PR TB 035 Der Stumme Robot
Bündel, lächelte
sarkastisch und rollte es in seinen Händen zusammen. Dieses
Bündel, nichts anderes als ein Drehbuch, war der Grund seines
Ärgers, und dieser war nicht unbeträchtlich. Er
hatte das Drehbuch gelesen.
Langsam ging Tarn auf die hellerleuchtete Fassade des Hauses zu.
„Für ein derartig niveauloses Zeug bekommt man heute
Geld“, murmelte er und betrachtete die Blend-wand, auf die er
zukam. Edelholz, schmiedeeiserne Gitter- und Porzellanklinker, jedes
Material für sich schön und teuer, waren zu einer nichts
weniger als abscheulichen Synthese zusammengebaut worden. Tarn wurde
wieder an den Stoff des Drehbuchs erinnert und verzog das Gesicht.
„Schließlich ist auch dieses Drehbuch niveaulos. Von
Kretins für irre Darsteller und ein debiles Publikum
geschrieben. Lang lebe der Produzent.“
Die Tür wurde geöffnet, als er die Lichtschwelle
durchschritt. Wie auf Befehl begann Tarn zu lächeln. Unzählige
Mädchen zwischen neun und neunzehn und ab einundvierzig wurden
in die Knie gezwungen, wenn sie Tarn so von der gekrümmten
Riesenleinwand lächeln sahen. Constanze G. Hivoem empfing ihn.
Sie war so aufregend wie eine Tischplatte, besaß die Stimme
eines Hochleistungsschleifgeräts und war die Gattin des
Produzenten. Tarn lächelte sie an und schüttelte ihre Hand.
„Tarn, Liebling“, sagte Constanze laut, „wir
dachten schon, Sie kämen nicht mehr.“
Verbindlich erwiderte Tarn: „Noch ist mein Konto nicht groß
genug, daß ich es mir leisten könnte, Ihrem sehr verehrten
Gatten dieses Machwerk um die Ohren zu schlagen. Der Not gehorchend,
nicht dem eigenen Triebe. Das ist von Schiller.“
Constanze hatte seinen Arm ergriffen und führte ihn durch die
Halle des Bungalows. „Entzückend. Schreibt er für
uns?“ fragte sie interessiert.
„Ich bedaure“, sagte Tarn schaudernd, „noch
nicht. Hivoem zahlt zu wenig.“
„Ich werde mit ihm sprechen“, versprach die Frau
eifrig. „Alles ist schon anwesend. Der gesamte Stab, der
Schriftsteller, der Drehbuchmann und Nysa.“
„Ny-was?“
„Nysa Anderson.“
Bedauernd zuckte Tarn die Schultern.
„Sie kennen Nysa nicht, Tarn? Sie ist Ihre Partnerin.“
„Im Film.“
Constanze kicherte mehrdeutig, stellte sich auf die
Zehenspitzen und winkte mit den Armen. Ein Helikopter könnte
es nicht besser machen, dachte Tarn, und plötzlich wirkte sein
Lächeln herzlich und nicht einstudiert. Constanze rief:
„Hier ist unser Held - Tarn Oliver Sagarra. Er ist also doch
noch gekommen!“
Tarn ging auf die erleuchtete Terrasse des Hauses hinaus. Ungefähr
fünfzig Personen standen in zwanglosen Gruppen zusammen,
unterhielten sich und tranken. Jetzt schwiegen die meisten und
blickten ihm entgegen. Es waren tatsächlich alle da: Kameramann,
Regisseur, Skriptgirl, Maskenbildnerin, Farbenberater und jene Leute
des Trosses, die sich im Schatten der Hauptpersonen bewegten wie Haie
im Kielwasser eines Sklavenseglers. Reklameleute vom Filmverleih,
Chefdisponentinnen, die jungen Dinger, die unter der Fachbezeichnung
Reklamechefin liefen und gänzlich bedeutungslose Sekretärinnen;
oftmals die hübschesten Mädchen. Tarn umfaßte die
Szene mit einem Blick, stellte fest, daß sich nicht viel
verändert hatte und registrierte einige neue Gesichter und die
dazugehörigen Körper. Neben ihm tauchte plötzlich der
Produzent auf, G. Hivoem.
„Die T.C.P. schätzt sich glücklich, lieber Tarn,
daß Sie unser Gast sind“, sagte der Produzent und winkte
mit seiner Zigarre.
„T.C.P.? Trash Can Productions?“ grinste Tarn
niederträchtig.
Sein Chef machte ein beleidigtes Gesicht. Indes war er
Filmschaffender und daher kaum zu beleidigen, schon gar nicht von
einem Schauspieler, den er bezahlte. Er lachte grimmig und stellte
fest.
„Ihren berühmten Humor brachten Sie ebenfalls mit,
Tarn.“
„Es war ihm zu Hause zu langweilig. Kosten Ihre Drinks
etwas?“
„Noch nicht“, antwortete der Chef. „Könnten
Sie bezahlen? Das wäre neu - aber Schluß jetzt mit dem
Zynismus.
Wir können zuerst die Einzelheiten besprechen, dann steht der
privaten Unterhaltung nichts mehr im Weg.“
Tarn nickte. An diesem Abend war es windstill. Ein riesiger
Schatten war langsam die Flanke des Hanges hinaufgekrochen. Der
Felssturz zog sich in unendlich vielen Krümmungen von Santa
Barbara bis nach Monterey und war mit den Häusern der hier
ansässigen reichen oder berühmten Leute verbaut.
Einige Jahrhunderte seit dem Aufbruch eines Mannes namens Rhodan
in die Galaxis
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