PR TB 012 Die Para Sklaven
gestreckter Bahn dem Gejagten nach. Thervanog reagierte
mit der Schnelligkeit eines wilden Tieres, als er das
unheilverkündende Geräusch hörte. Mit gewaltigem Satz
schnellte er nach vorn, die Arme von sich gestreckt und bereit, nach
einem Überschlag sofort weiterzulaufen.
Aber der Flug der Gulluh war zu gut berechnet gewesen.
Thervanog spürte einen dumpfen Schlag an der Hüfte. Er
wurde herumgeschleudert und stürzte. Als er sich hastig
aufrichten wollte, sank er stöhnend wieder zurück. Sein
linkes Bein war wie gelähmt, und am Hüftgelenk biß
der Schmerz.
Thervanogs Hände tasteten nach dem verlorenen Speer, aber sie
fanden ihn nicht. Zornig und angstvoll knirschte er mit den Zähnen.
Wenn er nicht sofort davonlief, war er verloren, denn das
Triumphgeschrei des Jägers würde die Dorfleute rasch
herbeirufen.
Ein Schatten fiel auf den Boden vor ihm.
Thervanog blickte hoch und entdeckte den Jäger, der mit
haßerfülltem Gesicht auf ihn herabsah. In der Rechten
hielt er einen fast ellenlangen, giftigen Dorn der Moogani-Pflanze.
Thervanog wußte, daß er verloren war. Aber kampflos
sollten die Dorfleute ihn nicht bekommen. Er hatte Grausiges über
das gehört, was mit gefangenen Immunen angestellt wurde.
Er schnellte mit dem Oberkörper nach vorn. Es gelang ihm, den
Jäger an den Fußgelenken zu packen und sich gleichzeitig
auf die Seite zu wälzen, um den wütenden Hieben zu
entgehen. Er schrie vor Schmerz, als ihn ein Tritt gegen die
verletzte Hüfte traf. Doch dann konnte er mit der Faust einen
Schlag gegen den Unterarm seines Gegners anbringen. Der Dorn fiel auf
den Boden.
Aber Thervanog war infolge seiner Verletzung im Nachteil. Es
gelang dem Jäger, sich auf ihn zu werfen und die Knie mit Wucht
in seinen Leib zu rammen. Vor Thervanog verschwamm die Umgebung.
Ohnmächtig schlugen seine Fäuste den festen Boden.
Plötzlich fühlte er einen langen, dünnen Gegenstand
zwischen den Fingern.
Der Moogani-Dorn!
Rein mechanisch zog Thervanog die furchtbare Waffe an sich heran
und stieß blindlings zu. Der Jäger stieß einen
hellen Schrei aus und wälzte sich auf den Rücken. Seine
blauangelaufenen Lippen bewegten sich in undeutlichem Gestammel, als
wollten sie Thervanog noch etwas Wichtiges mitteilen. Dann
verkrampften sich die Fäuste, der Körper streckte sich
zitternd.
Das Gift hatte sein Opfer gefunden.
Aber Thervanog gab sich keinen falschen Illusionen hin. Ganz aus
der Nähe ertönte bereits das wilde Geschrei der Verfolger.
Thervanog stemmte sich verzweifelt hoch, und diesmal konnte er,
wenn auch unter starken Schmerzen, das linke Bein wieder bewegen. So
schnell es ging, hinkte er davon. Den Dorn nahm er mit.
Nach etwa einem achtzehntel Blauzeit wußte er, daß er
seinen Jägern nicht entrinnen konnte. Sie hatten seine Spur
gefunden und versuchten nun, ihm den Weg abzuschneiden.
Zu allem Unglück wurde jetzt auch noch der Weg schlechter. Wo
vorher grasbewachsener, trockener Boden gewesen war, ragten nun
scharfkantige, graue Felsblöcke hervor und machten das Laufen
zur Qual. Die Blöcke stiegen zu einem kegelförmigen Hügel
an. Thervanog schleppte sich mit pfeifendem Atem hinauf, lehnte sich
gegen eine flache Felsplatte und wartete mit erhobenem Dorn auf die
Verfolger.
Er hörte laute Zurufe und konnte ihnen entnehmen, daß
man am Fuße des Hügels seine Spur verloren hatte und
annahm, er hätte den Haufen wirren Fels umgangen. Sein Gesicht
verzog sich grimmig. Das gab ihm Zeit, Kräfte für den
letzten Kampf zu sammeln. Vielleicht, wenn er einige der Dorfleute
tötete, würden sie in Zukunft andere Immune in Ruhe lassen.
Er lehnte sich zurück. Sogleich zuckte er wieder vor. Der
Stein war glutheiß, denn die Sonne hatte ihn erhitzt. Dennoch
registrierten seine wachen Sinne die Bewegung.
Die Steinplatte hatte sich bewegt.
Thervanog drehte sich um und packte die Platte ungeachtet der
Hitze mit beiden Händen. Als er daran zog, gab sie nach.
Thervanog blickte in einen dunklen Spalt. Einige kieselartige
Steine hatten sich von der Felsplatte gelöst und waren in den
Spalt gerollt. Jetzt drang ein Geräusch wie aufspritzendes
Wasser zu Thervanog empor. Er überlegte, ob er in der Höhle
Zuflucht suchen sollte. Doch der Gedanke an einen finsteren Schlund
erfüllte ihn mit Furcht. Wer weiß, wie tief es dort
hinabging!
Schon wollte er die Platte wieder fahren lassen, als die Schreie
seiner unbarmherzigen Verfolger sein Herz schmerzhaft bis zum Halse
schlagen ließen. Wahrscheinlich waren die
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