PR Plophos 01 - Feinde der Menschheit
notwendig, daß sich ein einsamer Nachtbummler den Kopf darüber zerbrach, was ein einzelner Gleiter mit solcher Geschwindigkeit um diese Zeit in der Einöde der Steppe zu suchen hatte.
Etwa zehn Minuten später stieß der Gleiter nach unten. Ein paar Sekunden lang flammten die Lichter noch einmal auf, dann kam der Wagen in einer flachen Senke zur Ruhe. Art stieg aus, ging um das Fahrzeug herum und öffnete das Luk auf der rechten Seite. Hondro hing schlaff in seinem Sitz. Art hob ihn heraus und setzte ihn behutsam zu Boden. Es fiel ihm ein, daß Hondro, wenn er zu sich kam, nicht wissen würde, wohin er sich zu wenden hatte. Er ging also zur Seite und kratzte mit der Stiefelspitze eine Linie in den Boden, die er an einer Seite mit einer Pfeilspitze versah. Der Pfeil zeigte nach Südwesten, also zur Stadt hin. Hondro würde das Zeichen verstehen. Zu hoffen war nur, daß er den Pfeil nicht für einen Versuch hielt, ihn irrezuführen, und sich deswegen nach Nordosten wandte.
Art schloß das Luk, durch das er den Verwundeten herausgehoben hatte, und wollte auf die Pilotseite des Wagens zurückkehren. Da hörte er hinter sich eine schwache Stimme: »Konstantin...?«
Er drehte sich um. Hondro hatte sich halb aufgerichtet. Er mußte inzwischen zu sich gekommen sein. Seine Augen leuchteten schwach im Schimmer der Sterne.
»Ja?«
»Konstantin«, flüsterte der Diktator, »das werden Sie bereuen!« Art hockte sich vor dem Verletzten auf den Boden, so daß der ihn sehen konnte. Dann schüttelte er ruhig den Kopf.
»Nein«, sagte er mit Bestimmtheit, »das werde ich nicht. Alles, was ich tue, dient dem Zweck, die Welt vor Abenteurern zu schützen, wie Sie einer sind. Selbst wenn Sie mich erwischen, sterbe ich in dem Bewußtsein, etwas Gutes getan zu haben.« Mit einer raschen Bewegung stand er auf und kehrte zum Gleiter zurück. Sekunden später hob sich das Fahrzeug vom Boden und stieg in die Nacht.
Kurz nach drei Uhr morgens wurde vor einem der alten Lagerhäuser an der westlichen Ausfallstraße ein dunkles Gleitfahrzeug abgestellt. Der einzige Insasse des Fahrzeugs näherte sich einem der Schuppen, öffnete die breite Einfahrt offenbar ohne Schwierigkeiten und kam knapp eine Minute später am Steuer eines zweiten, leichteren Gleitwagens wieder zum Vorschein. Er parkte das Fahrzeug dicht hinter dem ersten Gleiter, stieg aus und hantierte eine Weile am Schaltbrett des Wagens, mit dem er gekommen war. Genauer gesagt, er nahm den Hörer des kleinen Bord-Bildsprechs ab, wählte eine vierstellige Nummer und sprach mit einem Mann, dessen Gesicht undeutlich auf dem handflächengroßen
Bildschirm zu sehen war. Das Gespräch dauerte nicht länger als eine halbe Minute.
Der Mann stieg sodann in den zweiten Gleiter zurück, schloß das Luk und fuhr mit beachtlicher Geschwindigkeit davon. Sein ursprüngliches Fahrzeug ließ er einfach stehen. Jemand, der die Szene beobachtet hätte und danach stadteinwärts gegangen wäre, hätte zwanzig oder fünfundzwanzig Minuten später eine merkwürdige Massierung von dunklen Gleitwagen beobachten können, die, langsam aus Richtung Stadtmitte kommend, die Straßen entlangschwebten und schließlich zu beiden Seiten parkten.
Es gab jedoch keinen Beobachter. Infolgedessen warteten die dunklen Wagen noch an den Straßenrändern, als die Sonne schon aufging, und glaubten immer noch, sie hätten ihren Fisch sicher im Netz.
Das Haus Nr. 2118 an der Straße nach Mexiko war ein weitläufiges, hohes, modernes Gebäude. Nicht weit vom Stadtzentrum entfernt, enthielt es insgesamt zweitausend zwei-bis vierzimmrige Appartements, die bei dem Luxus, mit dem sie ausgestattet waren, und der vorzüglichen Lage des Hauses dem Eigentümerkonsortium horrende Preise einbrachten. Es gab außer den verschiedenen und meist unbewachten Seiten-, Neben- und Hintereingängen ein Hauptportal zur Straße hin, hinter dem, in einem fast zu üppig eingerichteten Foyer, tagsüber ein Portier, während der Nacht ein Wachrobot Wohngäste und Besucher empfingen.
Der Wachrobot war von der Erde importiert und besaß die Fähigkeit, sich mit den Leuten zu unterhalten. Er war ein teures Modell, ganz dem Luxus des Hauses angepaßt, wenn man von ihm auch nicht mehr zu sehen bekam als einen Lautsprecher in der Wand hinter der Empfangstheke, einen mittelgroßen Bildschirm dicht darüber und dann und wann ein automatisches Gerät, das einen Schlüssel oder sonst etwas auswarf. Die Fähigkeiten des Robots waren in Wirklichkeit viel
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