PR Plophos 01 - Feinde der Menschheit
auf den Fahrersitz. Mit geübten Griffen startete er den Motor. Das Fahrzeug hob sich auf das Antigravkissen und glitt auf den Garagenausgang zu. Art dirigierte es auf die Straße hinaus, stellte den Autopiloten auf eine Adresse weit im Norden der Stadt ein und beugte sich dann zu Hondro hinüber, um ihn zu untersuchen. Der Schuß hatte die Haut am Hals versengt und eine handtellergroße Brandwunde hinterlassen. Die Wunde allein hatte unter normalen Umständen noch nicht einmal eine
Ohnmacht verursacht. Die Angst und Hondros alkoholisierte Verfassung mußten mitgeholfen haben. Art band dem Präsidenten notdürftig Hände und Füße, so daß er ihn nicht bedrohen konnte, wenn er zu sich kam.
Dann gemahnte ihn der Schmerz in der Seite daran, daß es noch jemand anderen gab, der der Aufmerksamkeit bedurfte. Er langte zum Gürtel hinunter und betastete seinen Leib. Als er die Hand wieder hervorzog, war sie feucht und klebrig.
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Er klebte einen Notverband über die Wunde. Dann löschte er den Befehl für den Autopiloten und übernahm selbst das Steuer. Er hatte nicht die geringste Absicht, zum Nordende zu fahren. Sein Ziel lag anderswo. Er hatte die Hilfe des Autopiloten nur gebraucht, um ein paar Minuten lang die Hände freizubekommen.
Er hatte eine Tablette eines schmerzstillenden Mittels genommen, das er ständig bei sich trug. Das Medikament wirkte sofort. Der Schmerz in der Seite verschwand. Er hatte Zeit zum Nachdenken, und es gab nichts mehr, das ihn ablenkte.
Neben ihm lag der wichtigste Mann von Plophos, der Präsident selbst. Was war einfacher, als ihn als Geisel zu behalten, bis all die Informationen beschafft waren, die die Erde brauchte, und bis er, Art, sich und seine Leute in Sicherheit gebracht hatte? Der Gedanke erschien verführerisch, und trotzdem schob Art ihn rasch wieder beiseite.
Das System von Plophos funktionierte nicht auf diese Weise. Wenn Iratio Hondro nicht in spätestens zwanzig Stunden wieder auftauchte, würde ein neuer Präsident die Leitung des Staates übernehmen, und von da an war Hondro weiter nichts als nutzloser Ballast. Es stand auch nicht zu hoffen, daß die Übernahme der Staatsgeschäfte den neuen Präsidenten eine Zeitlang so in Anspruch nehmen würde, daß er während dieser Zeit an eine Verfolgung der Verdächtigen nicht denken könnte. Wie die Motive der meisten Diktatoren, lagen auch die Iratio Hondros keineswegs allein in seinem persönlichen Ehrgeiz begründet. Es war ihm ein wirkliches Anliegen, Plophos zum Rang einer galaktischen Großmacht zu erheben. Und er hatte dafür gesorgt, daß diesem Plan im Fall seines Todes kein Abbruch geschah. Die diktatorische Macht des Präsidentenamtes würde von seinem Nachfolger weitergeführt werden, ohne daß es im politischen Geschehen eine Diskontinuität gab.
Iratio Hondro mußte also wieder freigesetzt werden, und zwar so, daß sich für Art und seine Leute ein Maximum an zeitlichem
Vorsprung daraus ergab. Art rechnete, daß Hondro, wenn er ihn zwanzig Kilometer östlich der Stadt in ödem Gelände und weitab von allen Straßen absetzte, fünf bis sechs Stunden brauchen würde, um das erste Bildsprechgerät zu erreichen und sich im Palais zu melden. In fünf bis sechs Stunden konnten Iko und Kato gewarnt werden, konnte Art selbst in eine neue Rolle schlüpfen und sich beschränkte Bewegungsfreiheit bis zu dem Augenblick verschaffen, in dem er in Etehak Gouthys Zweigstelle am Rand der Stadt eindrang und die Informationen besorgte, welche der Galaktischen Abwehr noch fehlten.
Unruhe befiel ihn, als er an Iko dachte. Befand sie sich noch in Freiheit? Je nachdem, wann Hondro oder seine Leute hinter den wahren Sachverhalt gekommen waren - konnte sie nicht die erste gewesen sein, die festgenommen wurde? Und was war mit Kato? Was sprach eigentlich dafür, daß er sich nicht ebenfalls schon längst im Gewahrsam des Geheimdienstes befand?
Art beschleunigte den Gleiter bis zur Höchstgeschwindigkeit. Er mußte sich Gewißheit verschaffen, und zwar so rasch wie möglich. Die Stadt blieb hinter ihm zurück. Vor den Scheinwerfern lag das breite, einsame Band der Landstraße. Sie führte ostwärts. Art wartete, bis er den Schimmer der Lichter von New Taylor nicht mehr sehen konnte, dann hob er den Wagen hoch in die Luft, ließ ihn eine sanfte Kurve beschreiben, bis der Bug nach Norden zeigte, und flog in etwa zwanzig Metern Höhe über das flache Steppenland hinweg. Die Scheinwerfer hatte er inzwischen ausgeschaltet. Es war nicht
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