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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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behinderte sie - sie hätte es sowieso nicht geschafft. Die Flammenkugel näherte sich rasend schnell.
    Dann erreichte sie seine Mutter und seinen Bruder.
    Axx schrie auf, als seine Mutter sich nach vorn warf, den Flammen aber nicht entkommen konnte. Später war er dankbar, dass er nicht genau erkennen konnte, was nun geschah. Die Feuerwalze war da, seine Mutter riss den Mund auf, wohl zu einem lang gezogenen Schrei, den er im Getöse aber nicht hören konnte, und dann waren sie und Gerth einfach. weg.
    Fort, als hätte es sie nie gegeben.
    Axx prallte auf dem Wasser auf, und nun spürte er dessen Kälte deutlich. Wie ein Messer schien sie sich in seine Haut zu schneiden und seinen Körper zu durchdringen. Er ging unter, Salzwasser drang ihm in Mund und Nase, und er verlor die Orientierung, wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Hilflos schlug er mit den Armen, strampelte mit den Beinen. Seine Angst wuchs ins Unermessliche, er bekam keine Luft mehr, glaubte zu ersticken.
    Wie eben die Flammen über seine Mutter und Gerth hinweggefegt waren, fegte jetzt nackte Panik über ihn hinweg.
    Mit einer Hand berührte er Grund, stieß sich sofort wieder ab, schwamm zur Wasseroberfläche empor. Er schnappte nach Luft, riss die Augen auf, obwohl das Salz in ihnen brannte, drehte den Kopf, sah zuerst auf das Meer hinaus, dann zum Strand.
    Sein Vater. Er lebte noch, war zwar zusammengebrochen, als er ihn ins Wasser geschleudert hatte, richtete sich aber auf den Ellbogen auf, sah auf das Meer hinaus.
    Er sucht mich, wurde Axx klar. Er will wissen, ob ich noch lebe.
    Er drehte sich im Wasser um, schwamm auf seinen Vater zu, doch dann sah er, wie sein Vater mit dem Mund Worte bildete. Er ver-stand sie nicht, aber er konnte ein wenig von den Lippen lesen, und das Gesicht seines Vaters war so gequält, dass er auch so wusste, was er sagen wollte: Nein! Nicht ans Ufer! Schwimm ins offene Meer hinaus!
    Er wollte zu seinem Vater, wollte ihm helfen, ihn ins Wasser zerren, ihn retten, ihn vor den Flammen beschützen, doch die Feuerkugel fiel zwar schon in sich zusammen, war aber noch immer riesig, so hoch wie sein Vater, wenn er stand. Er spürte schon die Hitze, die sie ausstrahlte, und dann hörte er tatsächlich, was sein Vater rief: Na los! Schwimm! Schwimm!, und er drehte sich im Wasser wieder um und schwamm, was das Zeug hielt.
    Schon spürte er, wie das Wasser wärmer wurde. Er wagte nicht zurückzublicken, hatte Angst, dass er nur die Flammenwalze sehen würde, die ihn jetzt fast erreicht hatte und ihn dann genauso umschließen würde, wie sie es mit seinen Eltern und seinem Bruder getan hatte. Er glaubte, dass das Wasser nun kochte, das Fleisch ihm jeden Augenblick von den Knochen fallen würde. Ihm fiel ein, wie sein Vater ihn ins Wasser geworfen hatte und er untergegangen war, und ihm kam ein Gedanke, vielleicht sogar der rettende, aber dann konnte er den Kopf nicht mehr drehen und zu seinem Vater sehen, und er drehte den Kopf und sah, dass die Flammen schon längst das Wasser erreicht und seinen Vater verschlungen hatten, und er tauchte.
    Er holte so tief Luft, wie er es noch nie getan hatte, und tauchte schräg abwärts. Er wusste nicht genau, wie tief, aber es mochten sechs, sieben Meter sein, entlang einer schmalen Zunge aus dunklem Tang. Die kurzen Pflanzen kräuselten sich plötzlich, als würde eine neue Strömung sie erfassen, und Axx spürte, wie auch ihn etwas ergriff, zur Seite riss. Ein riesiges Meeresungeheuer schien mit ihm zu spielen, ihm mit einem harten, genau gezielten Strahl Wasser aus seinem gewaltigen Maul die Luft aus seinen Lungen zu treiben und ihn herumzuwirbeln als wäre er nur ein kleiner Krebs.
    Und das Wasser wurde noch wärmer, fast unerträglich warm, so heiß, dass Axx unwillkürlich aufschrie.
    Ein Fehler. Sofort drang Wasser in seinen Mund und Hals. Er schloss den Mund wieder, wollte ausspucken, aber das Wasser war auch in seiner Nase. Wie eine Puppe wurde er herumgewirbelt, verlor wieder jede Orientierung, prallte dann mit den Schultern gegen einen harten Gegenstand.
    Ein Stein! Ein Stein auf dem Grund des Meeres!
    Er drehte den Körper, stieß sich mit den Zehen vom sandigen Boden ab und tauchte mit dem letzten Luftvorrat in den Lungen senkrecht hoch. Das aufgewühlte Wasser wurde immer heller, und dann durchstieß er die Oberfläche, prustete, holte tief Luft und blies die Nase frei.
    Luft! Er pumpte die Lungen voll Luft, voll köstlicher, frischer Luft, obwohl sie gar nicht frisch war,

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