PR TB 047 Höllentanz Der Marionetten
Chance, wenn Sie zu schießen
aufhören!“ brüllte Lee und bewegte sich dabei in
einer unberechenbaren Linie, Zickzack, vor und zurück. Die
Schüsse des Mannes, dessen Kleidung rauchte und qualmte, trafen
dicht neben Lee, zerschossen Leinen und Poller, fetzten die Planken
anderer Boote weg und setzten Sonnensegel in Brand.
„Ich bringe euch um — alle zwei!“ tobte Rooy. Er
senkte den Kopf und stolperte auf Lee zu, der ihn ein drittes Mal
traf. Noch immer zielte Rogier. Plötzlich, wie mit letzter
Kraft, schwenkte Rooy ab und raste weiter auf den Steg hinaus. Er
warf sich dabei nach rechts und links und hechtete dann in einem
verzweifelten Sprung über die Breite eines Katamarans hinweg in
das Hafenwasser. Noch im Flug schien ihn Rogiers Schuß zu
treffen.
Er sprang auf ein Bootsdeck, stieß einen Mann zur Seite, der
ihn anschrie und rannte nach hinten ins Heck. Im Laufen riß er
eine der schweren Leuchten ab und zerrte das Kabel hinter sich her.
Ein Lichtfinger stach ins Wasser und wischte umher. Eine Blasenspur
führte unter den Steg. Ein fürchterlicher Verdacht stieg in
Rogier auf. Er streckte eine Hand aus, ergriff eine Leine und sprang
auf die Reling. Dann spannte sich der Lichtstrahl hinüber bis
auf das andere Boot.
„Satya!“ schrie Rogier, so laut er konnte. „Hierher!“
Sie hatte sich aufgerichtet und suchte nach einem Ziel. Rogier
erkannte, wie sie schützend die Hand vor die Augen hob, um nicht
geblendet zu werden. Es war zu spät. Hinter ihr tauchte,
triefend, schwarz und weniger menschlich als je zuvor, Scovill Rooy
auf. Er winkelte einen Arm an und riß Satya an sich, blieb
hinter ihr stehen. Ihr Schrei wurde von einer schmutzigen Hand, die
fast ihr Gesicht bedeckte, erstickt. Rogier richtete den Scheinwerfer
auf den Kopf des Mannes und hob die Waffe. Er schoß. Die
Entfernung betrug mehr als fünfzehn Meter. Wo war Lee?
Eine schmierige Hand tastete über den Körper der
Photographin und fand schließlich die Waffe. Der Daumen
entsicherte das tödliche Instrument, dann richtete sich die
Projektorspitze gegen das Kinn, wie ein Messer.
„Schmierer!“ schrie Rooy. „Schalten Sie das
Licht aus, sonst ist die Puppe ohne Kopf.“
Der blendende Strahl erlosch wie abgeschnitten. „Ich gehe
jetzt mit ihr auf meine Jacht“, schrie Rooy und riß den
Strahler herunter, bewegte nachlässig das Handgelenk und feuerte
auf einen Mann, der mit einer Unterwasserharpune auf ihn zielte. Der
Mann brach auf Deck zusammen, und der stählerne Dreizack
fauchte, angetrieben von einer vierhundert Atmosphären Druck
abgebenden Patrone, über zwei Boote und blieb zitternd in einem
Beiboot stecken.
„Wenn Sie sich rühren, stirbt sie“, schrie Rooy
und setzte sich in Bewegung. Er trat mit dem Knie in Satyas Rücken.
Das Mädchen wurde nach vorn geschleudert, taumelte und fiel
schwer gegen den Arm mit der Waffe. Die Spitze des Projektors bohrte
sich in die kleine Grube des Kinns. Langsam und vorsichtig gingen
Satya und Rooy auf den Steg hinaus. Rogier wünschte verzweifelt,
Rooy würde ihm nur eine Zehntelsekunde lang den Rücken
zudrehen oder die Seite. Er ging leise zum Bug des Bootes. Wo war Lee
Finesilver?
Rooy und Satya, die krampfhaft ihre Kamera festhielt, befanden
sich auf der Mitte des Steges. Rooy stand mit dem Rücken in die
Richtung, wo der Steg mit dem Kai verschmolz und drehte seinen Kopf
hin und her. Er blickte auf die Planke zu seinem Boot und nach
Rogier.
Der Schatten, der sich wie eine drohende Masse näherte, war
tödlich.
Lee jagte heran. Er stand halbaufgerichtet hinter der gewölbten
Scheibe des Gästegleiters des Starmont. Die Scheinwerfer waren
nicht angeschaltet. Unfähig, auch nur zu atmen, starrte Rogier
auf das heranrasende Fahrzeug. Lee hatte den Beschleunigungshebel bis
zum Anschlag durchgedrückt. Der Gleiter fegte über den
Belag, wurde herumgerissen — das Heck schleuderte zuerst nach
rechts, dann schwang es nach links. Es traf Rooy genau in der Mitte
seines Körpers. Der Griff des Mannes wurde weggerissen, der
Strahler verschwand in der Dunkelheit. Es klatschte. Satya fiel auf
die vorgestreckten Hände und überschlug sich. Die
Reporterin rollte sich ab und wurde von einer Taurolle aufgehalten.
Wie ein Reptil drehte sie sich und brachte die schwere Kamera in
Anschlag.
Rooy drehte sich herum, blieb stehen wie ein tödlich
getroffenes Tier und senkte den Kopf. Er taumelte mit einem
langgezogenen Stöhnen auf Satya zu. Rogier schoß. Zweimal.
Vier Meter vor der Reporterin
Weitere Kostenlose Bücher