PR TB 045 Die Letzte Waffe Der Meister
Zusammenstoß der beiden
Materiege
bilde; wie gleichnamige Magnetpole stießen sie einander ab,
wenn das Phänomen freilich auch auf ganz anderen Voraussetzungen
beruhte.
Dem Okrill schien der geisterhafte Abglanz des Universums, der in
ihre Energieebene hineinschimmerte, noch unheimlicher vorzukommen als
den Menschen, denn er setzte sich auf die Hinterbeine und heulte die
Bildschirme an. Nicht einmal Omar gelang es, ihn zu beruhigen.
Darum empfand er es als Erlösung, als nach anderthalb Stunden
Fahrt plötzlich das Bild des vertrauten Universums wiederkehrte.
Die FREEDOM schwebte relativ fahrtlos in der Dunkelwolke. Aus
weiter Ferne leuchtete matt das Licht der Sterne Andromedas durch die
Gas- und Staubmassen hindurch; von ihrem Licht angestrahlte kosmische
Nebel standen schemenhaft dazwischen. War das Bild während der
Phase des »Überuniversums« furchterregend und
gespenstisch gewesen, so empfand Hawk beim jetzigen Anblick fast so
etwas wie Rührung. Dies war seine Heimat, der Kosmos! Was
spielte es für eine Rolle, daß es nicht die Sterne der
Galaxis waren, in der er geboren worden war!
Jenes Gefühl hielt jedoch nicht lange an, denn das Semorgon
meldete sich mit der Nachricht, daß die FREEDOM im Zentrum des
ersten Globulennestes angelangt war.
Das Kunstgehirn dachte tatsächlich den Begriff »Freedom«
!
Erschauernd erinnerte sich Omar Hawk daran, daß er es nicht
mit einer gefühllosen, rein mechanisch funktionierenden
Positronik zu tun hatte, sondern mit einer Symbiose von lebenden
Zellen mit hathorischer Übertechnik.
Demnach war die Verwendung des Begriffes »Freedom«
eine Geste der Sympathie gewesen!
Es fiel schwer, sich daran zu gewöhnen, und es änderte
das Verhältnis zwischen den beiden Terranern und dem Semorgon
grundlegend.
Wie Tropfen flüssigen Bleis, so schwer fielen die Worte
Lethos' in die jähe Stille.
»Das Schiff bleibt in dieser Position. Wir verteilen uns auf
drei Beiboote und suchen systematisch diesen Globulensektor ab. Über
das Semorgon bleiben wir miteinander in Verbindung.«
Er schwieg, als entsänne er sich wieder, daß die
anderen keine Hüter des Lichts waren wie er, auch wenn er sie
bereits dazu rechnete.
»Sie werden vermutlich keine rein geistige Verbindung halten
können. Aber in jedem Beiboot befindet sich ein
Gedankentransmitter zur Übermittlung von Nachrichten und zum
Empfang von Informationen. Das dürfte ausreichen, um eine
permanente Verbindung zu gewährleisten. Wer zuerst die Spur der
Tlunx oder gar ihre Konditionierungswelt findet, meldet das sofort
weiter. Bitte, unternehmen Sie keine eigenmächtigen Handlungen.
Halten Sie sich auf sicherer Distanz und beobachten Sie nur, bis wir
anderen mit der FREEDOM eintreffen!«
Bei seinen letzten Worten blickte er den Oxtorner scharf an.
Omar lächelte.
»Diesmal werde ich nicht eigenmächtig handeln, Lethos!«
Er ahnte ebensowenig wie die anderen, daß der Wille allein
nicht ausreichen würde, diesem Vorsatz gerecht zu werden ...
Die Space-Jet mit dem Namen FREEDOM I steuerte das erste der sechs
Sonnensysteme an, die Omar Hawk zugewiesen worden waren.
In den vergangenen »Unterrichtsstunden« hatte sich
herausgestellt, daß Baar Lun die Feinheiten der hathorischen
Technik schneller begriff und die Details besser im Kopf behalten
konnte als Hawk. Das bedeutete keineswegs, daß der Oxtorner
begriffsstutzig war, sondern es war lediglich eine Folge von Luns
hypersensiblem Nervensystem, das es ihm ermöglichte, sich mit
jedem beliebigen Raumschiff förmlich zu identifizieren - und zum
anderen ein Nebenprodukt seiner
Fähigkeit der Energietransformation und damit der Fähigkeit,
auch Gehirnströme in gewissen Grenzen zu kontrollieren, was
seinem Gedächtnis zugute kam.
Aus diesem Grunde war Omar mit der Führung der vertrauten
terranischen Space-Jet beauftragt worden. Baar Lun hatte dafür
ein elliptisches Beiboot des Ewigkeitsschiffes erhalten. Der Hüter
des Lichts war in ein Gebilde gestiegen, das aus geschliffenem
Kristall zu bestehen schien, ein Raumfahrzeug von derartiger
Kompliziertheit, daß selbst Luns Einfühlungsvermögen
vor dem Problem versagt hätte, es zu steuern.
Zurückgeblieben war die FREEDOM unter der Obhut des
Semorgons. Einen besseren Wächter für das Ewigkeitsschiff
konnte es nach Omars Meinung nicht geben. Er war sogar sicher, daß
das semi-organische Kunstgehirn jeden ihrer Schritte würde
überwachen können, daß es bei unvorhergesehenen
Pannen helfend eingreifen
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