PR Posbi-Krieg 04 - Der Milliardenmörder
Was immer er sagte, sein Gegenüber hätte es falsch auslegen können. Vielleicht bewirkte es mehr, den Mann sich selbst zu überlassen.
»Ich habe immer gehofft, dass eines Tages der Großadministrator mit einer großen Kriegsflotte in Ambriador eintreffen würde«, begann Matio unerwartet. »Und viele denken so wie ich. Je schlechter die Zeiten wurden, desto größer der Ruf nach Rhodan. Inzwischen wissen wir, dass in der Milchstraße unsere Existenz unbekannt ist. Die Siedlerschiffe von einst, verschollen, abgehakt; die Besatzungen für tot erklärt. Wer sollte nach einer kleinen Ewigkeit überhaupt wissen, dass es unsere Vorfahren jemals gegeben hat?«
Matio schaute auf, dann zuckte er mit den Schultern. »Wir stehen zwischen den Fronten. Die Maschinenteufel morden gnadenlos. Und die Nestschädel bekämpfen uns mit unseren eigenen Erinnerungen, indem sie uns einen falschen Großadministrator vorführen. Damit nehmen sie uns unsere Identität.«
Der Mann begann eine unruhige Wanderung. Nur hin und wieder hielt er inne und herrschte seinen auf dem Boden liegenden Gefangenen an: »Wer sind Sie?«
Immerhin sagte er nun Sie, benutzte nicht mehr das vertrauliche und in dem Fall eher abwertende du.
»Mein Name ist Perry Rhodan. Und wenn Sie mich noch hundertmal fragen, Matio, ich werde Ihnen nichts anderes antworten als die Wahrheit.«
»Sie sind konditioniert, genau wie Yu schon sagte. Das Serum kann nicht wirken.«
»Wie viel Zeit bleibt uns noch?«
Matio lachte heiser, das war seine Antwort.
»Ich habe den Eindruck, Sie wollen das alles gar nicht und warten deshalb darauf, dass es bald vorbei sein wird«, stellte Rhodan fest. »Warum schaffen Sie es nicht, Ihre Verbitterung zu überwinden?«
»Warum?«, fuhr der Mann auf. »Was haben die Laren mit Ihnen gemacht? Erst haben Sie meine Frau umgebracht, dann meine Tochter Tafdy vor meinen Augen. Und das hier« - er fuhr sich wieder über das verbrannte Gesicht - »erinnert mich ständig an sie. Yu und Tafdy arbeiteten zeitweise zusammen ... «
»Und deshalb glauben Sie, nun Rache nehmen zu müssen? Rufen Sie Ihre Mitverschwörer zurück, Matio!«
Der Mann sah ihn verständnislos an. Er wollte nicht verstehen. Auch als Rhodan anfing, ihm mehr zu erzählen. Details, als die Laren zum ersten Mal in der Milchstraße erschienen waren. Er redete davon, dass er Hortrenor-Taaks Absichten durchschaut hatte, ihm letztlich aber keine andere Wahl geblieben war als die Flucht. Er sprach von seiner Hoffnung, mit Hilfe des Antitemporalen Gezeitenfelds das Solsystem dem Zugriff der Laren zu entziehen - eine trügerische Hoffnung, wie sich bald erwiesen hatte. Dann die Flucht von Erde und Mond durch den Sol-Transmitter, die Ankunft im Mahlstrom der Sterne und in der Folge die Lieblosigkeit der Menschen, verursacht durch eine Strahlungskomponente der neuen Sonne Medaillon. Währenddessen waren in der Milchstraße die letzten freien Menschen zu Sklaven der Überschweren und der Laren geworden. Und in der Dunkelwolke Provcon-Faust hatte das
Neue Einsteinsche Imperium das Erbe des untergegangenen Solaren Imperiums angetreten, eigentlich die Verwaltung eines Scherbenhaufens.
»Das ist die Wahrheit?«, fragte der Alteraner schließlich. »Sie klingt aberwitzig und verrückt.«
»Lügen sind stets einfacher und leichter verdaulich«, versetzte Rhodan.
Matio massierte sein Kinn. Er stand gut drei Meter von dem gefesselten Terraner entfernt und sah nachdenklich auf ihn hinab. »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll«, gestand er zögernd.
Augenblicke später schien er sich entschlossen zu haben. Jedenfalls schaltete er sein Funkgerät ein und rief nach Yu und Ponffo. Er bekam keinen Kontakt.
Vorübergehend hatte es den Anschein, als wolle der Alteraner es bei diesem einen Versuch bewenden lassen. Eine längere Pause entstand. Schließlich wischte er sich mit dem Handrücken über die Lippen, die Geste wirkte trotzig, und startete einen neuen Versuch.
»Nichts. Und nun?« Fragend sah er Rhodan an.
»Lösen Sie meine Fesseln, Matio, und geben Sie mir mein Funkarmband! Vielleicht haben wir noch eine Chance.«
Erneut zögerte der Alteraner. Die Forderung war zu direkt gekommen. Aber endlich nickte er, ging auf Rhodan zu und beugte sich über ihn.
Ein jähes Geräusch ließ Matio herumfahren und ebenso schnell zur Waffe greifen. Er schaffte es noch, den Strahler hochzureißen, dann erstarrte er in der Bewegung. Seine Waffe fiel zu Boden.
Matio Candiz sank vornüber auf die
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