PR Odyssee 4 Die Traumkapseln
dass dich Shimmi nachher nicht so sieht. Das macht dich glatt um ein paar tausend Jahre jünger.«
»Was denn?«
»Dein wilder Stachelkopf.«
Er sah mich einen Moment lang nur an. »Ist irgendwas?«
»Nein«, sagte ich. »Was ist denn nun mit dem Ordensturm?«
Er sah mich noch einmal an. Dann sagte er: »Er ist nicht zerstört worden. Die Cor’morianer haben ihn anscheinend einfach nur verlassen.«
»Das heißt, er hätte uns vielleicht einigen Aufschluss geben können.«
»Hätte können«, warf Errek Mookmher ein. Er hatte ein Auge geöffnet. »Schön gesagt«. Er machte das Auge wieder zu.
Ich sah zu Perry. »Hab ich irgendwas nicht mitgekriegt?«
Perry zuckte mit den Achseln. Er sah genauso ratlos aus wie ich. Ich konnte richtig sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Auf einmal grinste er.
»Oha«, machte ich. Aber innerlich zermarterte ich mir immer noch das Gehirn. Dann ging mir ein Flutlicht auf. Ich grinste ebenfalls. Das wird dem Dans Kattin aber gar nicht gefallen.
»Ganz und gar nicht«, sagte Perry.
Wir sahen zu Errek, der sich wieder schlafend stellte.
»Schön gedacht, ihm den Funkkontakt zu seinen Leuten zu verwehren«, sagte ich.
»Schön gedacht, dumm gelaufen«, sagte Perry.
Ich lehnte mich zurück. »Ich glaube, ich gönne mir noch eine Mütze voll Schlaf.«
»Keine schlechte Idee, Dicker«. Er lehnte sich ebenfalls zurück, schlug die Beine übereinander.
Ich schloss die Augen.
Keine fünf Minuten später ging vorn das Geschrei los.
Zwischenspiel
Pelmid Sulcatob befindet sich in der Fitness-Abteilung des Orbital-Hotels auf dem Schießstand. Sie trägt ihre braunen, weich fließenden Hosen von vorhin. Die weiße Bluse mit den zerrissenen Verschlüssen hat sie gegen einen dunkelgrünen Pullover ausgetauscht. Pelmids Hände stecken in dünnen schwarzen Stoffhandschuhen. Sie hat sie kaum über die zerschlagenen, geschwollenen Knöchel bekommen.
Das Präzisionsgewehr, bis hin zu den Trainings-gewichten eine Spezialanfertigung nach ihren eigenen Entwürfen, ist wie eine Verlängerung ihrer selbst.
An ihrer Punktzahl merkt sie, dass sie nicht so konzentriert ist wie sonst. Aber anfühlen tut es sich wie immer. Schießen gibt Halt. Gibt Frieden. Sie hat immer noch Macht. Sie kann immer noch töten.
Anschließend absolviert sie ihr Krafttraining. Sie ist gerade beim zweiten Durchlauf, da gibt es einen Aufruhr im Eingangsbereich.
»Allmächtiger! - Gnade!«, tönen die Stimmen der anderen Sportler durcheinander.
Pelmid sperrt ihre Bank und richtet sich auf. Sie kann den Eingang von hier aus nur zum Teil einsehen. Männer springen auf, salutieren, werfen sich zu Boden.
Eine Frau rafft ihr Handtuch, ihre Trinkflasche zusammen und flieht an Pelmid vorbei zu den Frauenduschen. »Er hat das Mandat! Das Mandat!«, ruft sie und ist verschwunden.
Pelmid steht auf.
Ihr zuckt ein Muskel im linken Hinterschenkel. Fluchtinstinkt?
Dann kommt, mit einem breiten Lächeln, Axx Cokroide. »Dachte ich mir doch, dass ich dich hier finde«, sagt er. Hinter ihm buckelt ein gedrungener Nodrone in Freizeitkleidung her, offensichtlich der Manager des Fitness-Centers.
Auf Cokroides Brust prangt ein rötlich glitzerndes, kostbares Siegel. Die münzartige Scheibe trägt die schematische Darstellung zweier sich überlappender Köpfe.
Die Zwillingsgötzen haben ihn keineswegs der Peitsche von Nodro überantwortet. Sondern sie haben ihn mit dem Mandat der Götzen ausgestattet.
Axx Cokroide, der in die Ewige Stadt gegangen ist, um sein Versagen zu erklären - er kehrt zurück als mächtigster Nodrone von ganz Vaaligo. Sein Wort wird ab jetzt Gesetz sein.
In Pelmids Bauch wird es seltsam kalt. Als rieselte langsam, aus einer Gießkanne, Wasser ihre Gedärme hinunter.
»Lagebesprechung«, sagt Cokroide. »In einer halben Stunde. In meinem Büro. Er wendet sich an den Manager. Es fehlt der Ot’Son’Trokete doch an nichts?«
»Nein, Herr. Gewiss nicht, Herr.«
Der Manager redet nur noch mit Cokroides Rücken. Der frisch gebackene Mandatsträger ist schon wieder auf dem Weg nach draußen.
Cokroide hätte sie rufen lassen können, wird Pelmid klar. Jeder normale Vorgesetzte hätte sie rufen lassen. Nicht Cokroide. Er trägt das Mandat deutlich sichtbar an seiner Kleidung - und genießt den Schrecken und die vollständige Unterwerfung sämtlicher Nodronen, die das Siegel sehen.
Pelmid geht zu ihrem Schließfach, holt den Koffer mit dem Gewehr heraus.
Vorn am Tresen sieht ihr der Manager auf die
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