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PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt

PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt

Titel: PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Erdstößen, dem Tornado dröhnte ein ganz besonderer Rhythmus. Gleichmäßig, anschwellend, immer näher kommend. Er tönte mit unglaublicher… Intensität, und er brachte Schrecken mit sich. Es waren die Fußtritte eines Lebewesens, das auf sie zu stapfte, als sei es von den Umständen völlig unberührt.
    Wie auf Kommando endete alles. Ein letztes Rumoren erschütterte die Erde, ein letzter, aus großer Höhe herabfallender Erdbrocken prallte unweit von ihnen auf. Dann herrschte Ruhe. Trügerische Ruhe, die fast noch mehr erschreckte als das Lärmgewitter.
    Wiesel zog die Maskenfolie vom Gesicht. Er hustete, würgte ganze Brocken verschluckten Sandes aus seinem Schlund hoch und spie sie zu Boden. Gesicht und Hände fühlten sich an. als hätte man ihnen die Haut abgezogen.
    Rhodan schob sich aus der Deckung des Felsens. Wiesel folgte ihm, heftig blinzelnd. Seine Augen tränten, die Nase blutete.
    Eine riesige, blickdichte Wolke hatte sich über den Ameisenbau gelegt. Und davor, in nur wenigen Meter Entfernung, stand der vermeintliche Verursacher dieses Chaos.
    »Willkommen!«, dröhnte dieselbe Stimme wie zuvor. »Es freut mich, dich wiederzusehen, Perry Rhodan! Wir sind uns lange nicht mehr begegnet.« Mit breiten Schaufelhänden schob eine in Leinen gehüllte Gestalt Gesteinsbrocken beiseite, als bestünden sie aus Watte. Sie stellte sich vor den Unsterblichen und Wiesel.
    Wiesel konnte es nicht fassen. Ihr Gegenüber war lediglich halbmannsgroß und trug ein lächerliches Clownskostüm.
    Aufmachung und Aussehen täuschten. Von diesem Wesen ging eine deutlich spürbare Bedrohung aus. Die Wirkung war so groß, dass Wiesels Knie zu zittern begannen. Wellen von Übelkeit schwappten über ihn hinweg.
    »Du erinnerst dich an mich?«, fragte das Wesen Perry Rhodan, ohne Wiesel eines Blickes zu würdigen.
    »N… nein.« Der Unsterbliche wich einen Schritt zurück, sein Gegenüber rückte nach.
    Der dunkle Leinenmantel wehte beiseite, von einer Windbö gepackt. Dürre, nackte Beine kamen zum Vorschein. Tausende Ameisen krabbelten an ihnen entlang, verbissen sich in weißem Fleisch und hinterließen deutlich sichtbare Spuren. Das Wesen scherte sich nicht darum. »Dein Mütterchen hat dir vom Sandmännchen erzählt – nicht wahr? Das freundliche Geschöpf, das zu den Kindern kommt, ihnen Sand in die Augen streut und sie damit zum Einschlafen bringt.«
    Worauf wollte der Unbekannte hinaus? Wiesel verstand nicht.
    »Ich kann mich erinnern«, sagte Rhodan. Sein Brustkorb hob und senkte sich, er atmete ganz flach. Als könnte er dadurch verhindern, die widerlichen Ausdünstungen des Clowns einatmen zu müssen.
    »Eines Tages, als du partout nicht einschlafen wolltest«, fuhr das unheimliche Wesen fort, »hat dir Mami den Rest der Geschichte erzählt. Die Wahrheit. Weißt du noch?«
    »Nein.«
    Wiesel wich ein Stückchen zur Seite. Es sah so aus, als würde Rhodan jeden Moment zusammenklappen. Er hielt die Augen geschlossen, er zitterte wie Espenlaub. Was ging in ihm vor? Was für Erinnerungen plagten ihn?
    »Natürlich erinnerst du dich, kleiner, süßer Perry.« Die Stimme klang leise und unheilschwanger. »Du warst schlimm. Du wolltest nicht einschlafen, hast dich gewehrt und geweint. Dann erzählte dir Mami die Wahrheit.«
    Der Clown wuchs in die Höhe. Weiter und weiter, sodass er das Hallendach zu durchbrechen drohte. Wellen von Bedrohlichkeit, von Hass, von nahezu unkontrollierbarer Macht gingen von ihm aus. Rhodan fiel auf die Knie, beugte den Kopf nach vorne wie jemand, der willenlos darauf wartete, dass man ihn hinrichtete.
    »Das Sandmännchen ist in Wirklichkeit ein ausgewachsener Sandmann, erzählte deine Mutter!«, brüllte das Wesen. »Er ignoriert die Sanften und Braven, aber er bestraft die Schlimmen. Er nimmt sich, was er benötigt, um seine eigene Brut zu ernähren. Die immer hungrigen Kinder.«
    Er blies seine feisten Wangen noch weiter auf. Fontänen von Spucke drangen zwischen seinen grell geschminkten Lippen hervor. Sie klatschten schwer zu Boden und ätzten tiefe Löcher in den Grund.
    Waren es diese Erinnerungen aus Kindertagen, die Rhodan geängstigt hatten, so sehr, dass er sie im hintersten Kämmerchen seines Unterbewusstseins abgelegt hatte? Waren sie der Grund für ihren Marsch durch diese surreale Welt? Musste der Unsterbliche erst den Sandmann und seine Furcht bezwingen, bevor er in die Fossile Stadt vorgelassen wurde?
    »Die endlos langen Nächte«, murmelte Rhodan kaum verständlich, »da

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