PR TB 087 Asyl Auf Planet Vier
des kleinen Pulks. Die ebene Tundra glitt schnell unter ihnen
hinweg, während sie auf die SÜD-Kuppel zusteuerten. Bald
zeigte sich am Horizont der Kraterwall, hinter dem die andere Kuppel
verborgen lag.
Joohst rief über Funk die Piloten der anderen Gleiter an.
»Sorgen Sie dafür, daß die Gammas ihre Pillen
einnehmen!« befahl er.
»Welche Pillen?« erkundigte sich Zorides neben ihm.
»Sie versetzen die Gammas in die nötige Euphorie«,
erwiderte Joohst. »Sie werden keine Angst empfinden, während
sie angreifen. Das ist das mindeste, was ich für die armen Kerle
tun kann.«
Zorides hatte den Eindruck, daß sich der Terraner dabei
äußerst human vorkam. Diese Beobachtung war ein weiteres
Mosaiksteinchen im Charakterbild des Biologen, und der Patriarch
vermerkte es sorgfältig. Er beschloß, Joohst sehr genau im
Auge zu behalten. Der Fanatismus dieses Mannes wurde dem Springer
langsam unheimlich.
In einigem Abstand von der Kuppel landeten die Gleiter und
schleusten die Gammas aus. Von Kampfeslust erfüllt, begannen die
Bepelzten, auf den Kraterwall zu stürmen. »Alarm!«
Englerts Stimme dröhnte aus den Wandlautsprechern und scheuchte
die Besatzung der SÜD-Kuppel aus ihrer Ruhe. Es entstand kein
Durcheinander, als die Verteidiger auf die zugewiesenen Plätze
liefen. Die Männer hatten gefechtsbereit in verschiedenen Räumen
nahe der Schleusen auf den Angriff gewartet. Jeder wußte, was
er zu tun hatte.
In der Zentrale nahm Rusty vor den Bildschirmen Platz, die ihm
eine Rundumsicht auf die nähere Umgebung der SÜD-Kuppel
übermittelten.
Jackson ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er stützte
den Arm auf Rustys Sessellehne und blickte über dessen Schulter
hinweg auf das Geschehen, das sich draußen abspielte.
»Das sieht Joohst ähnlich!« murmelte Rusty,
während er einige Kontrollen verstellte. »Schickt die
armen Kerle vor und hält sich selber im Hintergrund.« Er
rückte eines der Mikrophone zu sich heran. »Nur die
Lähmstrahler einsetzen!« befahl er den Verteidigern.
Die weit auseinandergezogene Kette der Monks näherte sich
unaufhaltsam dem Krater. Erste Strahlschüsse blitzten von drüben
auf. Die Angreifer feuerten wild drauflos, ungeachtet dessen, daß
die Entfernung noch viel zu groß war.
»Von Taktik keine Ahnung«, kommentierte Rusty. »Sie
kommen heran wie auf dem Präsentierteller. Hast du jemals schon
einen solchen idiotischen Angriff miterlebt, Ted?«
Der Kapitän brummte eine Verneinung. Seine Augen blieben
wachsam auf die Schirme gerichtet. »Ich habe ein komisches
Gefühl«, meinte Jackson schließlich. »Das
Manöver ist derart durchsichtig, daß ich mich frage, ob
Joohst nicht vielleicht noch einen anderen Trumpf im Ärmel hat,
von dem wir jetzt noch nichts wissen.«
»Das habe ich mir auch schon durch den Kopf gehen lassen!«
pflichtete ihm Rusty bei. »Joohst ist doch kein Dummkopf; was
also steckt hinter dem ganzen Theater?«
»Wart's ab!« Jackson veränderte seine Haltung um
keinen Zentimeter.
»Deine Ruhe möchte ich haben!« beschwerte sich
Rusty.
Mittlerweile waren die Angreifer nahe genug herangekommen, daß
man ihre Gesichter erkennen konnte. Die Mienen der Bepelzten waren
von Siegesgefühl geprägt. Die Außenmikrophone
übertrugen ihre kurzen, hellen Aufmunterungsschreie, die sie
einander zuriefen.
»Feuer!« befahl Rusty.
Die Strahlen aus den Paralysatoren blieben unsichtbar. Ein
unbefangener
Beobachter mußte den Eindruck haben, als würden die
angreifenden Monks von einer unsichtbaren Sense niedergemäht.
Hinter den Kraterwällen rührte sich nichts. Kein Aufblitzen
verriet den Standort der Verteidiger.
Während die vorderste Linie der Angreifer bewußtlos zu
Boden sank, drängten die hinteren Reihen blindlings vorwärts,
ohne Notiz von dem Schicksal ihrer Kameraden zu nehmen.
»Ich frage mich, ob die Kerle blind geworden sind!«
Rusty verlor angesichts von soviel Stupidität die Nerven. »Das
ist doch nicht normal!« schimpfte er. »Selbst Regenwürmer
hätten inzwischen die Sinnlosigkeit ihres Vorgehens eingesehen.«
»Ein Regenwurm hat auch keine Prinzipien«, meinte
Jackson trocken. »Die dort draußen scheinen welche zu
haben.«
Einige der Monks hatten den Kraterwall erreicht und machten sich
daran, die steile Wand zu erklettern. Sollte ihr Vorhaben glücken,
dann konnten sie zur ernsten Gefahr für die Verteidiger werden.
Rusty beobachtete, wie ein kleiner Trupp seiner Männer die
Deckung verließ und versuchte, die emporkletternden
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