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PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

Titel: PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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stellen.
    Ishy ging voran, durch den Tunnel, der in Richtung der kleinen Pyramide mit dem Heiligtum führte. Sämtliche Wege wurden normalerweise von zahllosen Pilgern genutzt. In regelmäßigen Abständen waren auf die Wände Symbole mit der schwarzen, rußartigen Farbe gezeichnet worden: meistens ein lang gestrecktes mit einem schräg liegenden X durchschnittenes Oval. Ishy konnte die Bedeutung dieses Zeichens nicht entschlüsseln, und die Taa schwiegen darüber.
    Bald erreichten sie die Stelle, an der die Japanerin in den letzten drei Tagen schon oft gestanden hatte. Sie unterschied sich in Nichts von dem Tunnelabschnitt davor oder danach ... wenn man davon absah, dass das Danach für niemanden mehr zu erreichen war. Denn als Ishy die Hand ausstreckte, berührte sie die unsichtbare Energiewand.
    Der Schirm spannte sich, wie sie von den Taa wusste, auf Iprasas Oberfläche über die Baustelle, reichte hinab ins Erdreich und durch alle Tunnel. Die Taa hatten tiefer gegraben, aber nirgends durchbrechen können.
    »Halten Sie sich bereit«, sagte Ishy zu Savaquist und dirigierte ihn in etwa fünf Meter Entfernung. Sie selbst ging bis direkt vor den Schirm, bückte sich, legte eine der Granaten ab, dachte kurz nach und positionierte eine zweite daneben. Sie zog den Handstrahler, atmete tief durch und zündete die Sprengkörper, indem sie gleichzeitig leichten Druck auf die verborgenen Schaltflächen auf beiden Seiten ausübte.
    Es blieben sechs Sekunden, wie Atlan erklärt hatte. Ishy hastete zurück.
    Fünf Sekunden.
    Vier.
    Drei.
    Sie erreichte Savaquist, stellte sich neben ihn.
    Zwei Sekunden.
    Eine.
    Zwei nahezu lautlose Lichtkaskaden zündeten im Korridor. Die grellen Entladungen hämmerten als immaterielle Pfeile in den höherdimensionalen Schirm. Überschlagsblitze zuckten, blaue Eruptionen flackerten von einer Wand bis zur anderen.
    Winzige Steine rieselten von der Decke. Der Anblick ließ Ishys Herz beinahe stehen bleiben. Wenn der Korridor einstürzte, war alles vorbei – selbst wenn sie überlebten. Hätten sie doch überirdisch einen Vorstoß wagen sollen? Aber dann wäre die Gefahr viel größer gewesen, entdeckt zu werden.
    Egal. Jetzt oder nie!
    Ishy schoss auf den flackernden, eruptierenden Energieschirm. Salve um Salve jagte sie aus dem Handstrahler. Die ungeheuren Energiemengen wurden geschluckt. »Los!«, sagte Ishy. »Kommen Sie mit mir!« Sie mussten bereit sein, durch die Strukturlücke zu treten, sobald sie sich öffnete.
    Es blitzte und flackerte vor ihnen. Bis endlich ein Schuss durchging und sich in der Weite des Korridors verlor.
    Ishy rannte los – und passierte den Schirm, ohne etwas zu bemerken. Nur noch über ihr, direkt unter der Decke, sirrten Lichtkaskaden. Mehr Geröll rieselte in die Tiefe.
    Savaquist kam ebenfalls durch, und mit einem Flimmern baute sich der Schutzschirm wieder auf.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte die Japanerin. Wahrscheinlich waren bereits Robot-Wartungseinheiten oder Wächter unterwegs. Der kurzzeitige Schirmkollaps konnte nicht unbemerkt geblieben sein.
    Sie rannten durch den Tunnel weiter, Savaquist so weit vorgebeugt, dass er fast den aufrechten Gang verlor und wie eine riesenhafte Ameise auf allen Beinpaaren lief.
    Der Taa übernahm die Spitze, führte Ishy an Kreuzungen und Abzweigungen souverän weiter. Sie versuchte, sich den Weg zu merken, falls Savaquist etwas zustoßen sollte und sie allein zurückkehren müsste. Rechts, links, links, geradeaus – bald verlor sie den Überblick.
    »Wege aus allen Richtungen führen zum Heiligtum«, sagte der Taa-Krüppel. »Wir sind fast da.«
    Mit einem Mal standen sie vor einer grob behauenen Treppe, die in steilem Winkel nach oben führte. Savaquist nahm die Stufen behände; Ishy fiel es schwer, ihm zu folgen, ohne zu stolpern.
    Bald erreichten sie den kahlen, leeren Vorraum, den Ishy mit ihrer Gabe gesehen hatte. Noch ein paar Schritte, und sie betraten den Raum des Heiligtums. Sie hasteten durch das steinerne Portal, sahen den versteinerten Schädel der Urkönigin.
    Savaquist gab einen knackenden, zischenden Laut von sich; so fremdartig er klang, nahm Ishy doch deutlich die Ergriffenheit darin wahr. Dieser Insektoide erlebte einen heiligen Moment, Erfüllung und Erkenntnis, weil er die wichtigste Reliquie seiner Kultur bergen durfte. Sein chitingepanzertes Gesicht blieb für Ishy völlig ausdruckslos, trotzdem fühlte sie die Emotionen, die ihn überschwemmten. Sie war mit ihm verbunden, als er den

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