kamen aus dem dichter werdenden Rauch dumpfe Schläge. Mitbewerber, die, vom Rauch betäubt, ohnmächtig zu Boden gingen.
    Eng gegen den Boden gepresst, drehte sich Rhodan einmal um die Achse. Am rückwärtigen Ende des Saals glühte Licht auf, spendete fahle Helligkeit.
    Einzelne Stühle standen noch. Die meisten lagen, umgeworfen von den Bewerbern, die aufgesprungen waren; dazwischen reglose Menschen. Das Podium war verlassen, von Pounder war nichts zu sehen.
    »Siehst du das Grün?«, fragte Bull. Der Freund kroch neben ihn, streckte den Arm in den Rauch. Rhodan sah in die Richtung, die Bull anzeigte. Im grauen Rauch war ein grüner Fleck zu erahnen.
    »Ja«, antwortete er.
    »Der Notausgang«, sagte Bull. »Los!« Der Freund kroch los. Rhodan folgte ihm, versuchte, sich den Raum vor Augen zu halten. Schmucklos. Keine Einrichtung bis auf die unbequemen, billigen Klappstühle. Mehr fiel ihm nicht mehr ein. Er hatte tausend andere Dinge im Kopf gehabt, als auf so etwas Unwichtiges wie den Raum zu achten.
    Sie erreichten die Wand. Bull drehte nach links, weg von dem Feuerherd. Noch einige Meter, dann ...
    Rhodan stieß mit der Hand gegen einen Gegenstand. Metallisch, rund. »Reg!« Er packte den Freund am Knöchel.
    »Was ist?«
    »Ich bleibe.«
    »Was?«
    »Hier ist ein Feuerlöscher. Vielleicht habe ich eine Chance.«
    »Spinnst du? Gleich ...«
    Rhodan holte tief Atem. Er richtete sich auf, um den Feuerlöscher aus seiner Halterung zu lösen. Er bekam ihn nicht weg. Rhodan öffnete die Augen. Sie brannten, als sie mit dem Rauch in Berührung kamen. Tränten.

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