PR NEO 0056 – Suchkommando Rhodan

Teller und Besteck vor ihr. »Die Höflichkeit gebietet dies«, erklärte Neftalan.
    Der Ara griff zu, wählte aus den verschiedenen Vorspeisen einige Kleinigkeiten aus. Bull tat es ihm gleich. Shaneka saß wie eine Salzsäule auf ihrem Stuhl.
    »Was verschafft mir nun die Ehre, dass ein Kriegsschiff eine friedliche Medowelt besucht?«
    »Sie wissen doch ... das Kriegsrecht.« Bull wedelte mit der Hand in der Luft. »Ständige Aufmerksamkeit ... keine Laxheiten dulden ... andauernde Kontrolle.«
    Neftalan sah ihn belustigt an. »Das klingt nach einer anstrengenden Arbeit.«
    Shaneka unterbrach das Gespräch durch einen lauten Schlag mit der Handfläche auf den Tisch. »Genug!« Sie sah Neftalan an. »Sie müssen wissen, dass ich gegen meinen Willen hier bin.« Sie deutete auf Bull. »Dieser Mann ist nicht Hagnor ter Gaden, mein Erster Offizier. Er ist ein Pirat, der mein Schiff überfallen, die Besatzung ausgetauscht und mich gezwungen hat, als einzige Gefangene an Bord zu bleiben.«
    »Aha.« Der Ara schob sich eine Frucht in den Mund, die wie eine hellorangefarbene Weintraube aussah. »Und warum ist Ihr Schiff trotz des Piratenüberfalls noch unbeschädigt?«
    »Die Angreifer waren clever. Erst haben sie unsere Systeme und den Hyperfunk ausgeschaltet, dann haben sie die Besatzung überwältigt und ...«
    »... getötet?« vollendete Neftalan ihren Satz.
    »Nein«, gab Shaneka zu. »Sie haben meine Naats paralysiert und dann durch eigene Naats ausgetauscht. Seine anderen Begleiter sind dann mit den gefangenen Naats von Bord verschwunden. Ich weiß nicht, wohin.«
    »Ich verstehe.« Der Ara trank einen Schluck von seinem Getränk, das Bull von der Farbe erschreckend an die sehr vertraute Coca-Cola erinnerte. »Der Pirat brachte also eigene Naats mit, als er Ihr Schiff enterte«, hakte Neftalan nach.
    »Ja«, erwiderte sie einsilbig. Es war ihr anzusehen, dass sie mit dem Verlauf des Gesprächs nicht einverstanden war. »Sie haben doch sicherlich von dem Schiff gehört, das mit abtrünnigen Naats bemannt ist. Dieser Mann hier ist ihr Anführer.« Sie nickte zu Bull hinüber.
    »Mir sind die Naats als treueste Diener des Großen Imperiums bekannt. Von einem Trupp abtrünniger Naats ist mir nichts bekannt. Erzählen Sie: Wie lief der Überfall?« Der Ara sondierte Shaneka mit Blicken, lauschte genau auf den Klang ihrer Worte.
    Shaneka schilderte bis ins Detail jene Vorgänge, die sie schon in ihrem Bericht niedergelegt hatte. Bull hatte große Schwierigkeiten, sie nicht immer zu unterbrechen. Aber dies war ihre Geschichte, nicht seine. Von daher ließ er sie reden, kostete in aller Ruhe von den angebotenen Speisen und nippte immer wieder an seinem Fruchtsaft.
    Endlich war Shaneka fertig. »Und jetzt bitte ich Sie, diesen Mann zu verhaften, dem Imperium meinen Aufenthaltsort zu melden und mein Schiff im Orbit festzuhalten, bis Entsatz kommt.«
    Neftalan lehnte sich zurück und wischte den Mund in aller Ruhe mit einer roten Serviette ab. »Das hier ist eine Medowelt. Wir haben keine Möglichkeit, Ihr Schiff festzuhalten, wenn es die Besatzung nicht will.«
    »Dann nehmen Sie wenigstens ihn gefangen! Erpressen Sie seine Besatzung! Spielen Sie auf Zeit, holen Sie Hilfe – tun Sie irgendetwas! Das Imperium wird es Ihnen danken.«
    Der alte Ara seufzte. »Kommandantin Shaneka, leider kann ich Ihnen nicht damit dienen.«
    »Erpresst er Sie? Bedroht er Sie?« Shaneka redete sich in Rage. »Ich versichere Ihnen: Die Besatzung der RANIR'TAN wird es nicht wagen, Ihre Welt zu bedrohen. Den Naats an Bord muss klar sein, dass das Imperium schreckliche Rache nehmen würde. Außerdem ist das Schiff kaum bemannt – die meisten Naats sind auf Landurlaub.«
    »Jaja, der Landurlaub. Ungeschützt und fast unbemannt schwebt die RANIR'TAN über Isinglass XIV. Und der böse Verräter und Pirat, der sich als Hagnor ter Gaden ausgibt, hat sicherlich einen fiesen Plan, den er jetzt gleich in die Tat umsetzen wird.«
    Shaneka funkelte ihn an. Bull genoss es, sie so zu sehen. Aber er durfte dies nicht zeigen, der Ara musste glauben, dass er Shanekas Problem ernst nahm. »Shaneka, ich muss Sie enttäuschen. Der böse Pirat ist stets ein treuer Diener des Großen Imperiums. Ich glaube, das reicht. Sie verstehen, wenn ich gerne mit meiner Kommandantin zurück an Bord der RANIR'TAN gehen würde?«
    »Ich habe volles Verständnis. Kommandantin Shaneka, es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.« Der Ara erhob sich und ging zur Tür. Mit einer