PR TB 023 Der Einsame Von Terra
diese beiden Terraner, die unter meinem
Schutz stehen, sicher und gut zu Quattaghan bringen. Du haftest für
sie. Ich spreche mit der Mutter deines Klans, ehe ich dir gebe, was
dein sein soll.«
»Meine Ehre ist dein«, antwortete der Mann und
lächelte. »Sador ist mein Name.«
Seymour nickte.
Sador belud sich mit den Koffern und Taschen der beiden Männer
und lief voran, Catrailhac und Veronoff hinter ihm her, nachdem sie
sich von Dolf von Yernpaya verabschiedet hatten. Sie waren etwa
zwanzig Meter entfernt, als Dolf ausspuckte. Er benützte dazu
einen Strahl von Betelsaft. Mißbilligend schüttelte
Seymour den Kopf.
»Dolf«, sagte er langsam und leise, »wie lange
kennen wir uns?«
Der Kapitän blickte mit einem zugekniffenen Auge zu Seymour
empor und sagte dann: »Der Begrüßung nach sind es
zehn Minuten. Tatsachejedoch ist es, daß unsere Freundschaft
sich über Jahre erstreckt. Jahre, in denen viele Sonnen
entstanden und viele Schiffe strandeten...«
Seymour lächelte versonnen. Einen Augenblick lang sah der
Mann unglaublich verjüngt aus, als er erwiderte:
»... in denen die Furie des Raums Menschen verschlang und
Stahl fraß. Und wir blieben übrig, um zu singen, was
niemand hören kann.«
»Das >Lied der Kapitäne<, Sey. Du kannst es
noch?«
»Auswendig, Dolf.«
Dolf kratzte sich ausdauernd unter der Bronzespange, zog dann
Seymour am Ärmel in den Schatten des Schiffes, verjagte einen
Robot von einer Schifferkiste und setzte sich darauf, zog Seymour zu
sich hinunter und legte seinen Arm um Seymours Schulter.
»Zigarre?« fragte er lauernd. Seymour lachte kurz auf.
»Du vergißt, daß ich keinerlei abwegige
Veranlagung habe, was das Rauchen anbelangt - so wie du. Ein Wunder,
daß du noch lebst. Was hältst du von ihnen?«
Mit einer großartigen Geste entzündete Dolf von
Yernpaya eine kurze, blaue Zigarre und hustete kurz. Dann, nach einem
ausführlichen Schweigen, sagte er:
»Das sind keine Männer, das sind ... das sind... ich
weiß es nicht, Sey. Still, höflich, reserviert, fast
unsichtbar, immer sehr zuvorkommend. Kurz: Die Höflichkeit einer
schlafenden Schwarzen Mamba.« »Wissenschaftler?«
Dolf hob unentschlossen die Schultern. Er wirkte wie eine
Spielzeugpuppe, deren Federwerk ablief; ruckend und abgehackt.
Manchmal schien es, als schnarre ein Mechanismus in seinem
Inneren.
»Was ist mit dem Gepäck?« fragte Seymour und
grinste sarkastisch.
»Nun - die notwendig gewordene Rettungsübung gab uns
Gelegenheit, uns überzeugen zu können, daß alles
stimmt. Aber alle Geräte sind zu neu - du verstehst?«
»Ja.« Seymour nickte und stand auf. »Ich
verstehe. Zu vollkommen, um nicht doch Zweifel an der Echtheit
aufkommen zu lassen. Habe ich recht?«
»Deine Stimme klingt wie die Fanfare der Erkenntnis, o Mann.
Du hast recht. Sie kamen von Terra.« »Rückflug
gebucht?«
»Aufder FREIGHT TRAIN.«
»Sonst nichts, Dolf?«
»Was? - nein, Sey. Das ist alles. Wie geht es sonst?«
»Fast alles, was geschieht, könnte ohne mich genauso
gut geschehen, Dolf. Es ist der ewige Bettel... mein Leben ist
abwechslungsreich wie der Tag auf Shand'ong.«
Dolf schüttelte den Kopf und sah Seymour an, der vor ihm
stand und über das gesamte Feld sah, über die Hitzeschicht,
die über dem Beton flirrte und die langen Schatten, die das
Licht Vangas warf.
»Und das Schlimme daran ist, daß du dich nicht ändern
wirst, Sey. Wie soll das enden?«
»Das werden wir sehen, wenn es an das Ende geht, Dolf von
Yernpaya. Wir treffen uns heute abend im >Skaphander«
»Ja«, erwiderte Dolf, »man muß größere
Menschenmengen ausnützen.«
Sie schüttelten sich die Hände; kurz und sehr fest, dann
schwang sich Seymour in seinen Wagen und fuhr schnell in den Tower
zurück.
*
Binnen zweier weiterer Stunden landeten pausenlos Handelsschiffe
und füllten den Raumhafen. Die Scharen von Laderobots fuhren mit
den Spezialfahrzeugen hin und her, stapelten, luden auf und luden ab.
Die Angestellten der Holding in ihren weißen Overalls waren
überall. Sie kontrollierten, wiesen an, bemängelten und
sahen zu, daß die Arbeit ordnungsgemäß und schnell
abgewickelt wurde.
Es war wie ein Ameisenhaufen in irgendeinem Wald.
Kleine Menschen und ebensolche Maschinen, beide auf ihre Art
unvollkommen, versuchten Ordnung zu schaffen und, wenn ihnen das
gelungen sein sollte, sie beizubehalten. Zu eng und zu dicht war das
Netz der merkantilen Abhängigkeit geknüpft worden ... es
durfte nicht zerreißen. Die Bedürfnisse
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