PR Odyssee 4 Die Traumkapseln
durchgeschwitzte Kleidung. »Willst du dich nicht umziehen, ehrwürdige Ot’Son’Trokete? Stimmt etwas mit unseren Duschen nicht? Wir können alles zu deiner Zufriedenheit arrangieren!«
»Danke. Ich werde auf dem Zimmer duschen.«
»Ich werde die Duschen sperren lassen.«
»Nein. Danke.«
»Wenn ich dir dann vielleicht noch ein ProteinPräparat reichen dürfte?«
»Ich glaube nicht an Proteine«, sagt sie. »Die Arbeit macht die Muskeln.«
»Dann einen Saft vielleicht? Oder möchtest du einen Cocktail?«
»Ich möchte vor allem in Ruhe gelassen werden.«
»Sehr wohl, Ehrwürdige. Nichts für ungut. Nichts für ungut.«
Willkommen in der Wirklichkeit, Pelmid Sulcatob. Axx Cokroide ist noch am Lebeti, Punkt. Und mächtiger denn je, Punkt.
Als sie, wieder auf ihrem Zimmer, im Bad steht und sich auszieht, fällt ihr etwas auf. Alle Dinge um sie herum haben eine kristallklare Beschaffenheit. Die Duschwanne, die Brause, jeder einzelne Mosaikstein der Wände - das Deckenlicht scheint in sie einzudringen, sie von innen heraus zum Strahlen zu bringen.
Und so verhält es sich auch mit Pelmids Blessuren.
Sie wird, begreift sie, während das Wasser auf ihre Haut prasselt, hier nicht mehr heil herauskommen.
Weil sie längst nicht mehr heil ist.
Aber sie wird, begreift sie, während sie ihre Haut trocken tupft, hier herauskommen können.
Wenn sie wachsam ist. Wenn sie aufpasst. Auch auf sich aufpasst.
Zum ersten Mal, seit sie sich mit Axx Cokroide eingelassen hat, seit sie sich, naiv wie sie war, aus freien Stücken mit Axx Cokroide eingelassen hat, denkt sie nicht mehr in erster Linie an Rache, an Demütigung. Zum ersten Mal denkt sie daran, dass es zu allererst darum geht, ihre Haut zu retten.
Sie hat von Rache und Demütigung geträumt. Sie hat vom großen Fanal geträumt. Davon, ihn mit in den Tod zu nehmen.
Jetzt nicht mehr. Jetzt träumt sie davon, ihn zu überleben.
Darum geht es schließlich. Ihn zu überleben, das ist der größte Triumph.
Neulich, auf Wrischaila, hätte sie ihn erschießen können. Es wäre, begreift sie jetzt, die perfekte Lösung gewesen. Für einen ganz, ganz kurzen Moment hat sie den Drang verspürt, das Gewehr nur um einen Hauch zu schwenken und nicht Perry Rhodan ins Fadenkreuz zu nehmen, den Fremden, sondern Axx Cokroide, Fluch seinem Geschlecht.
Niemand hätte ihr hinterher einen Vorwurf machen können. Berühmtere Scharfschützen als sie hatten schon weiter daneben geschossen, zumal unter solchen Bedingungen. Ein kleines Loch in einem großen Kopf, und eine viel versprechende Karriere hätte ihr jähes Ende gefunden. Gestorben im Dienst für das Empire von Nodro. Ein Musterbeispiel der Pflichterfüllung. Die Vorstellung, an seinem Grab zu stehen, hat etwas Verlockendes gehabt.
Aber es war ihr als zu einfach erschienen, zu leicht. Weil er nichts davon mitbekommen hätte. Paff, und weg. Ausgeknipst wie eine Lampe. Ohne dass er gelitten, ohne dass er einen Funken Todesangst empfunden, um sein Leben gewinselt hätte oder, besser noch, um seinen Tod, um Erlösung von unbeschreiblichen Qualen. Vor allem: Ohne dass er gewusst hätte, dass sie es war, sie, Pelmid Sulcatob, von deren Hand er starb.
So hat sie gedacht. Voller armseligem Kleine-Mädchen-Pathos hat sie gedacht, dass so ein schneller Tod im freundlichen Feuer ihrer Rache nicht würdig wäre.
Nun holt sie Wundcreme aus ihrer Reiseapotheke und trägt sie auf sämtliche ihrer Blessuren auf, ob diese es nun nötig hätten oder nicht. Auch ihre dunkle, bräunliche Haut hat diese kristallklare Beschaffenheit, die sie eben schon so in Erstaunen versetzt hat. Sie hat das Gefühl, jede einzelne Zelle sehen zu können, wie in einer 3D-Animation.
Willkommen in der Wirklichkeit, Pelmid Sulcatob. Ein Großteil dieser Verletzungen wäre dir erspart geblieben, wenn du ihn neulich in dieser Lagerhalle auf Wrischaila
erschossen hättest.
Sie schraubt den Deckel auf die Tube. Die Haut retten ... da ist Wundcreme doch ein guter Anfang. Zum ersten Mal seit - wie vielen Tagen? - muss sie einen Moment lang wirklich schmunzeln und tut nicht nur so.
Sie tritt an den Ankleideschrank und zieht sich an. Hochgeschlossen, langärmelig. Sie betrachtet ihre zerschlagenen Knöchel, greift zu den Handschuhen, wirft sie wieder in den Schrank.
Kurz vor der bestellten Zeit betritt sie Cokroides Büro. Es ist edel, aber gesichtslos. Hotelstandard. An dem kleinen Konferenztisch sind sämtliche Plätze bis auf einen neben Cokroide besetzt. Alles
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