PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium
heute Clanlose, die ihre Vergangenheit vergessen haben und zu den treuesten Götzendienern zählen.«
Quart Homphés Blick saugte sich an den Tätowierungen des Rebellenführers fest. Seit er sie zum ersten Mal bemerkt hatte, war dem Terraner nicht mehr aus dem Kopf gegangen, wofür sie standen: die Dualität zwischen Krieg und Frieden. Letzterer, so las der Terraner die Tätowierungen, war nur für denjenigen erreichbar, der bereit war, Krieg zu führen, zu töten.
Blut zu vergießen war für die Nodronen kein Tabu. Gewalt war alltäglich und akzeptabel, setzte man damit seine Ziele durch. Es war eine Philosophie, die den stolzen Nodronen geradezu im Blut zu liegen schien. Nur, Quart Homphé war kein Nodrone. Er war ein einfacher Mensch, übergewichtig und von zahllosen - eingebildeten, wie seine Begleiter glaubten - Gebrechen geplagt, unendlich weit weg von zuhause. Eine Milliarde Jahre.
Quart Homphé hatte noch nie ein Leben genommen, noch hatte er es je erwogen.
»Die Stadt.« Auf Errek Mookmhers Stichwort wechselte die Darstellung des Holos. Das stilisierte Bild einer Stadt erschien, das auf einer Seite von einem Gebirge begrenzt wurde, das sich senkrecht in den Himmel schob. Quart Homphé erinnerte das Holo an ein Spielbrett. »Kion. die Hauptstadt des Empires.« In die gelben Augen des Rebellenführers trat ein hasserfülltes Glimmen.
Quart Homphé drehte schnell den Kopf weg. Er fragte sich, was geschehen würde, wenn ihr Unterfangen gelang. Der Hass des Rebellenführers war so intensiv, dass Homphé ihn erspüren zu können glaubte. Würde Errek Mookmher das Symbol der Stärke seines Feindes dem
Erdboden gleichmachen? Beteiligte er, Quart Homphé, sich an einer Mordtat, die lediglich ein Schreckensregime durch ein anderes ersetzen würde?
»Vor Jahrtausenden war Kion noch ein vergessenes Nest«, hallte Errek Mookmhers Stimme weiter durch die Halle, »doch die Führer der Clans erwählten es zur Hauptstadt ihres Sternenreiches, das sich anschickte, die gesamte Galaxis Vaaligo unter seine Herrschaft zu bringen. Hier errichteten sie ihre Feste, die Clansburg.«
»Ist bekannt, wieso ihre Entscheidung auf Kion fiel?« schaltete sich Perry Rhodan ein. Der Terraner wirkte gefasst und konzentriert, als nehme er an einer Geschäftssitzung und nicht an den Planungen eines Mordes - eines Doppelmordes! - teil.
»Darüber gibt es viele Mutmaßungen, Freund Rhodan, aber keine verlässlichen Antworten. Manche sagen, es sei eine Geste der Macht gewesen: >Seht her, wir Nodronen können selbst aus Schmutz einen funkelnden Edelstein erschaffen!< Andere sagen, der Grund sei die beeindruckende Kulisse gewesen.« Errek deutete mit der Linken auf die Wand, die am Rand der Stadt aufragte. »In ganz Vaaligo findet sich kein eindrucksvolleres Massiv als das Gebirge der Stürme. Seine höchsten Gipfel erreichen über zehntausend Meter Höhe. Und die Berge sind ein programmatisches Symbol: Sie markieren das Ende der Großen Steppe. Der einzige Weg, den sie zulassen, führt nach oben - in den Weltraum.«
Das Holo begleitete Erreks Worte mit einer Kamerafahrt über die Stadt, die mit einem senkrechten Aufstieg endete. Quart Homphé versuchte Einzelheiten der Stadt auszumachen, aber die Darstellung war zu grob. Wollte Errek etwas vor ihnen verbergen? Oder genügte die Genauigkeit für die Nodronen, die über einen ungleich schlechteren Gesichtssinn verfügten als Terraner?
»Heute ist Kion das Nervenzentrum des Empires«, fuhr
Errek fort. »Hier wohnt und arbeitet das Millionenheer der Verwaltung, hier - nur wenige Kilometer von uns entfernt - befindet sich das Oberkommando der nodronischen Flotte, hierher kommen die Sklaven und Geiseln besiegter Völker, um der nodronischen Dominanz zu huldigen. Und hier, in Kion, sitzt der Kopf des Empires - oder vielmehr, sitzen die Köpfe.«
Das Holo wechselte wieder zu einer Gesamtansicht Kions.
»Die Struktur Kions ist einfach. Die Stadt ist im Lauf der Jahrtausende aus dem ursprünglichen Siedlungskern immer weiter gewachsen. Das Wachstum hat dabei stets von innen nach außen stattgefunden.« Eine Abfolge von verschiedenfarbigen, gekrümmten Linien legte sich über die Stadt. Sie erinnerten an die Jahresringe eines Baums. »Inzwischen leben über dreißig Millionen Nodronen in Kion.«
»Was ist mit Nicht-Nodronen? Du willst mir doch nicht erzählen, dass Kion für sie verboten ist, oder?« fragte Fran Imith.
Die ehemalige Agentin des Terranischen Liga-Dienstes saß neben Rhodan.
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