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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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durch den Korridor nur mit einem Vertreter des Lotsenordens an Bord antrat. Technisch gesehen waren die Lotsen Arkoniden – oder eher, sie waren es einmal gewesen, zumindest die meisten von ihnen. Ihre Kultur hatte sich jedoch fern Thantur-Loks entwickelt, im Weltraum, fast so lange schon, wie Schiffe die große Leere zwischen dem heimatlichen Sternhaufen und seiner Muttergalaxis querten. Ihre einzige Heimat, wenn der winzige Brocken Gestein diesen Namen denn verdiente, war der Planetoid Tinios, den die Lotsen irgendwann vor langer Zeit in eine Umlaufbahn um Hela Ariela gezwungen hatten – eines der beiden Sonnenleuchtfeuer, die Anfang und Ende einer jeden Reise nach Thantur-Lok markierten. Kira Ariela, das dem Sternhaufen vorgelagert war, glich Hela Ariela wie ein Geschwister. Und das galt auch für Galios, den dortigen Planetoiden.
    Die Lotsen hatten diesen schmalen Korridor erschlossen und jeden Aspekt der Reise kodifiziert und institutionalisiert – deutlich mehr Macht, als irgendein Orden schwarz vermummter Sternendiener haben sollte, wenn es nach der Rudergängerin ging.
    Während Nertan Kontakt zur Kontrolle auf Tinios herstellte, ließ sie den Blick über den Tross schweifen. Zahllose Botenschiffe und Drohnen, die zwischen ihren Schiffen umhereilten, ermöglichten ihr jede gewünschte Perspektive. Genau so dachte sie von diesen Schiffen – als ihren. Sie hatte jedes einzelne Schiff des Trosses handverlesen, ob es nun tatsächlich ihr oder dem Regenten gehörte, zwangsverpflichtet worden war oder für das Privileg, sie auf ihrer langen Fahrt zu begleiten, bezahlte. Die Geschichte eines jeden Schiffes war einzigartig, doch jedes war auf seine Art auch ein Schmuckstück. Ihr Schmuckstück.
    Da waren die Schlachtschiffe – Dutzende davon, perfekte, schimmernde Kugeln wie Wassertropfen in der Schwerelosigkeit des Alls.
    Da waren die Vergnügungsschiffe, allen voran die LINH-KHAISIL, eine schreiend bunte, überdimensionierte Mehandorwalze. Da war die schlichte, aber elegante CALTASPA, eins der modernsten Medoschiffe, die die Aras je gebaut hatten. Oder die VEOLD'OR, ein Gartenschiff und eine Einzelanfertigung. Unter ihren zerbrechlich anmutenden Kuppeln erstreckten sich hydroponische Farmen und weitläufige Parklandschaften, die jedem, der sich während des fünfwöchigen Flugs nach etwas Grün verzehrte, eine Rückzugsmöglichkeit boten. Außerdem hatte man aus ihren Kuppeln spätestens ab Mitte des Flugs einen phantastischen, unverstellten Blick auf die gesamte Galaxis.
    Dazu kam ihre beständig wachsende Sammlung von exotischen Fregatten und Jachten, die Schatzjägerschiffe, die in einem gierigen Rudel dem Fantan-Museumsschiff folgten, flankiert von zwei antiken unithischen Frachtern, die die Rudergängerin vor allem aus sentimentalen Gründen für sich gewonnen hatte: Erstens wurden solche Schiffe heute nicht mehr gebaut, und zweitens handelte es sich bei ihnen um die einzigen Relikte der großen Strafexpedition, die das Imperium vor zwölfhundert Jahren gegen die aufmüpfige unithische Flotte geschickt hatte. Keiner wusste heute mehr genau, woran sich der Konflikt entzündet hatte, aber die Gründlichkeit dieser Lektion ging als vorbildlich in die Geschichtsbücher ein.
    Dass all diese Unikate, all diese wunderbaren, furchtbaren, glanzvollen Schiffe ausnahmslos bereit für den ersten der sechsunddreißig Sprünge nach Thantur-Lok waren, grenzte eigentlich schon an ein Wunder. Insbesondere die Unither meldeten Maschinenschäden mit einer solchen Häufigkeit, dass die Rudergängerin System dahinter vermutete.
    Doch nichts weniger als Wunder wurden von ihr erwartet.
    Sie war die Zeremonienmeisterin. Wenn der Regent sich in Thantur-Lok bewegte oder zu den seltenen Gelegenheiten wie dieser, zu denen er die Kolonien bereiste, war es ihre Aufgabe, ihm ein angemessenes Geleit zu organisieren. Sie musste repräsentieren. Sie musste strahlen.
    Manchmal wünschte sie, der Regent würde zur Kenntnis nehmen, wie sehr sie für ihn strahlte.
    »Khestan!« Nertan riss sie aus ihren Gedanken. Dass er sie auf einmal mit ihrem Titel statt ihrem Vornamen ansprach, beunruhigte Ihin da Achran. Seine Stimme klang irgendwie angespannt.
    »Was gibt es?«
    »Ich spreche gerade mit dem Hohen Lotsen.«
    »Oh, die Oberkrähe persönlich.« Ungewöhnlich, aber angemessen angesichts der Verspätung. Sie sollten längst auf dem Weg sein! »Und, was hat er zu seiner Entschuldigung vorzubringen?«
    Nertan da Hindur rang sichtlich nach

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