PR TB 035 Der Stumme Robot
hatten viel verändert auf Terra; Hollywood war
geblieben, was es war. Und die Menschen, die hier lebten, waren auch
die gleichen. Nur -die Außenaufnahmen drehte man nicht mehr in
wenigen abgelegenen Gegenden der Erde, etwa auf Kohlenhalden oder
Abraumpyramiden, sondern auf fremden, teilweise unbekannten Planeten.
Das hieß nicht unbedingt, daß dadurch die Filme besser
wurden. Sie wurden auf alle Fälle farbiger. Und teurer.
Die Stille schluckte nicht nur die meisten Geräusche der
formlosen Party, sondern auch das Tosen der Brandungswellen. Sie
hämmerten hundert Meter weiter unten gegen den Fels und wollten
ihn zerbrechen. Ein fetter, silberfarbener Nebelstreifen zog jetzt
vom Wasser herauf und löste sich im Licht auf.
,Und keine Kamera da...“, bemerkte der riesige,
breitschultrige Kammermann McColt tieftraurig. Er verfolgte den Nebel
mit den Augen, zuckte die Achseln und ließ den Eiswürfel
in seinem leeren Glas rotieren.
Die Umgebung formt den Menschen.
Wenn man jahrelang nichts anderes sieht als das Filmgelände
und die Dekorationen, mit niemand anderem spricht als mit Leuten, die
„vom Bau“ sind, sich nicht ruhig hinsetzen kann, ohne daß
nicht jemand kommt und vom Film spricht, wenn man tagein, tagaus
nichts anderes sieht als Fotos, Filmstreifen, Darsteller, die mühsam
ihren eigenen Künstlernamen schreiben konnten, und das Heer der
Kameramänner, Assistenten, die Stars und die Starlets, die
Dekorationen und jenen hauchdünnen, nebelartigen Stoff, aus dem
die Illusionen gewebt sind, dann war dies die Welt, die man nicht
mehr verlassen konnte. Alles wurde
bedeutungslos, verblaßte: Es gab nur noch den Film. Man
konnte nicht mehr ausbrechen.
Diese Welt war tödlich langweilig, weil sie unecht war, aber
sie war farbig. Sie war geistig stumpf und stumpfte ab, aber sie
schillerte in faszinierenden Farben. Und so kam es, daß sich
stets die gleichen Menschen trafen. Es war nicht anders möglich.
So kam es, daß alle in einer Fachsprache redeten, gegen die
gewisse Vorkommnisse beim Turmbau zu Babylon harmlose
Mißverständnisse unter Akademikern waren. Spätestens
in den Jahren, in denen ein Mensch fühlbar zu altern begann,
also um die Dreißig, hatte hier jeder Mann graues Haar oder
keines mehr und jedes Mädchen Falten. Hollywood war nach wie vor
der lustig sprudelnde Quell ständigen Ärgers und wuchernder
Magengeschwüre.
Jetzt erhob der Chef seine Stimme und rief:
„Die T.C.P. hat von Rhodans Administration in Terrania den
Auftrag erhalten, einen Film zu drehen. Wir legten Romanidee,
Drehbuch und den Antrag auf eine Ausfallbürgschaft vor. Das
Drehbuch, nach einer Idee von Almani geschrieben, ist Ihnen allen
zugegangen.
Es wurde geprüft und gebilligt.
Die einzelnen Rollen sind verteilt worden. Ich habe zu diesem
zwanglosen Treffen eingeladen, um sämtlichen Beteiligten
Gelegenheit zu geben, sich miteinander auszusprechen und sich
zwanglos kennenzulernen. Unser Schiff, die CORONA BOREALIS, startet
übermorgen früh; ich bitte alle, rechtzeitig an Bord zu
sein.“
Der Chef ruderte mit seiner Zigarre durch die Luft und unterbrach
sich. Laut fragte Tarn in die entstehende Stille hinein:
„Und wer zahlt die Gebühren für die
Beleidigungsklagen?“
Gelächter...
Hivoem verlor weder Ruhe noch das Konzept. „Die Handlung
ist, wie bei allen großen Filmen, von wahrhafter Einfachheit.
Somit ist also jedem der Darsteller, dem Kamerateam und der Regie
größte Freiheit der Interpretation gelassen. Zur Handlung:
Auf dem Planeten CHEPHREN NOVA im Zentrum unserer
Milchstraße soll eine terranische Kolonie errichtet werden.
Darin stimmen Film und Wirklichkeit überein. Der Chef der
Siedler, dargestellt von Tarn Sagarra, soll von einer Agentin der
Akonen abgelenkt
werden, so daß es ihr möglich wird, in den
unzugänglichen Bergen hypnotisierte Eingeborene - Akonen -
abzusetzen. Die Agentin wird von unserer bekannten Nysa Andersen
verkörpert. Die Neuankömmlinge haben mit den Akonen einen
Vertrag und sollen das Erstlingsrecht für sich beanspruchen. Sie
sollen also die terranische Ansiedlung unmöglich machen. Der
Chef der Siedlergruppe, ein gerissener Kerl, kommt der Agentin auf
die Spur, kann sie für die Zusammenarbeit mit Terra gewinnen und
verliebt sich in sie ...“
.....und sie sich in ihn.“ Nysa unterbrach ihn und
strahlte Tarn an. Tarn erschrak etwas, faßte sich rasch und
lächelte. Er hatte schon deutlichere Angebote ausgeschlagen.
„Selbstverständlich, denn wer könnte dem
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