PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
abfüttern. Wir müssen darauf hoffen, dass auf der anderen Seite nicht zu viele Regulartruppen warten und dass sie mit keinem Angriff rechnen. Automatisch generierte Alarmbotschaften, die vom Hier ins Dort transferiert werden, dauern, wie ihr wisst, aufgrund der Entzerrung ihre Zeit. So die Theorie. Ich hoffe, dass sie keinen Boten hinübergeschickt haben, der von uns berichtet hat.« Yo wandte sich Schreyver zu. »Bist du einsatzbereit?«
»Ja«, keuchte der Mann. »Ich erhole mich allmählich, die Quantronik bescheinigt mir eine Einsatzbereitschaft von 95Prozent.«
Ein guter Wert. Yo blickte auf ihre eigenen Anzeigen. Cori gestand ihr 113 Prozent zu. Fitte Kämpfer erreichten dank der quantronischen Unterstützung und Aufputschmittel 120 bis 125 Prozent ihres – herkömmlichen – Leistungsmaximums.
»Du weißt, was du zu tun hast?«, fragte sie Schreyver.
»Ich habe mich zwei Wochen lang auf meine Aufgabe vorbereitet.«
Amaya Yo atmete tief durch. Ein letztes Mal. »Dann los!«, befahl sie. »Für die Anjumisten. Gegen das Rote Imperium.«
Gegen das System. Gegen die Verhassten. Gegen jene, die Glück und Frieden in ihr Universum gebracht hatten.
13
Wiesel
Wiesel reagierte, ohne weiter nachzudenken. Er stürzte sich auf den Sandmann und stieß ihn mit aller Wucht in den Staub. Die ausgestreckten Klauen fuhren ins Leere, ritzten tiefe Furchen in den sandigen Untergrund.
Das unheimliche Wesen brüllte voll Zorn, wand sich wie verrückt unter Wiesels Griff.
»Hilf mir gefälligst!«, rief Wiesel keuchend und blickte Rhodan an. Er bog die Arme des Sandmanns nach hinten, drückte das ekelhafte Wesen mit aller Kraft zu Boden.
Der Widerstand seines Gegners wuchs mit jedem Moment. Wiesel fühlte die Oberarmmuskeln seines Gegners anschwellen. Sie pumpten sich wie Ballons auf, gewannen immer mehr an Glaubwürdigkeit.
Glaube. Das war es. Je mehr man seine Existenz akzeptierte, desto wirklicher wurde er.
Endlich kam Leben in Perry Rhodan. Er schüttelte den Kopf, als ob er die Gedanken an eine schreckliche Märchenfigur. unter der er in seiner Jugend gelitten hatte, aus seiner Erinnerung schütteln wollte. Er zog ein Vibro-Messer aus einer Seitentasche, schob Wiesel grob beiseite und warf sich mit aller Wut auf den Sandmann.
Der Unsterbliche, dessen Glaube an das Gute als einer seiner größten Tugenden gelobt wurde, stach zu. Immer und immer wieder. In die Brust des Sandmanns, in Beine, Arme, Hals, Unterleib. Nicht wie ein Wahnsinniger. Sondern methodisch. Wie ein Mensch, der sehr wohl wusste, was er tat.
Wiesel fühlte, wie die Bewegungen ihres Gegners allmählich erlahmten. Das Gebrüll ging in ein Quieken und Jammern über, die Atemzüge kamen hechelnd.
Das Ende war banal. Wie in einem Drehbuch mit schlechter Pointe. Der Sandmann hörte einfach auf zu atmen und lag still. Ohne letzte Worte, ohne einen letzten Seufzer. Auch seine wurmähnlichen Kinder verendeten.
Wiesel befreite sich von seinem Gegner. Er zitterte, seine Arme schmerzten. Er hatte allen Willen und alle Kraft eingesetzt, um den Sandmann im Zaum zu halten.
»Er lebte von unserem Glauben an ihn«, bestätigte Rhodan seine Vermutung. Er setzte sich neben Wiesel. Gemeinsam blickten sie auf den Korpus ihres unheimlichen Gegners. Müde, erschöpft, bis an die Grenze ihrer Aufnahmebereitschaft belastet.
»Kein Blut. Keine Einstich wunden. Nichts…« Der Unsterbliche ließ das Messer aus seiner Hand in den Sand fallen.
»Er hatte mich fast… überzeugt«, sagte Wiesel. »Ich konnte seine Kraft fühlen. Wie sie wuchs, wie sie zum Teil unserer Realität wurde.«
»Letztlich war es eine Willenssache.« Rhodan stand auf und half ihm hoch.
Wiesel fühlte sich unendlich müde, wollte aber in Gegenwart des Unsterblichen keine Schwäche zeigen.
»Danke«, sagte der Resident und nickte ihm zu. Rhodan wischte sich Staub vom Schutzanzug. Er wirkte wieder kühl und beherrscht, so wie man ihn kannte. Er fing sich unerwartet rasch wieder. »Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.«
»Ich tat es aus Selbstschutz.« Wiesel zog ein verdrießliches Gesicht. Rhodan sollte nur ja nicht glauben, dass sie dieses heil überstandene Abenteuer in irgendeiner Form aneinanderband. »Der Sandmann war eine Ausgeburt deiner Fantasie. Wenn er dich besiegt hätte, wäre ich allein übrig geblieben. In einer Umgebung ohne Überlebenschancen. Wer weiß schon, welche Monstren du sonst noch in deinem Unterbewusstsein geparkt hast, denen ich hier begegnen
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