PR TB 018 Raumkapitän Nelson
und Mabel liebten die Kleinen wie ihre
eigenen Kinder. Es waren Waisen. Soviel Guy und Mabel erfahren
hatten, stammten sie von einem hoviatischen Ehepaar, das in der Nähe
des Gullah-Systems mit seinem Raumschiff verunglückt war. Der
Rettungstorpedo mit den beiden Kindern und dürftigen Papieren
warvon dem galaktischen Händler Ulkas aufgefischtworden.
Ulkas, Patriarch der Ulkas-Sippe, hatte sich offensichtlich
geirrt, als er den Torpedo auffischen ließ. Er enthielt keine
Reichtümer, und statt dessen hatte er die beiden Kinder auf dem
Hals gehabt.
Ein galaktischer Händler - oder Springer, wie dieser Zweig
der alten Arkonidenrasse meist genannt wurde - kalkuliert
knapp. Ulkas hatte die Kindervon Anfang an als unnötigen und
kostspieligen Ballast betrachtet, vor allem auch, weil niemand die
Position eines Planeten Hoviat zu kennen schien und demzufolge keine
Belohnung von den Verwandten der Hoviat-Kinder zu erwarten war.
Allerdings war Ulkas kein Mörder. Erversorgte, wenn auch ungern,
die Kinder relativ anständig, wartete aber immer aufdie
Gelegenheit, sie loszuwerden.
Die Gelegenheit kam, als er mit einem betrunkenen Raumkapitän
namens Guy Nelson ein Geschäft abschloß. Er verkaufte
Nelson zweihundert Gockhas, wertvolle Pelztiere, die überall gut
gehandelt wurden. Er schloß sogar ein ehrliches Geschäft
ab, um die kleine Zugabe an den Mann bringen zu können. Als Guy
am nächsten Morgen die Kisten aus der Lagerhalle holte, war
Ulkas bereits abgereist. Aber die Kisten waren vorhanden und auf Guys
Namen adressiert. Nur war es eine zuviel. Guys erste Sorge war
gewesen, die Kisten auf ihren Inhalt zu prüfen. Erwitterte einen
Betrug. Doch genau zweihundert Gockhas waren vorhanden, so, wie es
abgemacht war. In der überzähligen Kistejedoch hatte Guydie
beiden herrenlosen Hoviater entdeckt. Da sie Interkosmo sprachen und
einige Papiere bei sich hatten, waren sie schnell als
menschenähnliche, intelligente Kinder einer fremden Rasse
identifiziert.
Zuerst hatte Guy über die List Ulkas’ geflucht. Aber schon
nach einem halben Tag gewann er die fünfundachtzig Zentimeter
großen Wesen so lieb, daß er im stillen dem Springer für
den Betrug dankte.
Und nun waren sie verschwunden.
Während er sich in den Erinnerungen verlor, hatte Guy nicht
mehr auf die Straße geachtet. So kam es, daß er unsanft
gegen das Schaltbrett fiel, als der Gleiter bremste.
Das allein wäre nicht weiter schlimm gewesen. Aber im Fall
berührte Guy verschiedene Steuertasten gleichzeitig. Der Gleiter
scherte röhrend aus der Bahn des Leitbandes, schoß
zwischen zwei anderen Fahrzeugen hindurch und rumpelte dann
an der energetischen Prallfeld-Leitplanke des Mittelstreifens
entlang. Ab und zu gab der Antigrav-Generator krachende Töne von
sich.
Hastig betätigte Guy die Steuerung, um wieder in den
Wirkungsbereich eines Leitbandes zu kommen. Doch die Steuerung war
ebenso überholungsbedürftig wie das ganze Fahrzeug. Es
dauerte eine bange Minute, bis das Fahrzeug endgültig in die
Fernsteuerung zurückkehrte. Danach wurde es noch heftiger
abgebremst. Aber diesmal waren die Insassen darauf gefaßt
gewesen.
Mabel atmete keuchend.
“Das sah böse aus, Guy. Ich wundere mich nur, daß
die Polizei uns noch nicht angerufen hat.”
“Das Fernsprechgerät ist kaputt”, gab Guy lakonisch
zurAntwort. “Die Überwachung kann lange rufen.
Wahrscheinlich locktsie unserem Gleiter nichteinmal einen
Identifikationsimpuls heraus.”
“Mein Gott! Was ist an dem Ding überhaupt noch in
Ordnung?”
“Wir können damit fahren; das ist die Hauptsache!”
Guy blickte plötzlich angespannt auf die Fahrzeugansammlung, auf
die der Gleiter mit geringer Geschwindigkeit zuglitt. “Was ist
denn da vorn los? Sieht aus wie ein Unfall.” “Glücklicherweise
ist es keiner, Sir”, ertönte da die Stimme Georges.
Guy fuhr herum. Er wußte nicht, worüber er sich mehr
wundern sollte; darüber, daß der Roboter trotz des kleinen
Zwischenfalls immer neben dem Gleiter geblieben war oder über
die Tatsache, daß er offenbar die Ursache derVerkehrsstockung
kannte.
“Woher willst du das wissen, was los ist?”
“Ich habe die Kanäle der Polizei abgehört, Sir. Es
…”
“Jetzt halt aber die Luft an!” tobte Guy. “Die
Polizei sendet in einem Kode, den nicht einmal die
Schiffspositronikentziffern kann, und du …”
“Verzeihung, Sir. Sie verlangen Unmögliches von mir.”
“Wie bitte?” fragte Guy irritiert.
“Sie befahlen mir, die Luft
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