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PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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aus dem Sitz, krallte sich an der Lehne des Sitzes vor ihm fest und hüpfte auf und ab wie ein aufgeregtes Kind auf seiner ersten Klassenfahrt.
    Rhodan reckte sich, sein Rücken war steif von der elfstündigen Busfahrt, die sie aus dem Süden Kaliforniens nach Nevada geführt hatte. Am Horizont schälten sich Umrisse aus der staubigen Halbwüste: gewaltige Türme, die vom Grund des Hochtals senkrecht nach oben strebten, dem Himmel entgegen.
    Es waren drei. Zwei Starttürme, jeder von ihnen über einhundertfünfzig Meter hoch, und dazwischen der Kontrollturm des Space Centers, nur unwesentlich niedriger.
    »Siehst du sie?«, fragte Bull. Er packte Rhodan an der Schulter und zog daran.
    »Ich bin nicht blind, Reg.«
    Nach außen war Rhodan ruhig, ja ungerührt. In seinem Innern aber ... Er musste noch aufgeregter sein als Bull.
    Beinahe neun Jahre waren vergangen, seit er das Space Center betreten hatte. Gerade zwanzig geworden – sein Onkel Karl hatte ihm den Flug bezahlt –, ohne Wissen seiner Eltern und grenzenlos naiv: Er hatte davon geträumt, dass man auf ihn aufmerksam würde, die NASA ihn vom Fleck weg als Astronauten einstellte. Stattdessen hatte er sich ein gebrochenes Handgelenk eingehandelt und einen Wutanfall seines Vaters. Er hatte sich als der letzte Anstoß erwiesen, den Rhodan gebraucht hatte, seinen Geburtsort hinter sich zu lassen.
    Perry Rhodan hatte nicht daran geglaubt, dass er je wieder nach Nevada Fields zurückkehren würde. Und schon gar nicht in erlesener Gesellschaft wie dieser.
    »Perry, der Ostturm ist beinahe fertig!«, platzte es aus Bull heraus, als der Zaun sichtbar wurde, der das Gelände weitläufig sicherte. Er versetzte Rhodan einen weiteren Klaps, hielt kurz inne, als sein Freund nicht reagierte. Dann zuckte er die Achseln und begann, sich mit ihren Vordermännern auszutauschen. Der rothaarige, stämmige Mann gestikulierte wie wild, streifte Rhodan mehr als einmal versehentlich.
    Rhodan machte es nichts aus. Sein Freund witterte die Freiheit. Reginald Bull hatte sich der Air Force angeschlossen, um an diesen Ort zu gelangen. Er hasste das Militär, hasste Disziplin und Hierarchien. Bull hatte es auf sich genommen, um seinen Traum zu verwirklichen.
    Seit jener Nacht in Lancaster vor zwei Jahren, als Rhodan Bull aus einer Schlägerei herausgehauen hatte, waren Rhodan und Bull Freunde geworden. Unzertrennlich und unaufhaltsam, wie man an der Testpilotenschule rasch gescherzt hatte. Wenn die beiden sich etwas in den Kopf setzten, bekamen sie es.
    Wie diesen Trip nach Nevada Fields.
    Die Konkurrenz um die wenigen Plätze der NASA war erbittert, und die Air Force sah es mit einem lachenden und weinenden Auge, wenn ihre Piloten zur Weltraumbehörde wechselten. Es zeichnete die Luftwaffe aus, wenn ihre Piloten für würdig befunden wurden, ins All vorzustoßen. Andererseits verlor die Air Force ihre besten Leute.
    Man hatte Rhodan, in dem man einen fähigen Anführer erkannt hatte, nur widerwillig ziehen lassen. Was Bull anging ... Es hieß, das gesamte Offizierskorps der Edwards Base feierte den Abgang des Mannes, der täglich seine Existenzberechtigung infrage gestellt hatte.
    Der Bus erreichte das Haupttor. Bewaffnetes Sicherheitspersonal stieg ein, prüfte sorgfältig die Dokumente der Bewerber, während autonome Spürmaschinen unter den Bus glitten und ihn auf Sprengsätze überprüften. Nach dem Anschlag im Herbst 2026 war man vorsichtig geworden.
    Die Freundschaft zwischen Rhodan und Bull sorgte oft für Verblüffung. Bull hatte ein großes Herz und eine ebenso große Klappe. Er war ein leutseliger Mann, oft oder sogar zumeist unterschätzt. Rhodan war ruhig, wurde als ernst bezeichnet. Sie schienen wenig gemeinsam zu haben.
    Doch die beiden ergänzten einander in nahezu idealer Weise. Wo Bull aufbrauste und drauf und dran war, übereilt zu handeln, blieb Rhodan ruhig. Wo Rhodan still blieb, stellte Bull die vorgeblich dummen Fragen, die niemand sonst sich zu stellen getraute.
    Und, sah man genauer hin, erkannte man, dass die beiden so ungleich wirkenden Männer auf vielfache Weise verbunden waren. Beide kamen aus dem Osten, der seit der großen Depression am Anfang des Jahrhunderts nicht mehr auf die Füße gefunden hatte. Beide stammten aus Familien, die daran zerbrochen waren, als ihr Traum von der Teilhabe am amerikanischen Traum zerbrochen war. Beide hatten ihre Schwester verloren. Beide zog es unbändig hinaus, zu den Sternen.
    Flucht? Rhodan konnte es nicht sagen. Er

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