PR TB 087 Asyl Auf Planet Vier
Klippe war
überwunden. Kein Alarm hatte die Besatzung aufgescheucht. Mit
lautlosen Sätzen arbeitete er sich etappenweise zur Zentrale
vor, indem er immer wieder in eine Türnische gedrückt den
Gang abhorchte. Unangefochten erreichte er den Eingang zur Zentrale.
Wie er erwartet hatte, war die Tür verschlossen. Der Mann
entnahm der Brusttasche seiner Kombination einen seltsam geformten
Impulsgeber, wie er eigentlich nur von der Solaren Abwehr benutzt
wurde, und nahm an dem plump aussehenden Gerät einige
Einstellungen vor. Er mußte diesen Vorgang mehrmals
wiederholen, bis schließlich das Schott zur Seite rollte. Das
Geräusch schien in seinen Ohren wie die Trompeten von Jericho zu
dröhnen; denn er blickte sich vorsichtig nach allen Seiten um.
Seine Nerven wurden noch einmal auf die Probe gestellt, als er den
umgekehrten Vorgang einleitete und das Schott wieder zurollen ließ.
Er mußte einige Zeit in dem dunklen Raum suchen, bis er den
Knopf fand, der die Glassitscheiben verdunkeln ließ, so daß
kein Lichtschimmer nach draußen drang, wenn er die Beleuchtung
einschaltete.
Endlich konnte er an seine eigentliche Aufgabe gehen. Er wandte
sich dem mächtigen Kasten der Bordpositronik zu, in der alle
Daten gespeichert waren. Mit geschickten Händen bediente er die
Kontrollen. Er forderte die Kursdaten des letzten Fluges an und
studierte aufmerksam den langen Plastikstreifen, den die Positronik
auswarf. Schließlich nickte er befriedigt. Er hatte gefunden,
was er brauchte: die Positionsdaten des Planeten OASIS IV.
Als nächstes wandte er sich dem Hyperkom zu. Er aktivierte
ihn mit wenigen, schnellen Handgriffen. Brummend erwachte die Anlage
zum Leben. Der Mann fütterte das Kodiergerät mit einem
kurzen Funkspruch. Nach kurzer Zeit glitt ein schmaler
Plastikstreifen aus dem Auswurf schlitz des Geräts.
Beinahe andächtig führte der NEUTRALE BEOBACHTER den
kleinen Streifen in die Eingabeöffnung des Hyperkoms ein und
stellte das Gerät auf Dauersendung ein. Als er schließlich
die breite, rote Taste herunterdrückte, jagte der Funkspruch in
immerwährenden Wiederholungen über die Antennenblöcke
des Springerschiffs ins All hinaus und überbrückte
unvorstellbare Entfernungen.
Praktisch ohne nennenswerten Zeitverlust gelangte die Botschaft
über die Relaisschiffe des Solaren Imperiums nach Terrania, wo
sie von Funkspezialisten der Abwehr dekodiert und an die richtige
Stelle weitergeleitet wurde.
Die richtige Stelle war der Schreibtisch Homer G. Adams'. Während
der Leiter der GCC in den Archiven nach der Akte PROSPERITY forschen
ließ, machte sich der NEUTRALE BEOBACHTER auf den Rückweg.
Er löschte das Licht und öffnete vorsichtig das Schott.
Als er auf den Gang hinaustrat, wurde er von mehreren
Strahlschüssen gleichzeitig getroffen. Einer der Springer, der
im Generatorraum Dienst getan hatte, war durch den plötzlichen
Energieverbrauch stutzig geworden. Er hatte nachgeforscht und dabei
festgestellt, daß die Funkanlage in Betrieb war. Das konnte
aber nicht sein, denn Zorides ließ niemanden an das Gerät,
und der Patriarch war mit den Terranern unterwegs.
Während der NEUTRALE BEOBACHTER zu Boden ging, waren seine
letzten Gedanken: »Ich habe es geschafft.«
Die Springer, die sich über den Toten beugten, wunderten sich
über das triumphierende Lächeln, das Nielsons Lippen
umspielte, und das selbst durch den Todeskampf nicht ausgelöscht
worden war.
Innerlich fluchend, jagte Zorides den Gleiter hoch. Im
Mannschaftsraum lag ein Schwerverletzter, und neben ihm saß
dieser Verrückte und schwatzte ihm die Ohren voll.
»Halten Sie doch endlich den Mund!« fuhr der Patriarch
Simpson an, der erschrocken verstummte. »Ich weiß, daß
es Ihr Freund ist, und ich werde mich beeilen.«
Der wahre Grund für Zorides' Mißvergnügen lag
allerdings in der Tatsache begründet, daß die Suche nach
dem entflohenen Mädchen fehlgeschlagen war. Die Leute in der
SÜD-Kuppel waren nunmehr gewarnt und konnten sich auf die
Verteidigung einrichten. Zorides war in erster Linie Händler. Er
arbeitete mit genau kalkuliertem Risiko und war auch durchaus bereit
zu kämpfen, wenn die Situation das erforderte. Es war jedoch ein
großer Unterschied, ob man die SÜD-Kuppel im
Überraschungsangriff nahm oder den Kampf gegen einen
vorbereiteten Gegner antreten mußte, der noch dazu Terraner
war. Zorides hatte allen Respekt vor den Terranern. Er ahnte, daß
ein Kampf gegen die SÜD-Leute große Opfer fordern würde,
sowohl an Menschen
Weitere Kostenlose Bücher