PR TB 047 Höllentanz Der Marionetten
zweiunddreißig
Terkonitstahlstäbe, je drei Finger breit und vierkantig, je
einen Meter weit in die umliegende Wand hinein erstreckten. Außerdem
war die Tür mit einem optischen Signal ausgerüstet und mit
einer Geheimfalle, die bei jedem Modell anders wirkte.
Ein Schlüssel, groß wie eine Zigarette, setzte alles
außer Kraft.
Chicopee hatte seinen Koffer abgestellt, ihn geöffnet und
zuerst etwas herausgezogen, das wie ein kompliziertes Stethoskop
aussah. Er notierte schweigend die Einzelheiten, die er von acht
miteinander kombinierten Skalen ablas.
Ein magnetisches Gerät preßte sich über das
Schloß.
Ein durchdringendes Heulen ging von dem kleinen Gerät aus,
brachte ein Teil des Metalls in Schwingungen und löschte
sämtliche magnetischen Befehle aus. Die Tür war harmlos
geworden, aber nicht geöffnet. In die Schlüsselöffnung
stieß ein seltsam geformter Bohrer; wie eine Schlange mit
kleinen Rechtecken in der Haut. Er begann zu rotieren, immer
schneller … aus dem Loch stieg eine dünne Rauchwolke. Dann
klickte ein Schalter. Der Bohreinsatz wurde magnetisiert, zog
sämtliche Zuhaltungen an und öffnete das Schloß.
„Ziehen! “ sagte Chicopee scharf.
Lee und Rogier rissen die Tür auf. Sie keuchten, als sie sich
gegen die Stahlgriffe stemmten. Zentimeterweise glitt die schwere
Doppelplatte auf. Licht flammte in dem Raum dahinter auf.
„Jeder Zweifel ist restlos beseitigt“, flüsterte
Chicopee. „Wird es schon hell draußen?“
Nach einem Blick auf die Uhr sagte Lee: „Noch vier Stunden,
Chicopee. Deine Maschine hat noch Zeit.“
Mit entsicherten Waffen und unter dem Surren der Kamera gingen die
vier Personen in den Raum hinein. Dies war ein etwa hundert
Quadratmeter großes Labor mit verwirrend fremdartiger
Einrichtung. U-förmig standen Tischplatten an den drei Wänden.
Die Decke war eine einzige Leuchtfläche, die ein stechendes und
schattenloses Licht abstrahlte. In gläsernen Versuchsanordnungen
zogen farbige Ströme um Ecken, durch Spiralen und hinauf und
hinunter. Unaufhörlich saugte eine Turbine die Luft ab.
„Hier …“, sagte Lee und hob ein Paket hoch.
Sie sahen die Adresse: N. Sarillet, ZIRKON, Rajpat,
Le-Saleil-Haus.
Das Paket, etwa dreißig Zentimeter Kantenlänge, kam auf
langen Wegen hierher. Die letzte Beschriftung wies auf einen
Grenzplaneten hin. Das Eingangsdatum lag nur zwei Wochen zurück.
„Einen Solar für dich, Redakteur“, sagte Lee und
grinste zufrieden, „wenn du herausbekommst, was darin ist.“
„Zeig her!“
Die kleinen Kugeln sahen aus wie eßbarer Kunststoff oder
jene Trägersubstanz aus Gelatine, die mit sämtlichen
Geschmacksrichtungen versehen werden konnte. Innen glänzte eine
unbekannte
Frucht: kirschenähnlich, aber von goldener Farbe mit
natürlichen Zierlinien in Schwarz. Niemand kannte die Frucht.
Sie war von einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit umgeben.
Rogier streckte, ohne zu lächeln, die flache Hand aus.
„Unserem Drogenverteiler waren die ständigen Morde zu
beschwerlich. Er depeschierte nach einem Gegenmittel, um zufällige
oder unbrauchbare Opfer wieder ausschalten zu können.“
„Gewonnen“, sagte Lee. „Nimm dir, was du brauchst.“
„Ich werde es ebenfalls analysieren lassen“, versprach
Rogier und packte sich die Taschen voll, den Kasten nahm er unter den
Arm. Hier befand sich eine vollautomatische Anlage, die etwas mit
jenen Zellverbänden zu tun hatte, die in Lees Zuckerstückchen
verteilt wurden. Aus verschiedenen Leitungen flössen farbige
Flüssigkeiten in seltsame Apparate, verließen sie gefärbt
und heiß wieder, denn von den Glasrohren mit großem
Durchmesser ging starke Wärme aus. Die kleinen Apparate
schnurrten, winselten und liefen ununterbrochen.
Lichtsignale zeigten verwirrende Aktivität an.
Am Schluß der Anlage befand sich eine Packanlage, die
laufend kleine Kristalle ausspie und in Plastiksäcke abfüllte,
die Säcke verschloß. Die Kristalle sahen aus wie Zucker.
und sie waren nichts anderes als tausende kleiner Zellen
selbständiger lebewesen. sie gehorchten auf funkbefehle und
schienen eine dumpfe intelligenz zu besitzen. sie waren unschuldig —
neutral.
sie assimilierten die nährstoffe, die menschliches blut mit
sich schwemmte, um leben und sich vergrößern zu können,
mit untrüglicher Sicherheit fanden sie die wichtigen
nervenstränge und siedelten sich dort an, tot, kristallumwoben,
bis sie wärme, nahrung und feuchtigkeit spürten. man konnte
mit ihnen ein Universum
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