PR TB 085 Satans Universum
von unten. Das war
nicht weiter verwunderlich, denn der Antigravlift war auf
Aufwärtsfahrt geschaltet. Satan mußte demnach annehmen,
daß seine Gegner nur von unten aus dem Schacht kommen konnten.
Chapman lächelte, während er sich in dem Zwielicht den
Weg zum Aggregat ertastete. Ein Antigravlift war eine komplizierte
Angelegenheit, aber die Schaltung für Auf- und Abwärtsfahrt
beruhte auf einem einfachen Prinzip: Der Energiestrom brauchte nur
umgepolt zu werden, dann wirkte das Antigravitationsfeld in
entgegengesetzter Richtung. Chapman war geschickt genug, die Umpolung
mit einigen wenigen Handgriffen am Zentralrelais vorzunehmen.
Er versicherte sich vorerst, daß im Schacht kein Druck,
sondern ein Zug herrschte, dann sprang er hinein. Er glitt langsam in
die Tiefe. Als er zu der Öffnung kam, ging er in die Hocke,
brachte den Paralysator in Anschlag und belegte den Korridor mit
einem Fächerstrahl. Er hörte einen Aufschrei, und dann sah
er einen Schatten davonhasten. Es war der Graue. Er verschwand
hinkend um eine Ecke.
„Getroffen!“ triumphierte Chapman. Aber es war immer
noch fraglich, ob ihm das etwas einbrachte. Denn der Graue war
plötzlich wie vom Erdboden verschwunden - und der Korridor war
eine Sackgasse.
„Er kann sich nicht in Luft aufgelöst haben“,
sagte Zerczan, der an Chapmans Seite gekommen war.
„Aber er kann durch Wände gehen, die gar keine Wände
sind“, sagte Chapman und holte sein Messer aus seinem Gürtel.
Er warf es gegen die Stirnwand des Korridors - und es glitt hindurch
und verschwand spurlos. „Die gleiche Tarnung wie beim
Noteinstieg. Jetzt wundert es mich auch nicht, daß wir bisher
keinem Ara begegnet sind. Wir sind da geradewegs in Satans geheimes
Versteck innerhalb der geheimen Forschungsstation geraten. Hinter der
projizierten Wand befindet sich bestimmt ein Materietransmitter. Bin
gespannt, wohin er uns bringt.
Zerczan steckte seinen Paralysator in den Gürtel und holte
dafür den Strahler aus dem Halfter. „Was soll das!“
rügte Chapman. „Wollen Sie ihn töten?“
„Ja, dafür, daß er Erias auf dem Gewissen hat.“
Zerczan blickte auf die Wand vor ihnen, die nur eine optische
Täuschung war. „Springen wir gleichzeitig. Dann besteht
die Chance, daß einer von uns beiden überlebt, falls Satan
uns erwartet.“
„Auf mein Zeichen“, sagte Chapman und hob die Hand.
„Los!“
Sie sprangen durch die „Wand“. Chapman nahm kurz
darauf das Flimmern eines Transmitterfeldes wahr, dann schloß
er geblendet die Augen. Er hörte neben sich Zerczans
Todesschrei, rollte sich ab und vernahm sich hastig entfernende
Schritte. Als erjedoch aus seiner Deckung trat, war niemand mehr zu
sehen.
Chapman blickte sich verwirrt um. Er befand sich in einem luxuriös
eingerichteten Raum, der wie das Arbeitszimmer einer hochgestellten
Persönlichkeit wirkte. Durch die hohen, abgedunkelten Fenster
fiel gedämpftes Tageslicht. An den holzgetäfelten Wänden
hingen wertvolle Gobelins und das Porträt eines Mannes, den
Chapman zu kennen glaubte. Über den marmornen Fußboden war
ein kostbarer Teppich gebreitet, ein handgewebtes Stück. Der
Teppich hatte nur einen Schönheitsfehler - er färbte
sich an einer Stelle mit Zerczans Blut. Chapman zuckte zusammen, als
sich eine Tür links des Schreibtisches öffnete, und ein
Mann heraustrat. Einem ersten Impuls folgend, wollte Chapman den
Paralysator abdrücken, aber er besann sich noch rechtzeitig. Der
Eintretende war der gleiche Mann wie auf dem Porträt.
Es war Rezzo Kurdan, der Administrator von Polyais. Unter seinem
Patronat sollte die Konferenz der galaktischen Großmächte
stattfinden. In den letzten Wochen war sein Foto in allen Zeitungen
erschienen. Jedes Kind in der Galaxis kannte ihn als einen Kämpfer
für den Frieden in der Galaxis.
In diesem Augenblick wurde die große Flügeltür
aufgerissen, und die Leibgarde Rezzo Kurdans stürmte in den
Raum.
Der Administrator von Polyais befahl: „Streckt ihn nieder.“
„Sie unterliegen einem Irrtum, Sir“, wollte Chapman
sagen.
Aber die Worte stockten ihm in der Kehle. Rezzo Kurdan - der
Administrator von Polyais, der Kämpfer für den Frieden, der
Schutzherr über die Konferenz der galaktischen Großmächte
-hinkte!
Da wußte Chapman Bescheid.
Als ihn die Salve aus den Paralysatoren der Leibgarde traf, hatte
er keine Hoffnung mehr.
12.
Aus SATANS Tagebuch:
Eintragung vom 13. Juni 2545: Emrich Aschuid beseitigt.
Eintragung vom 14. Juni 2545: Boris Nicholon
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