PR Plophos 01 - Feinde der Menschheit
sie ununterbrochen gegeneinander um jeden Fußbreit des lebenswichtigen Bodens.
Da teilte sich die bisher ruhige Wasseroberfläche neben Rhodan, und ein nur fingerdicker, aber endlos erscheinender Pflanzenstengel krümmte sich zusammen, rollte in konvulsivischen Zuckungen dem Ufer zu. In der Spitze war ein zappelnder Fisch zu erkennen, der der Umklammerung der natürlichen Angel nicht mehr entgehen konnte. Fisch und Stengel verschwanden im Wald, so daß es Rhodan unmöglich war, die Pflanze zu sehen, die ihre Wurzeln als Angelruten ausgebildet hatte.
Gleich darauf peitschte die dünne Wurzel durch die Luft und tauchte wieder ins Wasser. Nun lag sie dort unten, auf neue Beute lauernd. Rhodan fragte sich, wieviel Wurzeln unter der Oberfläche verborgen sein mochten. Zum Glück konnten sie ihm nicht gefährlich werden.
Vorsichtig watete Rhodan dem Ufer entgegen. Unzählige Pilze wuchsen in unmittelbarer Nähe des Wassers. Von vielen waren nur noch die Überreste zu sehen, alles andere schien irgendwelchen Raubpflanzen zum Opfer gefallen zu sein.
Auf den Dächern der riesigen Pilze wucherten andere Pflanzen, die tiefe Narben im Pilzfleisch zurückließen. Jeder zweite Pilzstengel war von Lianen umschlungen, die mit wechselndem Erfolg versuchten, die schwere Beute in den Wald zu zerren. Das Ufer war von Schleif-, Kratz- und Hiebspuren aufgewühlt, es bildete einen schmalen Gürtel Niemandsland, um das heftige Kämpfe ausgetragen wurden. Die Nähe des Salzwassers verhinderte jedoch, daß der Wald bis zum Meer vordrang.
Rhodan, der erschreckt die Umgebung beobachtete, sah phänomenale Vorgänge, Geschehnisse, die wieder einmal die ungeheure Anpassungsfähigkeit der verschiedenen Lebensformen zeigte.
Unter jedem Riesenstaubpilz wuchsen kleine Pflanzen, die ihre Raubtätigkeit darauf beschränkten, kurze Stiele, an deren Ende sich ein Dorn befand, aus dem Sand ragen zu lassen. Sobald der Pilz Fleisch verlor - und er verlor sehr oft, denn auf seinem
Dach wurden wütende Kämpfe um die Vorherrschaft dieses relativ sicheren Platzes ausgetragen - versuchte die Dornenpflanze dieses Pilzfleisch aufzuspießen. War ihr das gelungen, zog sie sich blitzschnell unter die Oberfläche zurück. Die Beute lag nun am Boden, wurde jedoch systematisch von unten aufgelöst.
Rhodan blickte zurück. Die Suchboote näherten sich allmählich diesem Ufer. Auch die Gleiter änderten ihren Kurs und steuerten auf die andere Seite der Bucht zu. Rhodan erkannte, daß ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er mußte schnell einen verhältnismäßig sicheren Platz finden.
Seine suchenden Augen entdeckten einen riesigen Pilz, einen uralten Burschen, dessen von Narben übersäter Stengel vielleicht drei Meter durchmaß. Ein Meter davon wurde jedoch von Lianen, Schmarotzern, Abfällen und Moosen gebildet. Das Dach hatte einen Durchmesser von zehn Metern.
Es war dunkelbraun und von Aushöhlungen übersät. Ein kleiner Wald wucherte dort oben. Wie ein Netz von Telefondrähten spannten sich zwischen dem Pilzstengel und dem Wald unzählige Schlingpflanzen und Lianen. Doch nichts vermochte den Pilzgiganten zu erschüttern.
Rhodan verließ das Wasser und setzte vorsichtig den Fuß aufs Land. Ein harmlos aussehendes, tellergroßes Blatt segelte auf ihn zu. Leicht wie eine Feder landete es auf seiner Schulter. Im gleichen Augenblick fühlte Rhodan, daß eine ätzende Flüssigkeit über seinen Rücken lief. Mit einem Ruck riß er das Blatt ab. Es schwebte aufs Meer und versank. Rhodan hatte eine blutende Wunde zurückbehalten.
Er achtete darauf, daß er nicht in eine der Dornenpflanzen trat. Von einem kleineren Pilz fiel eine Liane auf ihn herab und versuchte ihn zu umschlingen. Rhodan streifte sie ab und steuerte auf den Riesenpilz zu.
Wieder flog ein Blatt auf ihn zu, doch diesmal war er auf der Hut. Er wich dem gefährlichen Segler aus und beobachtete, daß dieser sich auf einem Pilz niederließ.
Unangefochten erreichte Rhodan den großen Pilz. Das ausgedehnte Dach warf einen riesigen Schatten. Gleich einem
Vorhang hingen Äste und Wurzeln anderer Pflanzen daran herab.
Rhodan biß die Zähne aufeinander und teilte das Durcheinander mit den Händen. So erreichte er den eigentlichen Stengel. Auch für einen schlechteren Kletterer als ihn wäre es keine große Leistung gewesen, am Stengel hinaufzuklettern. Die Lianen, die sich wie ein Gitter verwuchert hatten, bildeten eine regelrechte Leiter. Schnell klomm Rhodan in die Höhe. Er spürte, daß
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