PR TB 053 Der Mordplanet
Gerüche.
Beide Waffen lagen entsichert und feuerbereit in Reichweite.
Ty Caumont fühlte sich elend; die Monde des Planeten und die
absolute Einsamkeit griffen ihn an. Er rauchte langsam zu Ende und
warf den Rest in den Sand hinaus.
Er lehnte sich wieder zurück, klappte die Lehne zurück
und versuchte abermals einzuschlafen. Langsam vergingen die Minuten.
Er bewegte sich entlang der Grenze zwischen Schlaf und Wachen. Und
dann merkte er übergangslos, ohne jede ersichtliche Warnung, die
Anwesenheit eines Körpers. Jemand hatte in der Nähe des
Gleiters den Sand betreten.
Vorsichtig hob Ty den Kopf und spähte zur Öffnung des
Fensters hinaus. Er konnte, ohne sich auffällig zu bewegen,
einen Winkel von über hundertzehn Grad einsehen. Von rechts nach
links zogen die welligen, roten Dünen an ihm vorbei, deren
Oberfläche aussah, als habe sie ein riesiger Kamm mit
Zickzackmustern versehen. Lange, geschwungene Schatten, ebensolche
beleuchtete Kämme - alles in schmerzendem Rot. Ty erstarrte jäh.
Links bei der Kugel des Mondes, der jetzt die Kimmlinie schnitt,
stand unbeweglich eine Gestalt.
Ty glaubte, sein Herz müsse stillstehen.
Es war ein Mensch. Seitlich von dem Mondlicht angestrahlt, bot er
die Konturen eines ziemlich großen Menschen im Raumanzug.
Deutlich sah Ty die Grenzlinie des transparenten Helmes rund um den
Kopf. Der Fremde dort sah direkt in seine Richtung.
Tys Hand ergriff den Hebel der Drehsteuerung des
Suchscheinwerfers.
Klick!
Ein scharf gebündelter Strahl zuckte hinüber und
verfehlte den Raumfahrer um einige Meter. Ty korrigierte die
Einstellung in einem Sekundenbruchteil und sah verwischte Bewegungen,
ein rasches Aufblitzen und dann leere Dünen. Der blutrote Mond
schien zu grinsen.
„Verdammt!“ sagte er laut.
Er schaltete den Sucher wieder aus.
Ty wartete noch zwei Stunden, aber nichts mehr geschah.
Schließlich überfiel ihn der Schlaf, und er träumte
furchtbare Dinge. Die Gestalt, ein unförmiger Golem in
Dunkelgrau, spukte durch die wirren und unzusammenhängenden
Träume. Der Planet, dessen Bestandteile in der Tat in einem
undeutlichen Animismus zusammenzuhängen schienen, hatte Ty
Caumont in seinem erbarmungslosen Griff und würgte ihn.
Träumte er wirklich?
In Tys Verstand, der nicht bewußt arbeitete und den
außergewöhnlichen Eindrücken weit geöffnet war,
entstand ein einmaliger Gedanke. Er war unsinnig, weil er den
Erkenntnissen der modernen Naturwissenschaften diametral
entgegenstand, aber er war logisch in seiner Ausgefallenheit.
Ein Weltbild, bezogen auf WOODLARK, mußte jetzt und hier in
Panlogismus ausarten.
Panlogismus; die Lehre von der Allvernunft, von der unpersönlichen
Ur-Vernunft.
Diese Welt bestand aus Milliarden und aber Milliarden einzelner
Teilchen in sämtlichen Zustandsformen. Locker, fest, in Form von
Suspensionskolloiden oder gasförmig, als Mineralien oder Erze,
als Wasser oder Erden.
Alles hing zusammen.
Wie die Zellen eines gigantischen Computers, einer planetaren
Rechenmaschine ... eines Gehirns ... entstanden überall kaum
meßbare Ströme. Sie addierten sich und erschufen so eine
höhere Ordnung.
Korpuskeln ...
Atome, Moleküle, Ionen...
Kristalle ... Mineralien ... Erden ... Wasser...
Eine höhere Ordnung:
Pflanzen. Darüber: Tiere.
Dies alles bildete eine riesige Einheit. Diese Einheit hatte
bereits bestanden, als sich vor Milliarden Jahren die ersten
Lebewesen regten. In dieses System der fließenden Korrespondenz
waren bereits die Einzeller einbezogen, die Algen und die Protozoen,
die Gastrula-Tiere, später die. Schwämme und Nesseltiere,
die Weichtiere, Krebse, Stachelhäuter... dies alles hatte mehr
als siebenhundert Millionen Sonnenumläufe Zeit gehabt, sich zu
einem kompletten System zu integrieren. In dieser Zeitspanne wuchs
die gesamte Fauna und Flora der Welt zu einer einzigen Wesenheit
zusammen. Und dann, nach einem Zeitraum, der unfaßbar lang war,
kamen Fremde auf diese Welt. Sie ließen zwei Bündel
organischer und anorganischer Materie zurück, die voller
neuartiger Sporen waren. Das integrierte Rechengerät untersuchte
durch seine einzigartigen Rezeptoren die Funde.
Viel höher organisiert als das, was diese Welt bis zu diesem
Zeitpunkt hervorgebracht hatte.
Aber nicht mehr viele Zellen lebten.
Und - fremde Stoffe, in fremden Kombinationen, in einer
Herstellungsart, die der Planet nicht kopieren konnte.
Und: voller unheimlicher Dinge, die schnell Einzug hielten in den
planetenweiten Metabolismus
Weitere Kostenlose Bücher