PR TB 050 Im Banne Des Roten Mondes
hier lagen. John Mulongo war nicht gekommen. Das bedeutete, er
war ebenfalls in eine Falle gelaufen.
Der Großadministrator ließ nicht nach in seinem
Bemühen, die Herrschaft über seinen Körper
zurückzugewinnen. Unablässig schickte sein Gehirn Befehle
in die Glieder. Doch bisher war es ihm nur gelungen, die Augenmuskeln
zu bewegen.
Er vermutete, daß man sie mit einem Nervengas betäubt
hatte. Offenbar handelte es sich um eine automatische Falle, die
vielleicht auf Gehirnwellenmuster reagierte. Andernfalls hätte
sich längst jemand um sie gekümmert.
Er atmete auf, als es ihm gelang, den kleinen Finger der linken
Hand zu bewegen. Die Lähmung ließ anscheinend von selbst
nach. Wenn er nur halbwegs handlungsfähig sein würde, bevor
man kam, um sie abzuholen!
Plötzlich hörte er das schleifende Geräusch, mit
dem sich die Tür öffnete. Schritte eilten durchs Zimmer.
Jemand zog ihm den Schockblaster aus der verkrampften Rechten. Vom
Flur her drang das Murmeln mehrerer Stimmen herein, eine weibliche
Stimme lachte unterdrückt. Dann fiel die Tür wieder herab.
Der Großadministrator schloß resignierend die Augen.
Alles, was sie von nun an unternehmen würden, mußte
unweigerlich zu spät kommen.
Wenn man ihn wenigstens mitgenommen hätte! Vielleicht wäre
es ihm möglich gewesen, nach dem
Abklingen der Lähmung doch noch in die Geschehnisse
einzugreifen.
Eine wilde Hoffnung durchzuckte ihn, als die Tür sich erneut
öffnete.
Etwas schabte und kratzte auf dem Boden herum. Dann tauchte ein
Gesicht unmittelbar vor Rhodans Augen auf - das schmerzverzerrte
Gesicht John Mulongos.
Es gelang Rhodan, einen krächzenden Laut hervorzubringen.
„Was ist mit Ihnen los, Sir?" fragte Mulongo unter
Stöhnen.
Perry Rhodan krächzte erneut.
„Aha! Offenbar gelähmt!" stellte der Major fest.
„Können Sie mich hören? Wenn ja, blinzeln Sie bitte
mit einem Auge, Sir!" Rhodan blinzelte.
„Gott sei Dank!" stieß Mulongo hervor. „Ich
dachte schon, Sie wären tot. Sie lagen so stocksteif auf dem
..." Rhodan gab seine Ungeduld mit einem gurgelnden Laut zu
erkennen. „Jawohl, Sir!" erwiderte Mulongo. „Ich
werde mich kurz fassen."
Er verzog das Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse, atmete ein
paarmal tief durch und fuhr fort:
„Sie waren etwa eine Viertelstunde lang verschwunden, und
ich begann mir bereits Sorgen zu machen, als draußen vor der
Villa ein Gleiter vorfuhr. Ich spähte aus dem Fenster, konnte
aber nichts sehen. Offenbar war der Gleiter direkt in die Garage
gefahren.
Als ich zu der Öffnung zurückeilte, um Sie zu warnen,
war es bereits zu spät. Aus einer anderen Geheimtür
stürzten zwei Offiziere der nyongaschen Systempatrouille. Ich
paralysierte sie mit meinem Schockblaster. In dem Augenblick schoß
jemand von der regulären Tür auf mich." Mulongo
unterdrückte ein Stöhnen. „Glücklicherweise traf
der Paralysatorstrahl hauptsächlich mein Kunstglied. Dennoch war
ich halbseitig gelähmt und verlor für einige Zeit das
Bewußtsein.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Boden des
Sprechzimmers. Ich konnte sehen, wie diese Ärztin einigen
Männern in der Offiziersuniform der Systempatrouille Injektionen
gab, wahrscheinlich dieses Meskalin. Danach sprachen sie über
einige Details ihres Plans. Leider sprachen sie meist zu leise, so
daß ich nur wenige Brocken verstehen konnte. Immerhin weiß
ich, daß sie Punkt dreiundzwanzig Uhr außer anderen
mit vier Kampfschiffen starten wollten, keine Patrouillenkreuzer,
Sir, sondern Raumschiffe von der Feuerkraft eines terranischen
Schweren Kreuzers. Einer erwähnte, daß die Kriegsschiffe
von den Oglius gekauft worden seien. Ich kenne diese Rasse. Ihre
Heimatwelt befindet sich im Zentrum des Carina-Nebels, und sie haben
sich nur auf den Bau und den Export von Raumschiffen spezialisiert."
Endlich gelang es dem Großadministrator, einen
verständlichen Laut zu formen.
„Wie spät...?" fragte er leise.
Der Major seufzte.
„Schon über die Zeit, Sir. Ich hörte die Schiffe
vor wenigen Minuten starten, als es mir endlich gelungen war, mich
zum Schreibtisch der Longden zu schieben und den versteckten Auslöser
der Geheimtür zu erreichen."
„Kürzer ... fassen!" stieß Rhodan keuchend
hervor. „Gegen ... injek ..."
Röchelnd brach er ab. Die Stimmbänder versagten. Mit der
Kraft der Verzweiflung kämpfte Perry Rhodan gegen die Schwäche
an. Als er die Augen wieder öffnete, war Mulongo verschwunden.
Doch schon nach verhältnismäßig kurzer
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