PR TB 018 Raumkapitän Nelson
erstarrte in heißem
Schreck, als er die harte Stimme hinter sich vernahm.
“Heben Sie die Hände, Captain! Seien Sie vernünftig!”
Nun, offensichtlich war der Polizist vernünftig. Guy Nelson
aber war es nicht. Drillbee hatte ihn um die Arbeit von zwei Monaten
betrogen, und angesichts Guys Wut darüber hätte es der
zusätzlichen Wirkung des reichlich genossenen Alkohols nicht
mehr bedurft. Jedenfalls schnellte Guy Nelson sich blitzartig nach
hinten ab.
Dem Polizisten blieb wirklich nichts anderes übrig, als den
Feuerknopfder Schockwaffe zu drücken.
Guy Nelson spürte einen heißen Schmerz wie von einem
heftigen Schlag durch seinen Körper jagen - dann versank um ihn
herum alles in irrsinnig kreisenden Nebeln.
Das erste, was Guy Nelson nach dem Erwachen wahrnahm, war rasender
Kopfschmerz.
Mit der Resignation des routinierten Trinkers versuchte Guy sich
einzureden, es sei gar nicht sein Kopf, in dem es klopfte und
hämmerte, als versuchten tausend eingeschlossene Geister, sich
einen Weg durch die Schädeldecke zu bahnen, während
gleichzeitig irgendwelche tückischen Zwerge ihm die Haare
einzeln auszupften.
Doch wirklich schmerzfrei wurde er erst von dem Augenblick .in, in
dem er Mabels Stimme vernahm.
“Und ich sage euch Nichtsnutzen: Stellt ihn unterdie kalte
Brause, und er kommt schneller zu sich als der Helim von Belim!”
Guy unterdrückte ein Stöhnen. Wenn er Mabel nicht schon
an der Stimme erkannt hätte, ihr ebenso geläufigerwie
rätselhafter vergleich hätte ihm die Anwesenheit seiner
Schwester verraten.
Zuerst wollte er sich noch einige Zeit bewußtlos stellen.
Dann fiel ihm ein, wie Mabel auf solche Versuche bisher stets
reagiert hatte - und er ließ es bleiben.
Scheinbar vollkommen verwirrt schlug er die Augen auf. Er seufzte
laut und schmerzlich.
“Oh, mein Kopf! Mabel! Gott sei Dank, daß du mich
gefunden hast! Wo bin ich eigentlich?”
Im nächsten Augenblick verzog er das Gesicht und preßte
beide Hände gegen die Ohren. Ein Wortschwall ergoß sich
gleich einem Wasserfall über ihn. Das einzige, was er
heraushörte, waren zoologische Gattungsbezeichnungen.
Geduldig wie ein Patient, der aus langjähriger Erfahrung mit
der Methode seines Arztes vertraut ist, ließ Guy alles über
sich ergehen. Erwußte genau, was zum Schluß kommen würde.
Als Mabel in Tränen ausbrach, unterdrückte er ein
erleichtertes Aufatmen, rappelte sich hoch und ging tollpatschig
aufseine Schwesterzu. Er legte ihr die Hand aufdie Schulter.
“Still, Mabel! Ich verspreche dir, bei allem, was mir heilig
ist, daß kein Tropfen Alkohol je wieder über meine Lippen
…”
Mabel schüttelte seine Hand ab. Ihr Gesicht glühte wie
das zornige Antlitz einer Rachegöttin.
“Schweig! Was ist dir denn heilig außer dem Alkohol?
Selbst wenn du dein Versprechen hieltest, fändest du einen Weg,
dich mit Fusel von allen Planeten vollzupumpen, und wenn du das Zeug
als Klistier…”
Mabel errötete bis unterdie Haarwurzeln, ein seltsamer und
doch reizvoller Widerspruch zu ihrergroßen, knochigen Gestalt.
Die Beamten hinter der Barriere grinsten verstohlen.
Mabel entging das nicht. Sie streckte sich. Plötzlich wirkte
sie wie eine unnahbare Königin aus der Geschichte der alten
Erde.
“Meine Herren!” Ihre Stimme klang beißend.
“Grinsen Sie nur. Sie werden nicht verhindern können, daß
ich meinen Bruder, den ehrenwerten Raumkapitän Guy Nelson, aus
dieser Lasterhöhle entführe. Er ist jedenfalls mehr
Gentleman als Sie
alle zusammen, auch wenn er ab und zu säuft wie ein Loch.”
Sie schluckte, als sie ihren unpassenden Zungenschlag bemerkte. In
ihrer raschen Art überspielte sie diese Blößejedoch
augenblicklich, “Ich wundere mich, meinen Bruder hier
anzutreffen. Was werfen Sie ihm vor?” Ihr Zeigefinger schoß
über die Barriere und wies auf einen Polizeileutnant, der der
Rangälteste zu sein schien.
Der Leutnant lief rot an.
“K , ,. Körper… Körperverletzung, Madam. Er…
wir…” Er brach vollkommen verwirrt ab.
“Aha!” stieß Mabel hervor. “Körperverletzung!
Wer hat die Körperverletzung an Guy begangen?”
Der Leutnant hatte sich wieder gefaßt.
“Sie sehen die Dinge falsch, Madam. Captain Nelson hat
Körperverletzung begangen. Er schlug zwei Männer nieder und
bedrohte einen anderen.” Mabel knallte die flache Hand aufdie
Barriere.
“Zwei Männer hat er niedergeschlagen? Gott sei Dank! Und
ich dachte schon, erwäre verprügelt worden. Das hätte
mich allerdings sehr
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