PR TB 053 Der Mordplanet
WOOD-LARKS.
In Ty Caumonts Verstand formulierte sich ein Satz:
ICH, DIE WELT, DIE IHR WOODLARK NENNT, BIN EINE
GEMEINSCHAFTSINTELLIGENZ MIT FAST UNBESCHRÄNKTEN MÖGLICHKEITEN
-ICH KÖNNTE DICH BINNEN STUNDEN TÖTEN, ABER ICH BRAUCHE
DICH, UM EUCH KENNENZULERNEN.
Fast mit dem ersten Sonnenstrahl erwachte Ty.
Er fühlte sich gerädert, unausgeschlafen und voller
fremder Eindrücke. Er wußte, daß etwas sich nachts
ereignet haben mußte, aber die vielen Eindrücke, die auf
ihn einprasselten, schufen Unruhe. Er entsann sich der Gestalt,
schaltete die Maschine ein und schwebte vorwärts.
Er beugte sich aus dem Fenster und konnte nicht glauben, was er
sah.
Spuren.
Deutliche Spuren. Die Spuren, die ein terranischer Raumfahrer mit
den Profilsohlen der Spezialstiefel hinterlassen würde. Aber -
außer Ty gab es keinen Terraner auf diesem Planeten, der nicht
innerhalb des Energiezentrums lebte. Oder doch?
Er verfolgte die Spuren eineinhalb Kilometer weit bis an den
Waldrand. Dort verloren sie sich, und Ty wagte es nicht, den Gleiter
zu verlassen. Er beschränkte sich darauf, mehrere Photos zu
machen.
Er machte seine Photos, schwebte unbehindert über Wüste,
Flüsse und Savannen, entlang der Waldränder und über
einen See.
Er blieb unbehelligt, aber unter dauernder Beobachtung.
Wölfe rannten entlang seines Weges. Über ihm kreiste
unausgesetzt ein großer weißer Vogel. Die hellen Schatten
rasend dahinschleichender Säbelzahntiger verfolgten ihn. Einmal
sah er in der Ferne eine Herde kleiner, weißer Mastodonten. Er
lernte die Landschaften des Planeten kennen.
„Sie wirkt tatsächlich wie eine riesenhafte Bühne,
die sich auf den Auftritt des großen Mimen vorbereitet“,
sagte er zu sich.
Alles wirkte pathetisch.
Die Nächte waren schwarz und voller stechender Sterne. Die
Monde und der verwischte, silberne Fleck der Gaswolke trugen zu dem
absoluten Eindruck bei. In den letzten vier Nächten war Kälte
aufgekommen -und die Tage waren heißer als sonst. Der Himmel
war wolkenlos; nur morgens und abends zogen zerfaserte
Wolkenstrukturen auf. Gelegentliche Regengüsse brachen mit der
Gewalt von Kieselsteinen nieder.
Die Wälder waren undurchdringlich.
Die Felsen, die aufragten, hatten fast surreale Formen und wirkten
ebenfalls wie Bühnendekorationen. Das erstaunliche Verhalten der
Tiere, die eigentlich keine Fluchtdistanz kennen durften, verstärkte
die Eindrücke. Zehn
Tage und zehn Nächte lang war Ty unterwegs. Er war noch immer
gesund, aber er wußte, daß etwas mit einem Verstand
geschah - etwas mit seinem Unterbewußtsein.
Und am elften Tag versuchte WOODLARK, ihn umzubringen.
Vom Morgen bis zum Mittag war der Gleiter ein breites,
ausgedörrtes Flußbett hinauf geschwebt. Überhängende
Felsnadeln stachen aus dem weißen Kies, dessen Glanz Ty
blendete. Zwischen den Steinen lagen glitzernde Dinge, in denen sich
das Licht von Claysons Stern brach und die unerträglich
funkelten wie faustgroße Diamanten. Vor Ty lag eine riesige,
kreisförmige Fläche, in deren Mitte sich wie eine schwarze
Kathedrale ein Wald aus riesigen Stämmen erhob. Der Übergang
geschah fließend; zuerst die Moorgräser, dann Büsche
und kleine Bäume, schließlich die glatten
Stämme der Baumriesen. Fünfzig Kilometer waren es
ungefähr bis zum Zentrum des Moores.
Ty hielt an, schwebte einige Meter höher und schoß
einzelne Photos.
Dazu sprach er einen kurzen Text auf das Bandgerät.
Dann schwebte er weiter, in mäßigem Tempo. Hier
schienen mehr Tiere zu sein als an allen anderen Plätzen, die er
entdeckt und besucht hatte. Er sah auf die Karte, und mit leisem
Erschrecken stellte er fest, daß er von Port Kosmarikos rund
tausend Kilometer Luftlinie entfernt war.
Kleine Herden von ungefähr je zwanzig Stück Mastodonten
trampelten entlang ihrer Wege durch den Sumpf. Zwischen ihnen, jedoch
in respektvoller Entfernung, bewegten die mächtigen Leiber der
Säbelzahntiger das hohe Gras. Der Vogel war noch immer hoch über
Ty. Der Photograph hatte mehrmals mit der Versuchung gekämpft,
ihn mit einem wohlgezielten Schuß herunterzuholen, hatte aber
eine unerklärliche Scheu davor.
Der orangerote Fremdkörper bewegte sich weiter auf den Wald
zu.
„Gewisse Dinge scheinen sich zu wiederholen“, sagte
Ty, um wieder einmal den Klang einer menschlichen Stimme zu hören,
und selbst wenn es nur seine eigene war.
Irgend etwas geschah in diesem kreisförmigen Sumpf...
Die kleinen Elefantenähnlichen hoben die Rüssel und
schwenkten
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