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PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

Titel: PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis
Autoren: Christian Montillon
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zu. Belinkhar hielt sich etwa zehn Minuten im Inneren des Gebäudes auf, als von dort der erste Schrei ins Freie drang.
     
     
    Belinkhar
     
    Die Welt bestand nur noch aus dem holografischen Schaltfeld. Alles Weitere blendete Belinkhar aus. Die Frau dort unten im Wasser, Estar da Tesmet, war Teil einer anderen Wirklichkeit. Sie war ein ... Ding, eine Maschine, die Belinkhar reparieren musste. Es hatte seine Richtigkeit.
    »Tauch unter!«, rief die Mehandor. Das höfliche Siezen hatte sie längst abgelegt, genau in dem Moment, als sie den ersten kleinen Stromschlag ausgeteilt hatte. Den ersten von bislang sieben.
    Die Maschine namens Estar da Tesmet weigerte sich. Sie stand bis zur Hüfte im Wasser.
    Belinkhar schob den Intensitätsregler des kommenden Stromschlags nach oben. 150 Volt. Mehr, als sie sich anfangs als absolute Obergrenze gesetzt hatte. »Tauch unter! Ich habe die Spannung erhöht!« Sie blickte dem Ding dort unten ins Gesicht.
    Es spuckte aus.
    Belinkhar löste den Stromschlag aus. Es summte. Über der Wasseroberfläche züngelten kleine Blitze. Einer tanzte über Estar da Tesmets Oberkörper. Sie ... Es zuckte, die Arme hoben sich, klatschten ins Wasser. Als der Stromimpuls endete, war das eng anliegende Kleid bis zu den Ansätzen der Brüste durchnässt.
    Belinkhar saß am Kontrollpult. Am Tisch des Henkers. Im Hinrichtungszentrum. Aber so war es eben. So verlangte es die Prüfung. Es war ... richtig. »Hör zu!«, rief sie. »Tu einfach, was nötig ist! Keine Stromschläge mehr. Tauch unter, und es ist vorbei!«
    »Du wirst mich nie brechen, Sibelh! Du bist viel zu schwach! Du hast Mitleid!« Das letzte Wort spuckte Estar aus wie ein widerwärtiges Insekt, das in ihre Mundhöhle gekrochen war.
    »Mitleid?«, fragte Belinkhar. »Mit derjenigen, die so gut mit Betäubungsmitteln umgehen kann?« Ärger stieg in ihr auf, als sie sich daran erinnerte. »Und mit Sonden?« Und Hass. Sie hob die Intensität. 250 Volt.
    Einen Augenblick starrte sie auf die Zahl.
    250.
    Zweihundertfünfzig.
    Die Anzeige schien zu leben. Zu tanzen. Belinkhar zu verhöhnen: Tu es doch!
    Tu es doch, dreckige kleine Schatzjägerin!
    Und sie tat es.
    Estar da Tesmet schrie. Ihr Mund öffnete sich, und Speichel lief heraus.
    Es gab noch einen Schrei. Er stammte von Belinkhar. Sie stoppte den Stromschlag. Verhalte dich so, wie du es für richtig hältst, glaubte sie Perry Rhodans Stimme wieder zu hören. Nicht wie du glaubst, dass die Prüfer es von dir erwarten.
    250 Volt.
    Estar da Tesmet lief etwas Blut aus der Nase.
    Zweihundertfünfzig.
    Belinkhar wurde klar, dass sie ihre Konkurrentin gefoltert und dass es sie für einen Augenblick befriedigt hatte.
    Verhalte dich so, wie du es für richtig hältst.
    Belinkhar löschte das Eingabeholo. Sie schob ruckartig den Stuhl zurück und stand auf. »Ich gebe auf.« Ihr Inneres fühlte sich kalt an. Wenn das der Preis für einen aktivierten Extrasinn war, verzichtete sie gerne darauf. »Sie haben gewonnen, Hochedle. Ich bedauere sehr, was ich getan habe, und kann Sie nur um Verzeihung bitten.« Ihre Hände zitterten. »Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch die letzte Prüfung bestehen werden. Sie haben es verdient.«
    Im Wasser löste sich Estar da Tesmets Gestalt auf.
    Ein Holo!, durchfuhr es Belinkhar. Sie war gar nicht anwesend, es war nur eine Simulation. Sie schlug die Hände vors Gesicht. Die Welt drehte sich um sie. Sie fiel zurück auf den Stuhl.
    »Sie waren tief im Sog des Experiments«, hörte sie Kishoris Stimme; er könnte ebenso gut direkt neben ihr stehen wie Kilometer von ihr entfernt. »Aber nicht so tief wie viele andere in der Geschichte des Faehrl, ehe sie sich entschieden haben, aufzugeben. Manche hätten ihren Gegner getötet. Dreihundert Volt, vierhundert gar, bis es ihn von den Füßen reißt.«
    »Ich will den Extrasinn nicht«, sagte Belinkhar. »Diesen Preis bezahle ich nicht.«
    »Oh, Sie haben die Prüfung bestanden, Hertasonin«, sagte Kishori. »Jeder, der aufgibt, besteht. Ob Sie weiterkommen, vermag ich aber noch nicht zu sagen – es kommt auf die Ergebnisse Ihrer fünf Konkurrenten an.«
    »Ich musste Estar nicht brechen?«
    »Die Programmierung hätte es verhindert, egal, wie weit Sie gegangen oder was Sie getan hätten«, erklärte der alte Lehrmeister gutmütig. »Es kam nur darauf an, dass Sie das Richtige tun. Und das war in diesem Fall, aufzugeben.«
    Verhalte dich so, wie du es für richtig hältst. Nicht wie du glaubst, dass die Prüfer es von dir
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