PR TB 046 Planet Unter Quarantäne
Kolonisten für
die Schlachtbank gemästet. Als Zete-Mona über sie herfiel,
konnten sie sich dagegen nicht wehren. Geduldig ertrugen sie den
Parasiten, bis sie der Tod von ihren Qualen erlöste.
Die Kolonisten entdeckten bald, dass es sich nicht um eine
gewöhnliche Seuche handelte. Aber als sie mit ihrer spärlichen
wissenschaftlichen Ausrüstung zu den ersten Ergebnissen kamen
und erkannten, dass sie es mit der widerstandsfähigsten
Bakterienform ihrer Erfahrung zu tun hatten, war es für
Gegenmaßnahmen bereits zu spät. Zete-Mona hatte sich schon
zu weit ausgebreitet. Sie befiel nun nicht mehr nur diese Tiere
dieser einen Form, sondern auch Pflanzen und Menschen. Die Menschen
waren Zete-Monas willkommenste Wirte, denn sie
hatten die größte Bewegungsfreiheit und verhalfen ihr
so zu rascherer Ausdehnung. Und die Menschen waren intelligent. Sie
waren sowohl ein guter Nährboden für Zete-Monas physischen
als auch psychischen Hunger.
Als Zete-Mona die Größe dieser Welt abzuschätzen
lernte und erkannte, welches Übermaß an Nahrung sich ihr
bot, gab sie ihrer grenzenlosen Gier hemmungslos nach. Zu Lande, im
Wasser und in der Luft - nach allen Seiten streckte sie ihre
gefräßigen Fühler aus und drang immer weiter in diese
Bereiche vor. Sie fiel von einer. Ekstase in die andere. Die
Befriedigung der beiden stärksten Triebe ihres Universums —
sich zu ernähren und zu vermehren -war ein nicht enden wollender
Rausch. Wozu die Schöpfung Jahrmillionen gebraucht hatte, was
sich die Kolonisten in jahrzehntelanger Mühe Untertan gemacht
hatten, das verleibte sich Zete-Mona in wenigen Tagen ein. Sie
erwachte erst aus ihrem Sinnestaumel, als ihr schmerzhaft bewusst
wurde, dass sie ihren Heißhunger nicht mehr stillen konnte.
Sie hatte eine enorme Größe erreicht, sie umhüllte
den Planeten nach allen Seiten hin wie ein Kokon, und dementsprechend
war ihr Hunger angewachsen. Aber es war nichts mehr da, was ihr als
Nahrung hätte dienen können — wenn man von einigen
Exemplaren verschiedener Spezies absah. Es gab noch einige Tiere,
einige Menschen und wenige Pflanzen, die auf dem kahlgefressenen,
trostlosen Planeten ein erbärmliches Dasein führten.
Zete-Mona verfiel in eine unbeschreibliche Panik. Die Angst,
verhungern zu müssen, rief ihre Intelligenz wach, die in den
Tagen der haltlosen Gefräßigkeit immer weiter in den
Hintergrund gedrängt worden war. Und als sie die Erinnerung an
das Zete-Mona-Universum ergründete, kamen einige frühere
Fähigkeiten schwach zurück. Ihre Erinnerung war nur noch
schwach. Sie haftete in ihrem Bewusstsein wie ein
schlecht erhaltener Traum; es war ein Traum von gewaltiger Macht,
vom ständigen Sattsein und von sorgloser Vermehrung. Und doch
war es mehr als nur eine Traumerinnerung, denn einige besondere
Fähigkeiten hatte Zete-Mona in dieses Universum mitbekommen. Und
zu ihrem eigenen Wissen gesellte sich noch das der Kolonisten.
Zete-Mona war ein intelligenter Schmarotzer, eine besonders
befähigte Bakterie. Aber da sie trotz ihrer Intelligenz weder
gegen den Hunger noch gegen den Vermehrungstrieb ankämpfen
konnte, musste sie eine andere Lösung finden.
Und sie fand sie.
Sie schuf einen Zyklus.
Während einer langen Zeitspanne sollten sich die Tiere,
Menschen und Pflanzen vermehren können. In dieser »Schonzeit«
zog sich der Großteil Zete-Monas zur scheintoten Starre zurück
und umgab mit einem Kristallmantel den ganzen Planeten, um ihn vor
äußeren Einflüssen zu schützen. Ein Rest von
Kollektivgruppen blieb bei den Menschen zurück, um sie so rasch
als möglich zum gesteckten Ziel zu lenken. Nachdem dieser Zyklus
zweimal abgelaufen war, erkannte Zete-Mona, dass die Menschen weniger
berechenbar waren, als sie vormals gedacht hatte. Deshalb schuf sie
strengere Regeln.
Es war eine Eigenheit des Menschen, immer nach höchsten
Zielen zu streben; außerdem zeigte es sich, dass sich Menschen
nicht wie Tiere züchten ließen - durch Vermischung
verschiedener Charaktere traten Schattierungen des Wesens zutage,
Mutationen, die gefährliche Tendenzen zeigten. Daraus ergab
sich, dass Zete zu Beginn des dritten Zyklus die Menschen in zwei
Gruppen teilte; sie verfrachtete die »Guten« ins Südland
und die »Schlechten« ins Nordland. Dadurch wurden
gefährliche Charaktermutierungen weitgehend ausgeschaltet. Und
sie gab den Menschen Götter, den Südländern Zete, den
Nordländern Mona. Für sie sollten die
Menschen leben. Den Wissensdurst des Homo sapiens versuchte
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