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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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ging, durch die Zeltbahn, durch den Energieschirm, dorthin, wo der Gesandte der Zwillingsgötzen im Empfangszelt der Vorreiterin saß und die wertvolle Sturmtiermilch des Clans trank. Dann wirbelte die alte Nodronin herum, packte die Schüssel, die vor dem Menschbild stand, hob sie hoch und zerschmetterte sie mit aller Kraft auf einem der Steine, die das Feuer einfassten.
    Scharfe irdene Splitter bohrten sich in Argha-chas Schienbein. Sie ließ sich den Schmerz nicht anmerken.
    »Was bilden sich die Zwillingsgötzen ein? Halten sie uns für Vasallen, die auf dem Bauch rutschen und um eine Audienz betteln?« Etor-tais Stimme war laut, aber sie brüllte nicht. Das tat sie nie.
    Argha-cha schwieg mit gesenktem Kopf. Ihre Großmutter schien nicht ihr, der Überbringerin der schlechten Nachricht, die Schuld zu geben. Besser, sie sorgte dafür, dass es so blieb.
    »Weißt du, was ich tun sollte, Argha?« fragte die Vorreiterin und fuhr fort, bevor das Mädchen zu antworten vermochte. »Ich sollte ihrem lumpigen Gesandten die Kehle durchschneiden, ihn mit Sturmtierdung ausstopfen, im eigenen Blut kochen lassen und ihn diesen Götzen zum Abendessen zurückschicken! So hätten die Alten gehandelt!«
    »Soll ich Befehl geben.?«
    Argha-cha überraschte die Heftigkeit ihrer Großmutter nicht. Es ging um die Ehre. Ein Gesandter ohne Geschenke war ein unerhörter Affront. Einen solchen schickten Clans nur zu geschlagenen Feinden aus, um ihrerseits Geschenke zu fordern. Niemand mehr würde den Clan der Mongaal achten, reagierte die Vorreiterin nicht angemessen.
    Andererseits. ein getöteter Gesandter würde wiederum einen Affront für seine Herren darstellen, den
    diese nicht ungesühnt lassen konnten.
    Argha-cha fragte sich, wie viele Angehörige des Clans für den Tod des Gesandten mit dem Leben bezahlen würden. Einer aus jeder Dreizehnerschaft? Oder noch mehr? Das System der Blutrache war so alt wie die Nodronen selbst, im Lauf der Jahrtausende hatte sich ein kompliziertes System von für legitim erachteten Racheakten etabliert. Dennoch war die Reaktion der Gegenseite jeweils nur schwer abzuschätzen. Fest stand nur, dass Blut für Blut vergossen würde.
    »Nein, nicht doch. Die Alten hätten so gehandelt - aber die alten Zeiten sind längst vorbei, sonst hätte es der stolze Clan derer von Mongaal nicht nötig, dem Ruf der Zwillingsgötzen überhaupt zu folgen. Ich will nicht, dass Blut fließt. Nicht schon jetzt, wo wir noch nicht einmal die Stadt betreten haben. Wir werden es noch brauchen.«
    »Aber was willst du dann tun? Ihn vorlassen?« Argha-cha machte dieser Gedanke kaum weniger Angst als der, den Gesandten zu töten. Empfing Etor-tai den Gesandten, der sie auf diese Weise beleidigt hatte, schoss sie die Ehre des Clans in den Wind. Andere Clans würden davon erfahren und es würde nicht lange dauern, bis sie sich auf die Ehrlosen stürzten und sie zerfleischten.
    »Lieber sterbe ich«, entgegnete die Vorreiterin. »Nein, ich.« Etor-tai strich sich über den kahl rasierten Schädel. Wieder sah sie zu ihrer Enkelin, wieder sah sie durch sie hindurch. Aber diesmal war Argha-cha sich bewusst, dass ihr Blick weit über das Empfangszelt hinausreichte. Viel weiter.
    »Richte dem Gesandten meinen Dank für sein Kommen aus. Gib ihm ein Geschenk - nur eines, hörst du, nur eines! Such eines der Sturmtiere aus, die gestern Nacht geworfen wurden! - und versichere ihm unserer Treue zum Empire von Nodro. Bedanke dich für die Aufmerksamkeit der Zwillingsgötzen, die in ihrer Güte an den unbedeutenden Clan derer von Mongaal gedacht haben, und für die Führung, die sie uns anbieten.« Etor-tai schöpfte Atem, dann fuhr sie fort: »Und sag ihm, dass wir sie unermesslich zu schätzen wissen, aber dennoch auf sie verzichten werden. Der Clan derer von Mongaal hat stets seinen Weg gefunden, er wird ihn auch in Kion finden.«
    Etor-tai nahm die Hand ihrer Enkelin, etwas, was sie nicht mehr getan hatte, seit Argha-cha das Peitschenholster der Halbwüchsigen erhalten hatte. »Sag es ihm genauso, wie ich es dir gesagt habe. Hörst du? Genauso!«
    Die Vorreiterin entließ ihre Hand. »Und jetzt geh!«
    Verstört zog sich das Mädchen zurück. Aus dem Augenwinkel nahm sie noch wahr, wie ihre Großmutter das Tuch von dem Menschbild zog, dann war sie durch die automatisch entstandene Strukturlücke im Energieschirm hindurch, hob die Zelttür an und schlüpfte nach draußen.
    Alltag erwartete sie. Überall waren Männer und Frauen damit

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